Gebärmutterausschabung (Abrasio)
Die Abrasio ist eine Ausschabung der Gebärmutterhöhle (Synonym: Abrasio uteri) zur Therapie und Diagnostik.
Es werden Teile der Schleimhaut oder anderes Gewebe wie z. B. Polypen oder Myome (gutartige Gebärmuttermuskelknoten) ganz oder teilweise entfernt um histologisch (feingeweblich per Mikroskop) untersucht zu werden.
Häufig dient eine Abrasio gleichzeitig der Diagnostik und der Therapie. So gewinnt man gleichzeitig Gewebe zur histologischen Untersuchung und entfernt krankhafte Veränderungen der Gebärmutter wie beispielsweise Polypen (eine gutartige Veränderung der Schleimhaut).
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Metrorrhagie (Blutung außerhalb der eigentlichen Menstruation; sie ist meist verlängert und verstärkt, ein regelmäßiger Zyklus ist nicht erkennbar) in der Prämenopause (= Lebensspanne etwa beginnend vom 30. bis 48. Lebensjahr.)
- Ausbleibende Blutstillung nach Hormonbehandlung
- Postmenopausenblutung (Blutung, nach dem die letzte Blutung mindestens ein Jahr ausgeblieben ist)
- Unklare Ultraschallbefunde in der Gebärmutterhöhle (Polypen; Hyperplasien etc.)
Kontraindikationen (Anwendungsgebiete)
- Akute Infektionen: Vor allem Entzündungen im Beckenbereich oder eine akute Zervizitis (Gebärmutterhalsentzündung) können ein Hinderungsgrund für eine Abrasio sein, da das Risiko einer Ausbreitung der Infektion besteht.
- Schwere Gerinnungsstörungen: Bei Patientinnen mit schweren Gerinnungsstörungen ist das Risiko für Blutungen erhöht.
- Schwangerschaft: Eine bestehende Schwangerschaft ist in der Regel eine absolute Kontraindikation, es sei denn, die Abrasio wird aus medizinischen Gründen in Bezug auf die Schwangerschaft durchgeführt.
- Unbehandelte zervikale Dysplasien: Diese sollten vor einer Abrasio behandelt oder abgeklärt werden.
Vor der Operation
- Präoperative Untersuchungen: Dazu gehören eine gynäkologische Untersuchung, eine Ultraschalluntersuchung der Gebärmutter und gegebenenfalls Bluttests zur Überprüfung der allgemeinen Gesundheit und der Blutgerinnung.
- Nüchternheit vor der Operation: Aufgrund der Narkose sollte die Patientin nüchtern sein, d. h. einige Stunden vor dem Eingriff nichts essen oder trinken.
- Aufklärung und Einwilligung: Die Patientin sollte über den Eingriff, mögliche Risiken und Komplikationen aufgeklärt werden und ihre schriftliche Einwilligung geben.
- Medikamentöse Vorbereitung: Absetzen oder Anpassung bestimmter Medikamente, insbesondere von Antikoagulantien (Blutverdünnern).
Das Operationsverfahren
Nach der gynäkologischen Tastuntersuchung wird die Scheide mit den Spekula (gynäkologisches Untersuchungsinstrument, das durch die Spreizung der beiden Blätter ermöglicht, dass die Vagina (Scheide) entfaltet wird) entfaltet und die Portio (Scheidenteil der Gebärmutter) angehakt. Zunächst erfolgt die Ausschabung des Gebärmutterhalskanals (Zervikalkanals). Anschließend wird der innere Muttermund mittels sogenannter Hegarstifte geweitet, sodass eine Curette (eine Art Löffel mit scharfen Rändern) in die Gebärmutterhöhle eingeführt und das zu entfernende Gewebe ausgeschabt werden kann. Da das Gewebe in zwei Portionen (Fraktionen) entfernt und auch histologisch untersucht wird, spricht man von einer fraktionierten Abrasio. Dies ist insofern sinnvoll, als dadurch zwischen Erkrankungen des Muttermundes und des Gebärmutterkörpers unterschieden werden kann. Das ist von großer Bedeutung, da in Abhängigkeit von der Lokalisation des Befundes – besonders bei einer bösartigen Erkrankung – eine unterschiedliche Behandlung durchgeführt werden muss.
Im Allgemeinen wird bei einer fraktionierten Abrasio heute vor der Ausschabung der Gebärmutterhöhle diese optisch mittels eines Hysteroskops (HSK; Instrument zur Spiegelung der Gebärmutterhöhle) gespiegelt. Dies gibt ein besseres Bild der Innenseite der Gebärmutterhöhle und erleichtert die ansonsten ohne Sicht auszuführende Ausschabung. Des Weiteren ermöglicht die Hysteroskopie sicher festzustellen, ob das zu entfernende Gewebe – zum Beispiel ein Polyp – wirklich vollständig entfernt werden konnte. Gegebenenfalls wird bei Nachweis einer nicht vollständigen Entfernung noch einmal curettiert oder mittels des Hysteroskops Gewebe zur Untersuchung entnommen.
Der Eingriff wird im Allgemeinen in Vollnarkose durchgeführt. Nur selten erfolgt er in Regionalanästhesie (örtlicher Betäubung). Er dauert etwa 15 Minuten und wird meist ambulant durchgeführt. Meistens wird vor dem Eingriff die Blase mittels eines Katheters entleert.
Nach der Operation
- Überwachung unmittelbar nach dem Eingriff: Überwachung auf Anzeichen von Komplikationen wie starke Blutungen oder Infektionen.
- Schmerzmanagement: Verordnung von Schmerzmitteln bei Bedarf.
- Hygiene: Anweisungen zur persönlichen Hygiene, um Infektionen zu vermeiden, einschließlich der Vermeidung von Tampons und Geschlechtsverkehr für einen bestimmten Zeitraum.
- Nachuntersuchung: Terminvereinbarung für eine Nachuntersuchung, um den Heilungsverlauf zu überprüfen und die histologischen (feingeweblichen) Ergebnisse zu besprechen.
- Beobachtung auf Komplikationen: Die Patientin sollte auf Anzeichen von Infektionen, starken Blutungen oder anderen ungewöhnlichen Symptomen achten und gegebenenfalls ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Mögliche Komplikationen
- Verletzung oder Perforation (Durchstoßung) der Gebärmutterwand mit den Instrumenten, ggf. mit Schädigung benachbarter Organe (Darm, Harnblase) ist selten.
- Schmerzen im Unterbauch durch Kontraktionen der Gebärmutter
- Harnsperre bzw. Probleme beim Wasserlassen für einige Stunden nach dem Eingriff (sehr selten)
- Leichte Blutung nach Stunden bzw. Tagen ist normal
- Infektionen oder Wundheilungsstörungen (sehr selten)
- Verklebungen von Muttermund, Gebärmutterhalskanal, Gebärmutterhöhle infolge einer Infektion ist möglich. Dieses kann zu Menstruationsstörungen (Zyklusstörungen) und/oder Konzeptionsschwierigkeiten (Empfängnisschwierigkeiten), evtl. zur Sterilität (Unfruchtbarkeit) führen (sehr selten).
- Bei Überempfindlichkeit bzw. Allergien (z. B. Betäubungs-/Narkosemittel, Medikamente etc.) kann es vorübergehend zu folgenden Beschwerden kommen: Schwellung, Hautausschlag, Juckreiz, Niesen, tränende Augen (Augentränen), Schwindel oder Erbrechen.