Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes mellitus) – Prävention
Zur Prävention des Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Ernährung
- Mikronährstoffmangel – Eine unausgewogene Ernährung mit Defiziten an Magnesium, Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren (Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure) kann die Insulinempfindlichkeit negativ beeinflussen.
- Hoher Zuckerkonsum – Übermäßige Aufnahme von raffiniertem Zucker und zuckerhaltigen Getränken erhöht das Risiko für Insulinresistenz.
- Körperliche Aktivität
- Bewegungsmangel – Geringe körperliche Aktivität reduziert die Glukoseaufnahme in die Muskeln und fördert Insulinresistenz.
- Regelmäßige moderate Bewegung – Kann die Insulinempfindlichkeit steigern und das Risiko für Gestationsdiabetes verringern.
- Genussmittelkonsum
- Tabakkonsum (Rauchen) – Beeinträchtigt die Gefäßgesundheit und erhöht das Risiko für eine gestörte Glukosetoleranz.
- Psycho-soziale Situation
- Stress [3] – Chronischer Stress kann durch Cortisolfreisetzung die Blutzuckerregulation stören und Insulinresistenz fördern.
- Übergewicht (BMI ≥ 25, Adipositas)
- Adipositas als zentraler Faktor – Adipositas ist der stärkste Risikofaktor für Gestationsdiabetes und erhöht das Risiko um das Fünffache [3].
- Zentrale Fettverteilung – Insbesondere eine androide Fettverteilung (Bauchfett) ist mit einem höheren Risiko assoziiert.
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
- Ernährung
- Ballaststoffreiche Ernährung – Reduziert die postprandiale Blutzuckerspitze (nach der Mahlzeit).
- Vermeidung von Zuckerzusätzen – Unterstützt eine stabile Glukoseregulation.
- Körperliche Aktivität
- Moderate Bewegung – Eine Metaanalyse zeigt eine Risikoreduktion von 28 % für Gestationsdiabetes durch regelmäßige körperliche Aktivität [1].
- Krafttraining – Fördert zusätzlich die Blutzuckerkontrolle.
- Lebensstilinterventionen
- Bei Frauen mit BMI > 30 kg/m² und Gestationsdiabetes in der Vorgeschichte reduziert ein intensives Gesundheitsprogramm das Risiko um 35 % (13,9 % vs. 21,6 % in der Kontrollgruppe) [2].
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention zielt darauf ab, Gestationsdiabetes frühzeitig zu erkennen und gezielte Maßnahmen einzuleiten.
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Früherkennung und Diagnostik
- OGTT (Oraler Glukosetoleranztest) – Durchführung bereits im ersten Trimester bei Schwangeren mit multiplen Risikofaktoren.
- Kontinuierliches Blutzuckermonitoring (CGM) – Unterstützt die individuelle Therapieanpassung.
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Therapeutische Maßnahmen
- Individuelle Ernährungsberatung – Optimierung der Kohlenhydratzufuhr.
- Regelmäßige Bewegung – Förderung der Insulinsensitivität.
- Insulintherapie bei Bedarf – Falls diätetische Maßnahmen nicht ausreichen, um normoglykämische Werte zu erreichen.
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention fokussiert sich auf die langfristige Betreuung und Vermeidung von Folgeerkrankungen nach Gestationsdiabetes.
- Langzeitbetreuung
- Postpartale Diabetes-Prävention – Etablierung von Programmen zur Vermeidung von Typ-2-Diabetes durch regelmäßige oGTTs und Lebensstilberatung.
- Gewichtsmanagement – Förderung eines gesunden BMI durch Ernährung und Bewegung.
- Psychosoziale Unterstützung
- Selbsthilfegruppen – Austausch mit anderen Betroffenen zur Bewältigung der Herausforderungen.
- Psychologische Begleitung – Unterstützung bei emotionalen Belastungen durch die Diagnose oder Therapie.
Literatur
- Russo LM et al.: Physical Activity Interventions in Pregnancy and Risk of Gestational Diabetes Mellitus: A Systematic Review and Meta-analysis. Obstet Gynecol. 2015 Mar;125(3):576-82. doi: 10.1097/AOG.0000000000000691.
- Koivusalo SB et al.: Gestational Diabetes Mellitus Can Be Prevented by Lifestyle Intervention: The Finnish Gestational Diabetes Prevention Study (RADIEL). doi: 10.2337/dc15-0511 Diabetes Care July 29, 2015
- Günther J et al.: Effects of a Lifestyle Intervention in Routine Care on Prenatal Dietary Behavior—Findings from the Cluster-Randomized GeliS Trial J. Clin. Med. 2019, 8, 960 doi: 10.3390/jcm8070960.