Paget-Karzinom – Prävention
Zur Prävention des Paget-Karzinoms bzw. Mammakarzinoms muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.
Falls der BRCA-Genstatus positiv ist (s. u. "Labordiagnostik"), ist eine risikoreduzierende Mastektomie (RRM; Entfernung der Brustdrüse) angezeigt [9].
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Ernährung
- Fettreiche Ernährung – eine fettreiche Kost mit einem hohen Anteil an rotem Fleisch, d. h. Muskelfleisch von Schwein, Rind, Lamm, Kalb, Hammel, Pferd, Schaf, Ziege, erhöht, eine fettarme Kost senkt das Risiko für hormonabhängige Tumore, einschließlich des Paget-Karzinoms.
- Meiden von Lebensmitteln mit Acrylamid – entsteht beim Frittieren, Grillen und Backen; wird zur Herstellung von Polymeren und Farbstoffen verwendet; Acrylamid wird metabolisch zu Glycidamid aktiviert, einem genotoxischen Metaboliten; es wurde ein Zusammenhang zwischen einer Exposition gegenüber Acrylamid und dem Risiko für ein Östrogenrezeptor-positives Mammakarzinom nachgewiesen [3].
- Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – siehe Mikronährstofftherapie
- Genussmittelkonsum
- Alkohol (> 10 g/Tag)
- Tabak (Rauchen, Passivrauchen – bei Frauen vor der Menopause) [5, 6] – Dass Rauchen das Risiko für ein Mammakarzinom (Brustkrebs) erhöht, ist schon länger bekannt. Nun ergab eine Studie, dass auch Passivrauchen möglicherweise das Mammakarzinomrisiko erhöht.
Die Forscher beobachteten ebenfalls einen Zusammenhang zwischen Dosis und Mammakarzinomrisiko: Je mehr und je länger Frauen passiv rauchten, umso stärker stieg das Risiko, an einem Mammakarzinom zu erkranken [7].
- Späte erste Gravidität (Schwangerschaft) – nach dem 30. Lebensjahr – circa dreifach erhöhtes Risiko [2]
- Kurze Stillzeit – je kürzer die Stillzeit, desto höher das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Dieses ergab eine Metastudie [1]
- Psycho-soziale Situation
- Schichtarbeit/Nachtarbeit, insbesondere der Wechsel von Früh-, Spät- und Nachtschichten
- Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas) – ein Anstieg des BMIs in der Postmenopause (nach den Wechseljahren) um fünf kg/m2 steigert das Risiko um relativ 12 %; für das prämenopausale Mammakarzinom (Brustkrebs vor den Wechseljahren) besteht eine negative Assoziation [5]
Mammakarzinompatientinnen mit Übergewicht oder Adipositas leiden häufiger unter einem aggressiveren Krebs und haben geringere Überlebenschancen als Patientinnen mit Normalgewicht [9]; ein erhöhter BMI bei Diagnosestellung des Mammakarzinoms ist mit einer erhöhten Gesamtmortalität (Gesamtsterblichkeit) verbunden [10] - Androide Körperfettverteilung (abdominales, stammbetontes, zentrales Körperfett; Bauchumfang ≥ 88 cm) ist assoziiert mit einem erhöhten Risiko für ein Östrogenrezeptor-negatives Mammakarzinom [11]
Röntgenstrahlen
- Exposition gegenüber ionisierender Strahlung
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
- Ernährung
- Fettarme Ernährung – Senkt das Risiko für Mammakarzinome, einschließlich des Paget-Karzinoms.
- Ausgewogene Ernährung mit Mikronährstoffen – Antioxidative Vitamine und Omega-3-Fettsäuren (Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure) fördern die Zellgesundheit.
- Stillen
- Stilldauer von > 6 Monaten – Reduziert das Risiko für Brustkrebs signifikant [12].
- Medikamente
- Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) – Eine Metaanalyse zeigt eine Risikoreduktion für Brustkrebs durch NSAR [8].
- Intensiviertes Präventionsprogramm
- Palpation – Ärztliche Tastuntersuchung der Brust alle sechs Monate.
- Mammasonographie und Mammographie – Ultraschall alle sechs Monate und Mammographie einmal jährlich.
- Mamma-MRT (zyklusabhängig) – Einmal jährlich bei prämenopausalen Frauen, insbesondere bei Hochrisikopatientinnen.
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention zielt darauf ab, das Paget-Karzinom frühzeitig zu erkennen und das Fortschreiten zu verhindern.
