Abortcurettage

Die Abortcurettage (Synonyme: Abortkürettage; Curettage; Kürettage) ist die Ausschabung der Gebärmutter, in der eine gestörte Schwangerschaft verblieben ist. Bis zur 12. Schwangerschaftswoche spricht man von einem Frühabort ab der 13. bis zur 24. Schwangerschaftswoche von einem Spätabort.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Missed abortion (verhaltende Fehlgeburt; die Fruchtanlage ist hierbei abgestorben, wird aber nicht aus der Gebärmutter ausgestoßen)
  • Abort (Fehlgeburt)

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

Bestimmte Vorerkrankungen können das Risiko von Komplikationen bei einer Abortcurettage erhöhen. Hier sind einige Beispiele:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Patientinnen mit bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie z. B. Herzinsuffizienz (Herzschwäche), Arrhythmien oder unkontrollierter Bluthochdruck, können ein erhöhtes Risiko für Komplikationen während der Anästhesie und Operation haben.
  • Gerinnungsstörungen: Zustände wie Hämophilie (Bluterkrankheit) oder von-Willebrand-Krankheit erhöhen das Blutungsrisiko während und nach dem Eingriff. Selbst die Einnahme von Thrombozytenaggretationshemmer bzw. Antikoagulantien (Blutverdünner) wie Aspirin bzw. Warfarin kann das Blutungsrisiko erhöhen.
  • Immunsystem-Erkrankungen: Autoimmunerkrankungen oder Immunschwäche können das Infektionsrisiko erhöhen und die Wundheilung beeinträchtigen.
  • Unkontrollierter Diabetes mellitus: Dieser Zustand kann die Wundheilung beeinträchtigen und das Infektionsrisiko erhöhen.
  • Chronische Nieren- oder Lebererkrankungen: Diese Erkrankungen können die Verarbeitung und Elimination von Medikamenten, die während des Eingriffs verwendet werden, beeinflussen und das Risiko für postoperative Komplikationen erhöhen.
  • Schwere Atemwegserkrankungen: Erkrankungen wie chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) oder Asthma Asthma bronchiale können das Anästhesierisiko erhöhen und postoperative Atemkomplikationen begünstigen.

Vor der Operation

  • Medizinische Untersuchung: Eine gründliche gynäkologische Untersuchung und Ultraschall, um die Diagnose zu bestätigen und Details der Schwangerschaft zu verstehen.
  • Nüchternheit: Die Patientin sollte vor der Operation nüchtern sein, um das Risiko von Komplikationen während der Narkose zu verringern.
  • Aufklärung und Einwilligung: Umfassende Aufklärung über den Eingriff und seine Risiken und Einholung einer schriftlichen Einwilligung.
  • Vorbehandlung mit Medikamenten: Insbesondere bei verschlossenem Muttermund kann eine Vorbehandlung mit Prostaglandinen zur Erweichung und Teileröffnung des Muttermundes erforderlich sein.

Das Operationsverfahren

Vor dem Eingriff wird im Allgemeinen die Harnblase mittels eines Katheters entleert.

Wenn bis zur 13. Schwangerschaftswoche festgestellt wird, dass die Schwangerschaft gestört oder abgestorben ist, so wird wie bei der
Abrasio (Ausschabung) der Muttermund dilatiert (aufgedehnt) und anschließend die Gebärmutterhöhle entleert. Das Vorgehen ist unabhängig davon, ob der Muttermund noch völlig geschlossen ist, wie bei einem verhaltenen Abort oder ob schon eine leichte Blutung besteht, wie z. B. bei einem beginnenden Abort. Die Entleerung der Gebärmutter geschieht im Gegensatz zur Ausschabung einer nicht schwangeren Gebärmutter entweder mit einer stumpfen Curette, um die durch die Schwangerschaft aufgelockerte Gebärmutter nicht zu verletzen oder alternativ mit einer sogenannten Saugcurette, bei der ein Rohr in die Gebärmutter eingeführt und die Schwangerschaft durch Unterdruck abgesaugt wird. Häufig werden auch beide Methoden eingesetzt.
Meist werden zunächst die Saugcurette und anschließend die stumpfe Curette angewendet.

Ist der Muttermund noch völlig verschlossen, kann zusätzlich auch noch eine medikamentöse Vorbehandlung sinnvoll sein. Dazu führt man
Prostaglandin (Medikament zur Auslösung von Wehen) in die Scheide oder in den Muttermund ein, das zur Erweichung und Teileröffnung des Muttermundes führt. Dies erleichtert die Aufdehnung und reduziert weitgehend Spätfolgen wie z. B. eine Cervixinsuffizienz (Muttermundschwäche) bei späteren Schwangerschaften.

Bei einem Spätabort ist die Schwangerschaft praktisch immer nur teilweise ausgestoßen worden. Man spricht bei der weiteren Entleerung der Gebärmutterhöhle deshalb von einer Nachcurettage. Je nachdem, wie weit der Muttermund eröffnet ist, muss in Abhängigkeit von der Menge der verbliebenen Reste und dem Alter der Schwangerschaft zur vollständigen Entleerung der Gebärmutterhöhle eine weitere Aufdehnung des Gebärmutterhalses erfolgen. Auch bei diesem Vorgehen verwendet man entweder eine stumpfe Curette oder eine Saugcurette. Häufig werden auch beide Instrumente in einer Sitzung angewendet.

Anästhesieverfahren: Allgemeinanästhesie (Vollnarkose)
Operationsdauer: 15 Minuten

Nach der Operation

  • Unmittelbare Überwachung: Überwachung auf Anzeichen von Komplikationen wie starke Blutungen oder Infektionen direkt nach dem Eingriff.
  • Schmerzmanagement: Verordnung von Schmerzmitteln, falls erforderlich.
  • Hygiene und Ruhe: Empfehlungen für persönliche Hygiene und körperliche Schonung zur Förderung der Heilung und zur Vermeidung von Infektionen.
  • Nachuntersuchungen: Planung einer Nachuntersuchung zur Überwachung des Heilungsprozesses und zur Bestätigung, dass kein Restgewebe in der Gebärmutter verblieben ist.
  • Beobachtung auf Spätkomplikationen: Anweisungen zur Selbstbeobachtung auf Anzeichen einer Infektion, ungewöhnlich starke Blutungen oder andere Symptome.

Mögliche Komplikationen

  • Verletzung oder Perforation (Durchstoßung) der Gebärmutterwand mit den Instrumenten, ggf. mit Schädigung benachbarter Organe (Darm, Harnblase) ist selten.
  • Leichte Blutung nach Stunden bzw. Tagen ist normal
  • Zurückgebliebenes Restgewebe kann vorkommen. Dieses führt dann im Regelfall zu einer verlängerten Blutung und dabei zu einem Ausstoßen der Gewebereste.
  • Infektionen oder Wundheilungsstörungen (sehr selten)
  • Verklebungen von Muttermund, Gebärmutterhalskanal, Gebärmutterhöhle infolge einer Infektion ist möglich. Dieses kann zu Menstruationsstörungen (Zyklusstörungen) und/oder Konzeptionsschwierigkeiten (Empfängnisschwierigkeiten), evtl. zur Sterilität (Unfruchtbarkeit) führen (sehr selten).
  • Bei Überempfindlichkeit bzw. Allergien (z. B. Betäubungs-/Narkosemittel, Medikamente etc.) kann es vorübergehend zu folgenden Beschwerden kommen: Schwellung, Hautausschlag, Juckreiz, Niesen, tränende Augen (Augentränen), Schwindel oder Erbrechen.