Mutterkuchenschwäche (Plazentainsuffizienz) – Weitere Therapie

Allgemeine Maßnahmen

  • Bettruhe und körperliche Schonung: Obwohl es nicht gesichert ist, dass körperliche Schonung und Bettruhe zur Reduktion der Plazentainsuffizienz und zu einer besseren Versorgung des Kindes führen, ist es nach allgemeinen klinischen Erfahrungen eine sinnvolle Maßnahme. Beachte: Schwangere, die im dritten Trimenon (Schwangerschaftsdrittel) auf dem Rücken schlafen, haben, gemäß einer Metaanalyse, ein 2,63-faches Risiko auf eine Totgeburt. Hochschwangere sollten deshalb versuchen, in Seitenlage zu schlafen. Gemäß dieser Untersuchung macht es keinen Unterschied, ob sie auf der linken oder rechten Seite liegen [1].
    Alle anderen therapeutischen Ansätze, um die Versorgung des Kindes zu verbessern wie z. B. Sauerstoffapplikation, Hyperalimentation mit Glucose oder Aminosäuren, Hämodilution (gezielte Blutverdünnung), „low-dose  Aspirin-Gabe“, abdominale Dekompression u. a., haben zu keiner Verbesserung der Situation, gelegentlich aber zu negativen Ergebnissen geführt. Einzig die Ausschaltung von Noxen und eine intensivierte Schwangerenvorsorge sind zielführend. Da das Spektrum von Schädigungen des Kindes von einem verzögerten Wachstum, zu schwersten neurologischen und körperlichen Entwicklungsstörungen bis zum intrauterinen oder perinatalen Fruchttod führen kann, ist es besonders wichtig, den möglichst optimalen Entbindungszeitpunkt zu bestimmen. Dies trifft insbesondere zu bei einer frühzeitigen Dekompensation der intrauterinen Mangelversorgung angesichts der zu erwartenden Unreife des Kindes und der potentiellen Organschäden.
    • Small for Gestational Age, abgekürzt SGA (< 10. Perzentile): Wenn Mütter sich tagsüber auf der linken Seite legten, dann war nach zwei Wochen Bettruhe das fetale Wachstum signifikant größer als bei Kontrollen ohne mütterliche Bettruhe [2].
  • Nikotinrestriktion (Verzicht auf Tabakkonsum)
  • Alkoholkarenz (vollständiger Verzicht auf Alkohol
  • Vermeidung psychosozialer Belastungen:
    • Stress
  • Normalgewicht anstreben! 
    Bestimmung des BMI (Body-Mass-Index, Körpermasse-Index) bzw. der Körperzusammensetzung mittels der elektrischen Impedanzanalyse und ggf. Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm bzw. einem Programm für Patienten mit Untergewicht/Mangelernährung
    • BMI ≥ 25 → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm
    • Unterschreitung der BMI-Untergrenze (ab dem 19. Lebensjahr: 19; ab dem 25. Lebensjahr: 20; ab dem 35. Lebensjahr: 21; ab dem 45. Lebensjahr: 22; ab dem 55. Lebensjahr: 23; ab dem 65. Lebensjahr: 24) → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Programm für Patienten mit Untergewicht/Mangelernährung
    • BMI-Rechner – ermitteln Sie unter Berücksichtigung von Geschlecht und Alter Ihren gesunden Gewichtsbereich! (Anzeige)

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen

  • Intensivierte Schwangerenvorsorge

Ernährungsmedizin

  • Ernährungsempfehlungen gemäß einem Mischköstler unter Berücksichtigung der evtl. vorliegenden Erkrankung. Das bedeutet u. a.:
    • täglich insgesamt 5 Portionen frisches Gemüse und Obst (≥ 400 g; 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst)
    • ein- bis zweimal pro Woche frischen Seefisch, d. h. fette Meeresfische (Omega-3-Fettsäuren) wie Lachs, Hering, Makrele
    • ballaststoffreiche Ernährung (Vollkornprodukte, Gemüse)
  • Beachtung folgender spezieller Ernährungsempfehlungen:
    • Einschränkung des Konsums von Kaffee auf etwa  200 mg (das entspricht einer Tasse Kaffee) oder mehr Koffein pro Tag zu sich nahmen.
    • Ernährung reich an:
      • Vitaminen (C, E, D3, K1, B2, B3, B5, B6, Folsäure, Biotin)
      • Mineralstoffen (Calcium, Magnesium)
      • Spurenelementen (Chrom, Eisen, Jod, Molybdän, Selen, Zink)
      • Omega-3-Fettsäuren (Meeresfisch) (Docosaehxaensäure (DHA), Eicosapentaensäure (EPA))
      • Sekundären Pflanzenstoffen (Beta-Carotin)
  • Auswahl geeigneter Lebensmittel auf Grundlage der Ernährungsanalyse
  • Ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels
    Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
    Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.
  • Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns.

Sportmedizin

  • Weitgehende Einstellung sportlicher Tätigkeiten – schwangere Frauen, die mehr als sieben Stunden pro Woche Sport treiben, haben ein dreieinhalbfach höheres Risiko, ihr Kind zu verlieren als Frauen, die körperliche Anstrengungen vermeiden; am gefährlichsten sind folgende Sportarten: Jogging, Ballsport oder Tennis; Schwimmen ist unbedenklich.
  • Ggf. Erstellung eines Fitness- bzw. Trainingsplans mit geeigneten Sportdisziplinen auf der Grundlage eines medizinischen Checks (Gesundheitscheck bzw. Sportlercheck)
  • Detaillierte Informationen zur Sportmedizin erhalten Sie von uns.

Psychotherapie

  • Ggf. Stressmanagement
  • Detaillierte Informationen zur Psychosomatik (inkl. Stressmanagement) erhalten Sie von uns.

Organisationen und Selbsthilfegruppen

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
    Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
    Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300, E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de

Literatur

  1. Cronin RS et al.: An Individual Participant Data Meta-analysis of Maternal Going-to-Sleep Position, Interactions with Fetal Vulnerability, and the Risk of Late Stillbirth. ECliniclMedicine available online 2 April 2019 doi:https://doi.org/10.1016/j.eclinm.2019.03.014
  2. DeVore GR et al.: Maternal rest improves growth in small-for-gestational-age fetuses AJOG May 21, 2024 doi:https://doi.org/10.1016/j.ajog.2024.04.024