Scheidenkrebs (Vaginalkarzinom) – Operative Therapie

VaIN (vaginale intraepitheliale Neoplasie)

„Vor jeder Therapie einer VaIN (Krebsvorstufe des Vaginalkarzinoms) soll ein invasives Karzinom mittels Biopsien (Gewebeentnahme) ausgeschlossen werden. Wenn zytologisch (Zelluntersuchung) der Verdacht auf eine Invasion (Eindringen in den Körper) besteht, soll keine destruktive Therapie erfolgen, sondern ein exzidierendes Verfahren (operative Entfernung in der Gesamtheit)“ [S2k-Leitlinie]".

Therapiemethoden bei high-grade VaIN in Abhängigkeit vom HPV Status und der Lokalisation der Läsion [S2k-Leitlinie]

VaIN
II-III
(HSIL)
Unteres Drittel Mittleres Drittel Scheidenblindsack Gesamte
Scheide
HPV-indiziert

Exzision (operative Entfernung),
PE/Laservaporisation
(Verdampfung),
lokale med. Therapie

Exzision 
PE/Laservaporisation 
lokale med. Therapie
Exzision 
PE/Laservaporisation 
obere Kolpektomie
(Eingriff, bei dem die Wand
der Vagina partiell 
entfernt wird)
Skinning-Resektion
Vaginalepithel
(oberflächlich begrenzte
Abtragung),
Kolpektomie,
lokale med. Therapie
HPV-negativ Exzision Exzision

Exzision,
obere Kolpektomie

Kolpektomie,
Skinning-Resektion 
Vaginalepithel
(oberflächlich begrenzte 
Abtragung)

Legende

  • VaIN: vaginale intraepitheliale Neoplasie (Krebsvorstufen des Vaginalkarzinoms)
  • HSIL: high grade squamous intraepithelial lesion
  • HPV: humane Papillomviren

Beachte

  • Wegen des hohen Rezidivrisikos (Risiko des Wiederauftreten der Erkrankung) von 30 bis 70 % sollten Patienten mit HSIL lebenslang an Kontrolluntersuchungen teilnehmen.
  • Bei ca. 3 % der Rezidive handelt es sich um invasive Vaginalkarzinome.
  • Bei Patientinnen mit HSIL, die nicht HPV-geimpft sind und HPV-negative Veränderungen haben, kann die Durchführung einer Impfung diskutiert werden.

Vaginalkarzinom

Therapie des Primärtumors

FIGO-Stadium Maßnahmen 
 I Operative Entfernung des Primärtumors im Gesunden
 II-IV Radiochemotherapie (Standardverfahren)
 IV Bei hoher Fistelgefahr oder bereits bestehender Fistel →
vordere/hintere Exenteration (Herausnehmen von Eingeweiden) mit Wiederherstellung der Reservoirfunktion betroffener Nachbarorgane

Therapie der regionäre Lymphknoten

Bei einer Infiltrationstiefe (Eindringtiefe) von mehr als 1 mm muss wahrscheinlich von einem relevanten Metastasierungsrisikos ausgegangen werden.

Im Falle einer Metastasierung des Vaginalkarzinoms findet diese im distalen Drittel der Vagina in die Leistenlymphknoten und die Tumoren in den oberen zwei Dritteln der Scheide in die Beckenlymphknoten statt.

Die aktuelle S2k-Leitlinie gibt unter anderem für den Einsatz der Sentinel-Technik (Sentinel“ (Wächter-)-Lymphknotenentnahme) beim Vaginalkarzinom folgende Bedingungen an:

  • Kein Vorliegen klinisch und/oder bildgebender suspekter (verdächtiger) Lymphknoten
  • Stadium FIGO I: Primärtumor überschreitet nicht einen Durchmesser von 4 cm in der Vaginalebene und infiltriert nicht über die Vagina (Scheide) hinaus. 
  • Keine Voroperationen in den zu behandelnden Lymphabflussregionen

Systematische Lymphonodektomie

Falls eine systematische Lymphonodektomie (LNE; Lymphknotenentfernung) erforderlich ist, müssen dabei die inguinofemoralen und pelvinen Lymphknoten beidseits entfernt werden.

Lokoregionäre Rezidive und Fernmetastasen

Rezidive (Wiederauftreten der Erkrankung) treten meistens innerhalb der ersten Jahre nach der Primärbehandlung auf (90 % innerhalb der ersten 5 Jahre).

Die therapeutische Vorgehensweise bei lokoregionären Rezidiven ohne Fernmetastasen (Metastase, die sich nicht in der Nähe des Primärtumors und des regionalen Lymphknotensystems befindet) ist abhängig von der Lage und Ausdehnung des Rezidivs, dem Allgemeinzustand des Patienten und ob zuvor eine Radiatio durchgeführt wurde. Entsprechend kann die Therapie operativ bis hin zur organübergreifenden Exenteration oder auch eine Radio(chemo)therapie sein.

Bei Vorliegen von Fernmetastasen ist eine Palliativ- bzw. Supportivtherapie (lindernde bzw. unterstützende Therapiemaßnahmen) angezeigt. Diese kann sowohl operativ als auch eine Radiotherapie oder eine palliative Chemotherapie sein.

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Vaginalkarzinoms und seiner Vorstufen. (AWMF-Registernummer: 032-042), Oktober 2018 Kurzfassung Langfassung Dia-Version