Scheidenentzündung (Vaginitis/Kolpitis) – Symptome – Beschwerden

In vielen Fällen verläuft die Vaginitis bzw. Kolpitis (Scheidenentzündung) asymptomatisch.

Allgemeine Vorbemerkungen

Die Vagina (Scheide) besteht aus einem hoch aufgebauten unverhornten Plattenepithel (Mukosa), das wenig Nerven und keine Drüsen besitzt. Anders ist das im Vulvabereich, der reichlich mit Nerven versorgt ist. Das betrifft sowohl den Bereich mit dem verhornten Plattenepithel (große Labien/Schamlippen, Außenseite der kleinen Labien) und als auch das sog. Vestibulum vaginae (Scheidenvorhof), das sich von der Innenseite der kleinen Labien bis zum Hymenalsaum erstreckt. In diesem Bereich besteht ein fließender, nicht scharf begrenzter, Übergang von dem robusten mehrschichtigen Plattenepithel zu einem relativ dünnen (sehr viel dünner als in der Vagina), unverhorntem Plattenepithel. Das Vestibulum ist zart, empfindlich und mit sehr vielen Nerven und Drüsen ausgestattet (Lustbereich). Was bedeutet das unter dem Aspekt von Beschwerden und Symptomen? Wenn Patientinnen über Schmerzen, Brennen und über eine trockene Scheide klagen, so sind dies Beschwerden fast ausschließlich aus dem Bereich des Vestibulum vaginae und signalisieren eine Mitbeteiligung des äußeren Genitale durch eine Erkrankung der Vagina (Scheide), der Cervix (Gebärmutterhals) oder des Uterus (Gebärmutter), soweit es sich um sezerniertes Sekret handelt, das nach außen fließt.

Folgende Symptome und Beschwerden können gemeinsam mit einer Vaginitis/Kolpitis auftreten:

Bei den häufigen infektiösen Erkrankungen: Soor-, Amin-, Trichomonaden-Kolpitis

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Vaginitis bzw. Kolpitis (Scheidenentzündung) und werden oft zuerst bemerkt:

  • Fluor vaginalis (Ausfluss)
    • Soor-Kolpitis: weißer, topfiger, geruchsamer Ausfluss
    • Amin-Kolpitis: häufig grau-weißlich und dünnflüssig mit fischartigem Geruch, Gefühl der Nässe
    • Trichomonaden-Kolpitis: schaumig, gelb-grün, fötid, übel riechend

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer Vaginitis bzw. Kolpitis (Scheidenentzündung):

  • Rötung
    • Soor-Kolpitis: häufig; Vulva (äußere, primäre Geschlechtsorgane) und Vagina betreffend
    • Amin-Kolpitis: selten; Vulva, praktisch nie die Vagina betreffend
    • Trichomonaden-Kolpitis: Vulva und Vagina betreffend

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Pruritus (Juckreiz)
    • Soor-Kolpitis: häufig
    • Amin-Kolpitis: selten
    • Trichomonaden-Kolpitis: häufig
  • Brennen
    • Soor-Kolpitis: nein
    • Amin-Kolpitis: nein
    • Trichomonaden-Kolpitis: nein
  • Dyspareunie (Beschwerden beim Verkehr)
    • Soor-Kolpitis: manchmal bis häufig
    • Amin-Kolpitis: nie
    • Trichomonaden-Kolpitis: häufig
  • Dysurie (Schmerzen beim Wasserlassen)
    • Soor-Kolpitis: manchmal
    • Amin-Kolpitis: nie
    • Trichomonaden-Kolpitis: häufig

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Allgemeines Unwohlsein
  • Leichte Beschwerden im Genitalbereich 

Beachte: 

  • Bei einer Vaginalmykose (Soor-Kolpitis) zu kommt es zu dem häufig zu einem Ödem (Anschwellung/Wassereinlagerung).
  • Bei Mädchen unter 10 Jahren kann eine Vulvovaginitis (Entzündung der Vulva und der Vagina (Scheide)) auch mit Vaginalblutungen (Scheidensblutung) einhergehen. In einer australischen Fallserie lag den Vaginalblutungen am häufigsten eine Vulvovaginitis zugrunde [1].

Weitere Hinweise

  • Vulvovaginalkandidosen (VVC) treten typischerweise prämenstruell auf. In ca. 90 % der Fälle ist Pruritus (Juckreiz) im Scheidenvorhof (Vestibulum vaginae) das typische Symptom.
    Differentialdiagnostisch müssen eine Vulvovaginitis (Entzündung bezeichnet, die die Vulva und Scheide gemeinsam betrifft) durch A-Streptokokken, atopische Vulvitiden oder eine Vestibulodynie/Vulväres Vestibulitis Syndrom in Erwägung gezogen werden.
  • Candidose in Abhängigkeit von der Lebensphase
    • Prämenopause (zehn bis fünfzehn Jahre vor der Menopause): Infektion der Vulva (Gesamtheit der äußeren primären Geschlechtsorgane) und des Introitus (Scheideneingang) sowie Vaginitis (Scheidenentzündung)
    • Postmenopause (Zeitabschnitt, der dann beginnt, wenn die Menstruation für mindestens ein Jahr ausgeblieben ist.): Candidainfektion des Genitalbereiches meistens als Vulvakandidose
  Rötung Pruritus
(Juckreiz)
Brennen
Dyspareunie
(Beschwerden beim Verkehr)
Dysurie
(Beschwerden beim Wasserlassen)
Soor-Kolpitis 
häufig; Vulva und Vagina betreffend
häufig
nein manchmal bis häufig
manchmal
Amin-Kolpitis selten; Vulva, praktisch nie die Vagina betreffend selten
nein
nie
nie
Trichomonaden-Kolpitis Vulva und Vagina betreffend häufig
ja
häufig
häufig

Autoren: Prof. Dr. med. G. Grospietsch, Dr. med. W. G. Gehring

Literatur

  1. Drever N et al.: Vaginal bleeding in children: A retrospective audit at a tertiary paediatric gynaecology service. J Paediatr Child Health 2023; https://doi.org/10.1111/jpc.16366