Oligomenorrhoe – Ursachen
Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Bei der Oligomenorrhoe handelt es sich um einen verlängerten Menstruationszyklus, bei dem das Intervall zwischen den Blutungen länger als 31 Tage beträgt. Diese Zyklusverlängerung ist häufig auf Störungen in der Follikelreifung (Eizellreifung) zurückzuführen.
Hauptpathogenetische Mechanismen:
- Follikelreifungsstörung: Die Eizellen im Eierstock reifen nicht richtig heran, was zu einer verzögerten oder fehlenden Ovulation (Eisprung) führen kann.
- Corpus-luteum-Insuffizienz: Nach dem Eisprung kann die Funktion des Gelbkörpers (Corpus luteum), der normalerweise Progesteron produziert, gestört sein. Diese Insuffizienz führt zu einer unzureichenden Gelbkörperphase, was die Zyklusdauer verlängert.
- Anovulation: In einigen Fällen bleibt der Eisprung vollständig aus, was zu einer Zyklusverlängerung führt.
Solche hormonellen Ungleichgewichte können durch verschiedene Ursachen wie Stress, Gewichtsveränderungen, polyzystisches Ovarsyndrom (PCOS) oder Schilddrüsenerkrankungen ausgelöst werden.
Ätiologie (Ursachen)
Biographische Ursachen
- Genetische Belastung durch die Eltern, Großeltern
- Genetische Erkrankungen
- Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit) – genetische Erkrankung mit autosomal-rezessivem Erbgang mit vermehrter Ablagerung von Eisen als Folge einer erhöhten Eisenkonzentration im Blut mit Gewebeschädigung
- Genetische Erkrankungen
- Hormonelle Faktoren
- Pubertät
- Laktionsphase (Stillphase)
- Prämenopause (vor den Wechseljahren; wird nur selten als eigene Phase genannt; sie kann um das 35. Lebensjahr beginnen)
- Katastrophensituationen
Verhaltensbedingte Ursachen
- Genussmittelkonsum
- Alkohol – Kann den Hormonhaushalt beeinflussen und zu Menstruationsstörungen führen.
- Drogenkonsum
- Amphetamine (indirektes Sympathomimetikum) – Beeinträchtigen den Zyklus durch Störungen der Hypothalamus-Hypophysen-Achse.
- Heroin – Führt zu hormonellen Dysbalancen und Zyklusstörungen.
- LSD (Lysergsäurediäthylamid/Lysergid) – Kann psychische und hormonelle Auswirkungen haben, die den Zyklus beeinflussen.
- Körperliche Aktivität
- Leistungssport – Übermäßiges Training kann zu hypothalamischer Amenorrhoe (ausbleibender Menstruation) und Zyklusunregelmäßigkeiten führen.
- Psycho-soziale Situation
- Psychosozialer Stress – Führt zu einem Anstieg von Stresshormonen (z. B. Cortisol), die die Menstruationsregulation hemmen können.
- Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas)
- Adipositas kann zu einer Insulinresistenz und Störungen des hormonellen Gleichgewichts führen, was Oligomenorrhoe begünstigt.
Krankheitsbedingte Ursachen
- Erkrankungen endokriner Organe
- Nebenniere
- Cushing-Syndrom – Gruppe von Erkrankungen, die zum Hyperkortisolismus (Hypercortisolismus) – Überangebot von Cortisol – führen
- Hyperandrogenämie (Erhöhung der männlichen Geschlechtshormone im Blut)
- Ovar
- Beginn der prämaturen Menopause (vorzeitige Menopause; vor dem 40. Lebensjahr)
- Pankreas (Diabetes mellitus)
- Schilddrüse (z. B. Hypothyreose/Schilddrüsenunterfunktion bzw. latente (subklinische) Hypothyreose)
- Nebenniere
- Genitale Ursachen (uterine und/oder vaginale Fehlbildungen bzw. Defekte):
- Asherman-Syndrom − Verlust des Endometriums (Gebärmutterschleimhaut) durch schwere Entzündungen oder Traumata
- Genitaltuberkulose
- Hypothalamisch-hypophysäre Störungen
- funktioneller Gonadotropinmangel (s. u. extragenitale Ursachen)
- Entzündungen im Bereich des Hypothalamus; Hypothalamustumoren
- Hypopituitarismus (Unterfunktion der Hypophyse): z. B.
- Sheehan-Syndrom (erworbene Hypophysenvorderlappeninsuffizienz (nicht ausreichende Hormonproduktion des Vorderlappens der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse))
- Hypophysentumoren (Tumoren der Hirnanhangsdrüse)
- Sheehan-Syndrom (erworbene Hypophysenvorderlappeninsuffizienz (nicht ausreichende Hormonproduktion des Vorderlappens der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse))
- Hyperprolaktinämie (Erhöhung des Prolaktinspiegels im Blut) – welche im Regelfall zu einer Störung der Follikelreifung (Eizellreifung) führt, mit der Folge einer Corpus luteum-Insuffizienz (Gelbkörper-Schwäche), einer Anovulation (Ausbleiben des Eisprungs) und einer Oligomenorrhoe (bis zur Amenorrhoe); siehe auch unter "Hyperprolaktinämie durch Medikamente"
- Ovarielle Störungen
- Corpus-luteum-Persistenz – Nicht-Rückbildung des Gelbkörpers und somit weitere Produktion von Progesteron
- Polyzystisches-Ovar-Syndrom (PCO-Syndrom) – Symptomenkomplex, der durch eine hormonelle Funktionsstörung der Ovarien (Eierstöcke) gekennzeichnet ist. [50 % aller Frauen mit Oligomenorrhoe]
- Ovarielle Hyperandrogenämie
(eierstockbedingte (Überproduktion von männlichen Hormonen) - Prämenopause
- Extragenitale Ursachen
- Stress
- Psychische Belastungen
- Leistungssport
- Krankheiten
- Adipositas(Übergewicht)
- konsumierende Krankheiten
- Untergewicht – beispielsweise wegen Essstörungen – Anorexia nervosa (Magersucht), Bulimia nervosa (Ess-Brechsucht)
Operationen
- Nach forcierter Kürettage (traumatische Amenorrhoe) – Asherman-Syndrom wg. Destruktion der Basalis des Endometriums (Gebärmutterschleimhaut)
Medikamente
- Appetitzügler – wie beispielsweise Fenfluramin
- Hormonelle Kontrazeptiva (Empfängisverhütung (Kontrazeption) durch östrogen- und/oder gestagenhaltige Präparate); Post-Pill-Amenorrhoe – Ausbleiben der Menstruation nach Beendigung der Einnahme von Kontrazeptiva (Empfängnisverhütungsmittel)
- siehe auch unter "Hyperprolaktinämie durch Medikamente"
- Zust. n. Chemotherapie
Weitere Ursachen
- Gravidität (Schwangerschaft)
- Laktationsperiode (Stillphase)
- Zust. n. Strahlentherapie (Radiotherapie, Radiatio)