Polyzystisches-Ovar-Syndrom (PCO-Syndrom) – Labordiagnostik

Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen

  • LH, FSH [häufig besteht erhöhter LH/FSH-Quotient > 1]
  • Prolaktin [Ein niedriger Serum-Prolaktinspiegel gilt als Risikomarker für ein metabolisches Risiko]
  • Testosteron* (Bestimmung des gesamten und des freien Testosterons; letzteres soll über den FAI berechnet werden); falls das Gesamttestosteron oder der FAI nicht erhöht ist, können bestimmt werden:
    • Androstendion
    • DHEAS*
  • SHBG**
  • Plasmainsulin
  • Anti-Müller-Hormon (AMH)****
  • Oraler Glukosetoleranztest (oGTT)***
  • Gesamtcholesterin; LDL und HDL-Cholesterin – zur Ermittlung von Risikofaktoren

*Definition einer Hyperandrogenämie: Gesamttestosteronspiegel > 2,08 nmol/l bzw. als Serum-Dehydroepiandrosten­dion-Sulfat (DHEA-S)-Spiegel > 6,6 mol/l) und/oder Merkmale eines Hyperandrogenismus wie Hirsutismus, Akne (z. B. Acne vulgaris), Seborrhoe.

**SHBG (Sexual hormone binding globuline) ist das hauptsächliche Serum-Transportprotein für Testosteron. Produktionsort ist die Leber; die Produktionsrate wird durch Insulin beeinflusst. Bei erhöhten Testosteron- und Insulin-Serumspiegeln wird die Synthese (Bildung) von SHBG insbesondere bei adipösen Patienten supprimiert. Eine Studie weist darauf hin, dass ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Insulinresistenz vorliegt, wenn der SHBG-Serumspiegel erniedrigt ist (prädiktiver Marker für Insulinresistenz) [1].

***Patientinnen mit PCO-Syndrom gelten als Hochrisikogruppe für metabolische Störungen. Es sollte deshalb im Sinne der Primärprävention eines Diabetes mellitus Typ 2 als Screeningverfahren ein 75-oGTT (oraler Glukosetoleranztest) durchgeführt und in 3-5-jährigen Abständen wiederholt werden.

****kann anstelle der Sonographie als Diagnostikum verwendet werden. Die Bestimmung ist nicht erforderlich, wenn die Patientin keine Hyperandrogenämie oder unregelmäßige Periode hat.

Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung etc. – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • 21-Hydroxylase (wegen der 21-Hydroxylase-defizienten nicht klassischen adrenalen Hyperplasie)

Literatur

  1. Kajaia N, Binder H, Dittrich R, Oppelt PG, Flor B, Cupisti S, Beckmann MW, Mueller A.: Low sex hormone-binding globulin as a predictive marker for insulin resistance in women with hyperandrogenic syndrome. Eur J Endocrinol. 2007 Oct;157(4):499-507.
  2. Glintborg D, Altinok M, Mumm H, Buch K, Ravn P, Andersen M. Prolactin is associated with metabolic risk and cortisol in 1007 women with polycystic ovary syndrome. Hum Reprod. 2014 Aug;29(8):1773-9. doi: 10.1093/humrep/deu133. Epub 2014 Jun 4.

Leitlinien

  1. Teede H et al.: Recommendations from the 2023 international evidence-based guideline for the assessment and management of polycystic ovary syndrome. NIH National Library od Medicine. Eur J Endocrinol . 2023 Aug 2;189(2):G43-G64. doi: 10.1093/ejendo/lvad096.