- Früherkennung und Diagnostik
- Dermatologische Untersuchung – Untersuchung von Veränderungen an der Brustwarze (z. B. Ekzem, Rötung, Schuppung).
- Histologische Diagnostik – Biopsie der betroffenen Brustwarze zur Abklärung maligner Zellen.
- Bildgebende Verfahren – Mammographie und MRT zur Beurteilung zugrunde liegender Karzinome.
- Therapeutische Maßnahmen
- Operation – Entfernung der betroffenen Brustwarze und ggf. Mastektomie bei ausgedehntem Befall.
- Hormonelle Therapie – Antiöstrogene wie Tamoxifen bei hormonrezeptorpositiven Tumoren.
- Strahlentherapie – Postoperative Strahlenbehandlung zur Rezidivprophylaxe.
- Individuelle Beratung
- Aufklärung über Symptome und Bedeutung früher Diagnostik.
- Psychologische Unterstützung zur Bewältigung der Diagnose.
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention fokussiert sich auf die langfristige Betreuung und die Vermeidung von Komplikationen.
- Langzeittherapie
- Regelmäßige Nachsorge – Tumormarkerüberwachung (CA 15-3 (Cancer Antigen 15-3), CEA (Carcinoembryonales Antigen)) und Bildgebung zur Früherkennung von Rezidiven.
- Langzeitbehandlung mit Antiöstrogenen bei hormonabhängigen Tumoren.
- Lebensstilinterventionen
- Gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung – Unterstützen die Prognose und Lebensqualität.
- Stressbewältigung – Entspannungstechniken wie Yoga oder Achtsamkeitstraining.
- Psychosoziale Unterstützung
- Selbsthilfegruppen – Austausch mit anderen Betroffenen zur Förderung der Lebensqualität.
- Psychologische Begleitung – Unterstützung bei der emotionalen Verarbeitung und Anpassung an ein Leben nach der Erkrankung.
Literatur
- Collaborative Group on Hormonal Factors in Breast Cancer. Breast cancer and breastfeeding: collaborative reanalysis of individual data from 47 epidemiological studies in 30 countries, including 50302 women with breast cancer and 96973 women without the disease. Lancet 2002 (20. Juli); 360: 187-95
- Stauber und Weyerstahl: Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme/MLP Verlag 2005
- Olesen PT, Olsen A, Frandsen H, Frederiksen K, Overvad K, Tjønneland A: Acrylamide exposure and incidence of breast cancer among postmenopausal women in the Danish Diet, Cancer and Health Study. Int J Cancer. 2008 May 1;122(9):2094-100.
- Andrew G Renehan, Margaret Tyson, Matthias Egger, Richard F Heller, Marcel Zwahlen: Body-mass index and incidence of cancer: a systematic review and meta-analysis of prospective observational studies. The Lancet, Volume 371, Issue 9612, Pages 569-578, 16 February 2008
- Deutsches Krebsforschungszentrum Tabakatlas Deutschland 2015. Heidelberg
- Secretan B, Straif K, Baan R et al.: A review of human carcinogens – Part E: tobacco, areca nut, alcohol, coal smoke, and salted fish. Lancet Oncol. 2009 Nov;10(11):1033-4.
- Reynolds P, Goldberg D, Hurley S, Nelson DO, Largent J, Henderson KD, Bernstein L: Passive smoking and risk of breast cancer in the California teachers study. Cancer Epidemiol Biomarkers Prev. 2009 Dec;18(12):3389-98.
- Takkouche B, Regueira-Méndez C, Etminan M: Breast cancer and use of nonsteroidal anti-inflammatory drugs: a meta-analysis. J Natl Cancer Inst. 2008 Oct 15;100(20):1439-47. Epub 2008 Oct 7.
- Domchek SM et al.: Association of risk-reducing surgery in BRCA1 or BRCA2 mutation carriers with cancer risk and mortality. JAMA 304 (2010) 967-975
- Dawood S, Broglio K, Gonzalez-Angulo AM, Kau SW, Islam R, Hortobagyi GN, Cristofanilli M: Prognostic value of body mass index in locally advanced breast cancer. Clin Cancer Res. 2008 Mar 15;14(6):1718-25.
- Hauner D, Janni W, Rack B, Hauner H: The effect of overweigt and nutrition on prognosis in breast cancer. Dtsch. Artebl Int; 108(47):795-801. DOI:10.3238/arztebl.2011.0795
- González-Jiménez E et al.: Breastfeeding and the prevention of breast cancer: a retrospective review of clinical histories. Journal of Clinical Nursing 2013; online 13. August. DOI: 10.1111/jocn.12368