Vulvovaginale Atrophie/Genitales Menopausensyndrom – Operative Therapie
Die vulvovaginale Atrophie (Vaginale Gewebsrückbildung durch Östrogenmangel in der Menopause), auch als genitales Menopausensyndrom (GMS) bezeichnet, führt zu Symptomen wie vaginaler Trockenheit, Dyspareunie (Schmerzen beim Geschlechtsverkehr), rezidivierenden Harnwegsinfektionen und Blasenschwäche (Harninkontinenz).
Operative Therapie – Wann notwendig?
Eine operative Therapie ist in der Regel nicht erforderlich, da die Behandlung primär auf konservativen und hormonellen Maßnahmen basiert.
Chirurgische Eingriffe sind nur in schweren Fällen von Harninkontinenz (Blasenschwäche) angezeigt, wenn nicht-operative Therapieansätze versagen.
Indikationen für eine Operation bei Harninkontinenz im Rahmen des GMS
- Belastungsinkontinenz (SUI – Stress Urinary Incontinence) mit erheblicher Beeinträchtigung der Lebensqualität
- Deszensus genitalis (Senkung der Beckenorgane) mit Symptomen wie Druckgefühl, rezidivierenden Infektionen oder Harnverhalt
- Versagen von Beckenbodentraining, Pessartherapie oder medikamentösen Behandlungsoptionen
Operative Verfahren bei Harninkontinenz
Die operative Therapieoptionen richten sich nach dem Schweregrad der Harninkontinenz und umfassen:
1. Minimalinvasive Verfahren
- Mittelurethrale Schlingenoperation (TVT/TOT)
- Einlage eines synthetischen Bandes zur Stabilisierung der Harnröhre
- Standardverfahren bei Belastungsinkontinenz
- Injektionstherapie mit Bulking Agents
- Unterspritzung der Harnröhre mit verdickendem Material (z. B. Hyaluronsäure oder Kollagen)
- Geeignet für leichte Formen der Inkontinenz
2. Rekonstruktive Eingriffe
- Kolposuspension nach Burch
- Anhebung der Blasenhalsregion zur Stabilisierung der Harnröhre
- Indiziert bei ausgeprägter Belastungsinkontinenz
- Sakropexie (Fixierung der Beckenorgane am Kreuzbein)
- Indiziert bei starkem Genitalprolaps mit Senkung der Harnblase
- Operative Vaginalstraffung mit Eigengewebe oder biologischen Implantaten
- Ziel: Verbesserung der vaginalen Elastizität und Feuchtigkeitsregulation
Alternative Therapieoptionen bei vulvovaginaler Atrophie (Nicht-operative Verfahren)
Da eine Operation selten notwendig ist, sollten zunächst nicht-operative Behandlungsmaßnahmen ausgeschöpft werden:
1. Hormonelle Therapie
- Lokal angewendete Östrogene (Vaginalzäpfchen, Cremes, Ringe)
- Wirksam zur Verbesserung der vaginalen Feuchtigkeit und Gewebedurchblutung
- Systemische Hormontherapie (HRT – Hormonersatztherapie)
- Bei zusätzlichen klimakterischen Beschwerden (z. B. Hitzewallungen, Schlafstörungen)
2. Nicht-hormonelle Therapie
- Feuchtigkeitsspendende Vaginalgele und Gleitmittel zur Linderung vaginaler Trockenheit
- Hyaluronsäure-Therapie zur Regeneration der Vaginalschleimhaut
3. Regenerative Laser- oder Radiofrequenztherapie
- Fraktionierter CO₂-Laser oder Erbium-YAG-Laser
- Stimuliert die Neubildung von Kollagen und Elastin
- Wirksam bei vaginaler Trockenheit, Dyspareunie und leichter Belastungsinkontinenz
Fazit
- Operative Maßnahmen sind nur bei schwerer Harninkontinenz oder Genitalprolaps nach Versagen konservativer Methoden indiziert.
- Minimalinvasive Eingriffe wie TVT oder Kolposuspension sind Standardverfahren zur Behandlung der Inkontinenz im Rahmen des Genitalen Menopausensyndroms.
- Die primäre Therapie der vulvovaginalen Atrophie erfolgt nicht-operativ, insbesondere durch lokale Östrogentherapie, vaginale Feuchtigkeitspräparate oder regenerative Laserbehandlungen.
Autoren: Prof. Dr. med. G. Grospietsch, Dr. med. W. G. Gehring