Prämenstruelles Syndrom (PMS) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Das Prämenstruelle Syndrom (PMS) ist eine komplexe Störung, die durch eine Vielzahl von körperlichen und psychischen Symptomen charakterisiert ist und in der Lutealphase des Menstruationszyklus auftritt. Die genauen Ursachen des PMS sind bis heute nicht vollständig geklärt, doch es wird angenommen, dass hormonelle und neurobiologische Faktoren eine zentrale Rolle spielen.

Hormonelle Dysregulation

  • Östrogen und Progesteron: Die zyklusbedingten Schwankungen der weiblichen Sexualhormone, insbesondere von Östrogen und Progesteron, scheinen eine wichtige Rolle in der Pathogenese des PMS zu spielen. In der Lutealphase kommt es zu einem Anstieg von Progesteron und einem relativen Abfall von Östrogen, was bei empfindlichen Frauen PMS-Symptome auslösen kann.
  • Progesteronmetaboliten: Metaboliten von Progesteron, wie Allopregnanolon, wirken auf das GABA-System, das eine beruhigende Wirkung auf das zentrale Nervensystem hat. Ein Ungleichgewicht in diesen Mechanismen könnte bei PMS-Patientinnen zu emotionaler Instabilität und Stimmungsschwankungen führen.

Serotonerges System

  • Serotonin-Dysregulation: Neben hormonellen Faktoren spielt das serotonerge System eine bedeutende Rolle in der Entstehung von PMS. Serotonin ist ein wichtiger Neurotransmitter, der für die Regulierung von Stimmung, Schlaf und Appetit verantwortlich ist. Es wird vermutet, dass Frauen mit PMS eine verminderte Serotoninaktivität aufweisen, was zu den typischen Symptomen wie Reizbarkeit, Depression und Müdigkeit beiträgt. Östrogene wirken modulierend auf die serotonergen Prozesse und haben dabei einen positiven Einfluss auf Kognition und Stimmung [1].

Neurotransmitter und Stress

  • Neurotransmitterungleichgewicht: Neben Serotonin könnten auch andere Neurotransmitter, wie Dopamin und Noradrenalin, eine Rolle in der Pathogenese spielen. Diese Neurotransmitter beeinflussen das Belohnungssystem, die Stimmung und die kognitive Funktion und könnten bei PMS-Patientinnen dysreguliert sein.
  • Stress und Cortisol: Chronischer Stress und erhöhte Cortisolspiegel könnten die PMS-Symptome verstärken, da Stresshormone in die hormonelle und neurobiologische Regulation eingreifen und den Serotoninspiegel zusätzlich beeinflussen.

Psychosoziale Faktoren

  • Psychologische Anfälligkeit: Frauen, die unter starkem Stress, Angstzuständen oder Depressionen leiden, sind anfälliger für PMS. Psychosoziale Faktoren wie familiäre Belastungen, Partnerschaftsprobleme oder beruflicher Stress könnten PMS-Symptome verschärfen.

Genetische Prädisposition

  • Genetische Faktoren: Es gibt Hinweise darauf, dass eine genetische Veranlagung das Risiko für PMS erhöht. Frauen, deren Mütter oder Schwestern an PMS leiden, haben ein höheres Risiko, selbst betroffen zu sein. Genetische Varianten, die die Hormon- und Neurotransmitterregulation beeinflussen, könnten hierbei eine Rolle spielen.

Zusammenfassung

Die Pathogenese des PMS ist multifaktoriell und umfasst ein Zusammenspiel von hormonellen Schwankungen, insbesondere von Östrogen und Progesteron, sowie einer Dysregulation des serotonergen Systems. Weitere Neurotransmitter wie Dopamin und Noradrenalin sowie Stressfaktoren und genetische Prädispositionen spielen ebenfalls eine Rolle. Die genaue Ätiologie bleibt jedoch unklar, was die Diagnose und Behandlung von PMS weiterhin erschwert.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Hormonelle Faktoren – Prämenopause/Menopause (Wechseljahre)

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Ernährung
    • Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – siehe Prävention mit Mikronährstoffen 
  • Genussmittelkonsum 
    • Kaffee – übermäßiger Konsum
    • Alkohol (> 20 g/Tag) [2]
  • Psycho-soziale Situation
    • Psychische Faktoren – Frauen mit neurotischen Reaktionen neigen eher zu einem prämenstruellen Syndrom

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Hormonelle Faktoren
    • Verlängerte oder dauerhafte Östrogenwirkung – z. B. bei monophasischem Zyklus, das heißt Follikelreifungsstörung (Eizellreifungsstörung), anovulatorischen Zyklen, das heißt Zyklen ohne Eisprung.
    • Corpus luteum-Insuffizienz (Gelbkörperschwäche) – mangelhafte Progesteronbildung
    • Hyperprolaktinämie – erhöhter Prolaktin-Serumspiegel (kann Ursache einer Eizellreifungsstörung sein)

Literatur

  1. Zahradnik HP: Prämenstruelles Syndrom – ein gynäkologisch-endokrinologisches Problem. Gynäkol Endokrinol 2004; 2(2): 64-9
  2. Fernández MdM et al.: Premenstrual syndrome and alcohol consumption: a systematic review and meta-analysis. BMJ Open 2018;8:e019490. doi:10.1136/ bmjopen-2017-019490.