Scheidenkrebs (Vaginalkarzinom) – Strahlentherapie
Das Vaginalkarzinom (Scheidenkrebs) (Scheidenkrebs) ist eine seltene maligne (bösartige) Erkrankung, die primär die vaginale Schleimhaut betrifft. Die Therapie richtet sich nach dem FIGO-Stadium (Klassifikation der Internationalen Föderation für Gynäkologie und Geburtshilfe; Fédération Internationale de Gynécologie et d'Obstétrique) und umfasst je nach Krankheitsausdehnung Strahlentherapie, Radiochemotherapie (Kombination aus Strahlentherapie und Chemotherapie) (RCT) und in Einzelfällen chirurgische Verfahren. Die Strahlentherapie spielt insbesondere in den fortgeschrittenen Stadien eine zentrale Rolle.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- FIGO-Stadium (Klassifikation der Internationalen Föderation für Gynäkologie und Geburtshilfe) I: Alleinige Brachytherapie (interne Strahlentherapie) bei kleinen und oberflächlichen Tumoren.
- FIGO-Stadium (Klassifikation der Internationalen Föderation für Gynäkologie und Geburtshilfe) II-IV: Kombination aus perkutaner Strahlentherapie (externe Bestrahlung) und simultaner Chemotherapie (Radiochemotherapie (Kombination aus Strahlentherapie und Chemotherapie)) als Standardtherapie.
- Postoperative Strahlentherapie: Bei hohem Risiko für Lokalrezidive (örtliches Wiederauftreten des Tumors) nach chirurgischer Therapie.
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Schwere Komorbiditäten (Begleiterkrankungen), die eine Strahlentherapie unmöglich machen (z. B. unbehandelte entzündliche Darmerkrankungen, unkontrollierte Kollagenosen).
- Vorbestehende Strahlenfibrose oder maximale Strahlendosis in der Beckenregion bereits erreicht.
- Schwangerschaft als relative Kontraindikation, individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung erforderlich.
Verfahrensbeschreibung
Die Strahlentherapie des Vaginalkarzinoms erfolgt als Kombination aus Brachytherapie (interne Strahlentherapie) und perkutaner Strahlentherapie (externe Bestrahlung), ergänzt durch simultane Chemotherapie in fortgeschrittenen Stadien.
- Brachytherapie (interne Strahlentherapie): Anwendung einer radioaktiven Quelle direkt in oder in der Nähe des Tumors. Vorteil: hohe lokale Strahlendosis mit geringer Schädigung des umgebenden Gewebes.
- Perkutane Strahlentherapie: Externe Bestrahlung mit Linearbeschleunigern, insbesondere für ausgedehnte Tumoren oder Lymphknoten (lymphatisches Gewebe)metastasen.
- Radiochemotherapie (Kombination aus Strahlentherapie und Chemotherapie): Simultane Gabe von Chemotherapeutika (meist Cisplatin (chemotherapeutisches Medikament)), um die Strahlenempfindlichkeit der Tumorzellen zu erhöhen.
Therapiedurchführung
- Strahlendosis: Gesamtdosis für den Primärtumor 70-85 Gy (Grey) je nach Tumorausdehnung.
- Mitbestrahlung der Lymphknoten (lymphatisches Gewebe): Aufgrund fehlender sicherer Korrelation zwischen Tumorlokalisation und Lymphabflusswegen erhalten sowohl die inguinofemoralen als auch die pelvinen Lymphknoten (lymphatisches Gewebe) eine Dosis von 50-56 Gy.
- Simultane Chemotherapie: Standardregime mit Cisplatin (chemotherapeutisches Medikament) 40 mg/m² wöchentlich.
Erfolgsaussichten und Ansprechraten
- Die Kombination aus perkutaner Strahlentherapie (externe Bestrahlung), Brachytherapie (interne Strahlentherapie) und Chemotherapie verbessert die 5-Jahres-Überlebensrate von 24 % auf 43 %.
- Lokale Tumorkontrolle kann durch zusätzliche Brachytherapie optimiert werden.
- Die postoperative Strahlentherapie senkt das Lokalrezidivrisiko signifikant.
Vergleich mit alternativen Verfahren
Methode | Technik | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|---|
Brachytherapie (interne Strahlentherapie) | Applikation einer Strahlenquelle direkt in Tumornähe | Hohe lokale Kontrolle, Schonung des umliegenden Gewebes | Begrenzte Anwendung bei großen Tumoren |
Perkutane Strahlentherapie (externe Strahlentherapie) | Externe Bestrahlung mit Linearbeschleuniger | Effektiv bei fortgeschrittenen Tumoren, große Abdeckung | Nebenwirkungen auf umliegendes Gewebe |
Radiochemotherapie (Kombination aus Strahlentherapie und Chemotherapie) | Kombination aus Strahlen- und Chemotherapie | Synergistischer Effekt erhöht Tumorabbau | Erhöhte Toxizität (Giftigkeit), höhere Nebenwirkungsrate |
Chirurgische Therapie | Exzision des Tumors | Möglichkeit zur Heilung in frühen Stadien | Hohe Morbidität (Erkrankungshäufigkeit), oft nicht ausreichend |
Fazit
Die Strahlentherapie, insbesondere in Kombination mit Chemotherapie, stellt den Therapiestandard für das Vaginalkarzinom in fortgeschrittenen Stadien dar. Die alleinige Brachytherapie kann in frühen Stadien eine suffiziente Behandlungsoption sein. Die postoperative Strahlentherapie ist bei hohem Rezidivrisiko sinnvoll. Zukünftige Entwicklungen, insbesondere in der personalisierten Strahlentherapie, könnten die Therapieergebnisse weiter verbessern.
Leitlinien
Die aktuelle Therapieempfehlung basiert auf der S2k-Leitlinie "Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Vaginalkarzinom (Scheidenkrebs)s und seiner Vorstufen" (AWMF-Registernummer: 032-042), Oktober 2018. Eine regelmäßige Überprüfung der Leitlinien ist erforderlich, um neue Entwicklungen zu berücksichtigen.
Leitlinien
- S2k-Leitlinie: Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Vaginalkarzinoms und seiner Vorstufen. (AWMF-Registernummer: 032-042), Oktober 2018 Kurzfassung Langfassung Dia-Version