Scheidenjuckreiz (Pruritus vulvae) – Prävention
Zur Prävention des Pruritus vulvae (Scheidenjuckreiz) muss insbesondere auf eine Reduktion der Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Ernährung
- Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – Ein Defizit an antioxidativen Vitaminen (z. B. Vitamin A, C, E) und Spurenelementen wie Zink kann die Hautbarriere schwächen und die Anfälligkeit für Reizungen und Infektionen erhöhen.
- Körperliche Aktivität
- Mechanische Belastungen – Aktivitäten wie Fahrradfahren, Reiten oder das Tragen enger Kleidung können durch Reibung oder eingeschränkte Belüftung der Vulvahaut zu Reizungen und Mazeration führen.
- Psycho-soziale Situation
- Stress – Beeinträchtigt das Immunsystem und verzögert die Heilungsprozesse der Haut, was die Entstehung und Chronifizierung von Juckreiz begünstigen kann.
- Chronische Belastung – Anhaltender psychischer Stress erhöht das Risiko für psychosomatische Beschwerden wie Pruritus.
- Intimhygiene
- Falsche Hygienemaßnahmen – Abwischen nach dem Stuhlgang von hinten nach vorn kann pathogene Keime wie Escherichia coli in den Vaginalbereich verschleppen.
- Übertriebene Intimhygiene – Regelmäßige Verwendung von Deodorantien, parfümierten Seifen, Desinfektionsmitteln oder Vaginalspülungen schädigt die natürliche Schutzbarriere der Vaginalflora.
- Unzureichende Hygiene – Mangelnde Reinigung kann die Ansammlung von Sekreten und die Besiedelung mit pathogenen Keimen fördern.
- Sexualpraktiken
- Geschlechtsverkehr – Wechsel von vaginalem zu analem oder oralem Koitus ohne hygienische Maßnahmen fördert die Keimverschleppung und erhöht das Risiko für Infektionen.
- Promiskuität – Häufig wechselnde Sexualpartner erhöhen die Exposition gegenüber sexuell übertragbaren Infektionen (STIs), die Pruritus vulvae verursachen können.
- Umweltfaktoren
- Chemische Irritationen – Kontakt mit reizenden Waschmitteln, parfümierten Slipeinlagen oder synthetischen Materialien kann die Hautbarriere schädigen.
- Exogene Noxen – Kontakt mit Allergenen wie Nickel in Unterwäsche oder Reinigungsmitteln kann allergische Reaktionen auslösen.
- Kleidung
- Nicht atmungsaktive Materialien – Fördert die Wärme- und Feuchtigkeitsansammlung, die die Vulvahaut reizt und Infektionen begünstigt.
- Übergewicht (BMI ≥ 25, Adipositas)
- Schwitzen – Führt zu Feuchtigkeitsansammlungen und Mazeration in Hautfalten, wodurch Reizungen und Infektionen begünstigt werden.
Umweltbelastungen – Intoxikationen (Vergiftungen)
- Epithelschädigung durch:
- Chemische Irritationen – Kontakt mit reizenden Waschmitteln, parfümierten Slipeinlagen oder synthetischen Materialien kann die Hautbarriere schädigen.
- Mazeration (Aufweichung des Gewebes) der Haut – z. B. Fluor, Fisteln, Menstrualblut, Schweiß, Sekret (Harn-, Stuhlinkontinenz, Karzinomsekret
- Mechanische Irritation – z. B. enge Hosen, Monatsbinden, Wäsche
- Toxische Kontaktdermatitis –z. B. Arzneimittel, Detergenzien, Insektizide, Kosmetika, Öle, Spülungen, Überwaschung, Waschmittel
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
- Ernährung
- Ausgewogene Ernährung – Eine ausreichende Zufuhr von antioxidativen Vitaminen (z. B. Vitamin A, C, E) und Spurenelementen wie Zink stärkt die Hautbarriere und reduziert die Anfälligkeit für Reizungen.
- Flüssigkeitszufuhr – Eine ausreichende Hydratation unterstützt die Hautelastizität und beugt Mazerationen (Aufweichung der Haut) vor.
- Intimhygiene
- Milde Reinigungsmittel – Verwendung von pH-neutralen und parfümfreien Produkten zur Vermeidung von Hautirritationen.
- Richtige Hygienetechniken – Abwischen nach dem Stuhlgang von vorn nach hinten, um Keimverschleppung zu vermeiden.
- Kleidung und körperliche Belastung
- Atmungsaktive Materialien – Tragen von Baumwollunterwäsche zur Verbesserung der Luftzirkulation und Reduktion von Feuchtigkeit.
- Vermeidung mechanischer Reizungen – Schutz vor übermäßiger Reibung durch lockere Kleidung und vorsichtige Wahl von körperlichen Aktivitäten.
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention zielt darauf ab, frühe Anzeichen von Hautirritationen oder Infektionen rechtzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln.
- Früherkennung und Diagnostik
- Hautinspektion – Regelmäßige Kontrolle der Vulvahaut auf Rötungen, Schwellungen oder andere Anzeichen von Irritationen.
- Mikrobiologische Abstriche – Bei Verdacht auf Infektionen (z. B. durch Candida oder Bakterien) zur frühzeitigen Diagnosestellung und Therapie.
- Therapeutische Maßnahmen
- Lokaltherapie – Verwendung von milden, entzündungshemmenden Salben oder Feuchtigkeitspflege bei Reizungen.
- Probiotika – Anwendung von Probiotika zur Stabilisierung der Vaginalflora und Verhinderung von Dysbiosen (Fehlbesiedlung).
- Beratung
- Individuelle Hygieneschulung – Anleitung zur richtigen Intimpflege und Vermeidung von exogenen Noxen.
- Behandlungsexpositionen – Identifikation und Vermeidung potenzieller Allergene oder irritativer Substanzen.
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention fokussiert sich auf die langfristige Betreuung und Vermeidung von Komplikationen bei bestehendem Pruritus vulvae.
- Langzeittherapie
- Chronischer Pruritus – Behandlung mit antihistaminischen oder immunsuppressiven Lokaltherapien bei anhaltendem Juckreiz.
- Systemische Therapie – Einsatz von Antimykotika (Antipilzmittel) oder Antibiotika bei schwereren Infektionen.
- Lebensstilinterventionen
- Stressmanagement – Integration von Entspannungstechniken wie Yoga oder Achtsamkeitstraining zur Reduktion von stressinduziertem Juckreiz.
- Hautpflege – Regelmäßige Anwendung von schützenden Hautpflegeprodukten zur Stärkung der Barrierefunktion.
- Psychosoziale Unterstützung
- Selbsthilfegruppen – Förderung des Austauschs mit anderen Betroffenen zur Bewältigung der Beschwerden.
- Psychologische Begleitung – Unterstützung bei emotionaler Belastung durch chronischen Juckreiz.
Autoren: Prof. Dr. med. G. Grospietsch, Dr. med. W. G. Gehring