Scheidenentzündung (Vaginitis/Kolpitis) – Prävention
Zur Prävention der Vaginitis bzw. Kolpitis (Scheidenentzündung) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Ernährung
- Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – Ein Mangel an essenziellen Vitalstoffen kann die lokale Immunabwehr beeinträchtigen. Siehe Prävention mit Mikronährstoffen.
- Genussmittelkonsum
- Tabak (Rauchen) – Erhöht das Risiko für entzündliche Prozesse im Genitalbereich.
- Drogenkonsum
- Cannabis (Haschisch und Marihuana) – Kann die Schleimhautbarriere schwächen.
- Geschlechtsverkehr
- Wechsel von vaginalem zu analem oder oralem Koitus ohne Hygiene – Erhöht das Risiko für bakterielle Vaginosen oder Pilzinfektionen.
- Orogenitale Kontakte – Begünstigen das Eindringen pathogener Keime.
- Intimhygiene
- Übertriebene Intimhygiene – Führt zu einer Störung des natürlichen vaginalen Mikrobioms (Gesamtheit aller Mikroorganismen in der Scheide).
- Verhütungsmittel
- Intrauterinspirale (IUP, Spirale) – Kann das Risiko für bakterielle Infektionen erhöhen.
- Promiskuität
- Häufig wechselnde Geschlechtspartner erhöhen das Risiko für sexuell übertragbare Infektionen (STIs).
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
Zur Prävention der Vaginitis bzw. Kolpitis sind gezielte Maßnahmen erforderlich, die die vaginale Gesundheit fördern und das Risiko für Infektionen minimieren.
- Ernährung
- Probiotische Lebensmittel wie Joghurt mit aktiven Kulturen unterstützen das Gleichgewicht der Vaginalflora.
- Ausreichende Versorgung mit Vitamin D, Vitamin C, und Zink, um die Immunabwehr zu stärken.
- Hygiene
- pH-neutrale Intimhygieneprodukte verwenden, um das saure Milieu der Vagina zu erhalten.
- Vermeidung von übertriebener Intimhygiene und aggressiven Reinigungsmitteln.
- Probiotische Vaginalpräparate
- Regelmäßige Anwendung von Vaginalpräparaten mit Lactobacillus-Spezies, um das vaginale Mikrobiom zu stärken.
- Kleidung und Umweltfaktoren
- Tragen von atmungsaktiver Baumwollunterwäsche, um ein feuchtwarmes Milieu zu vermeiden.
- Vermeidung von enger synthetischer Kleidung, die die Belüftung der Genitalregion einschränkt.
- Sexuelle Gesundheit
- Verwendung von Kondomen, insbesondere bei wechselnden Partnern, um das Risiko sexuell übertragbarer Infektionen zu senken.
- Meiden von praktiken wie dem Wechsel zwischen vaginalem und analem Verkehr, um das Einbringen pathogener Keime zu verhindern.
- Stressmanagement und Lebensstil
- Stressreduktion durch regelmäßige Bewegung und Entspannungstechniken zur Unterstützung des Hormonhaushalts.
- Förderung eines gesunden Schlafrhythmus und ausgewogener Ernährung.
- Regelmäßige gynäkologische Kontrollen
- Präventive Untersuchungen zur Überwachung der vaginalen Gesundheit und frühzeitigen Erkennung von Infektionen.
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention bei Vaginitis zielt darauf ab, durch Früherkennung und gezielte Maßnahmen wiederkehrende Infektionen zu verhindern.
- Antimykotische Begleitbehandlung
- Behandlung von Vulvamykose (Infektion der kleinen und/oder großen Schamlippen mit Pilzen) mit Salben und Cremes.
- Partnertherapie bei Balanitis (Eichelentzündung) oder Balanoposthitis (kombinierte Entzündung der Eichel und der Vorhaut).
- Rezidivierende Infektionen
- Bei wiederholten Vaginitiden sollte eine gezielte medikamentöse Therapie erfolgen.
- Hinweis: Der therapeutische Nutzen einer antimykotischen Behandlung einer Darmbesiedlung mit Hefepilzen wird als gering eingeschätzt.
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention bei Vaginitis zielt darauf ab, Folgekomplikationen zu minimieren und die Lebensqualität zu verbessern.
- Langfristige Vaginalpflege
- Anwendung von probiotischen Vaginalpräparaten zur Stabilisierung des vaginalen Mikrobioms.
- Schutzmaßnahmen
- Verzicht auf Intimsprays, parfümierte Hygieneprodukte oder aggressive Waschlotionen.
- Verwendung atmungsaktiver Unterwäsche, um ein feuchtwarmes Milieu zu vermeiden.
- Beratung und Aufklärung
- Förderung eines gesunden Hygieneverhaltens.
- Vermeidung von ungeklärtem Medikamenteneinsatz wie Antibiotika ohne ärztliche Indikation, da diese das Mikrobiom beeinflussen können.
- Langzeitüberwachung bei wiederholten Infektionen
- Regelmäßige Kontrolluntersuchungen zur frühzeitigen Erkennung und Behandlung von Vaginitis oder Kolpitis.
Autoren: Prof. Dr. med. G. Grospietsch, Dr. med. W. G. Gehring