Mastopathie – Ursachen
Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Die Mastopathie ist eine gutartige, hormonabhängige Veränderung des Brustgewebes, die vor allem bei Frauen im gebärfähigen Alter auftritt, häufig zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr. Sie zeichnet sich durch fibrozystische Veränderungen im Brustdrüsengewebe aus und geht mit Symptomen wie schmerzhaften Knoten, Spannungsgefühlen und Zyklusabhängigkeit der Beschwerden einher. Die Pathogenese der Mastopathie ist multifaktoriell und wird durch hormonelle, genetische und umweltbedingte Faktoren beeinflusst.
Hormonelle Dysbalance
- Östrogen-Progesteron-Ungleichgewicht: Die primäre Ursache der Mastopathie wird in einer Verschiebung des hormonellen Gleichgewichts zwischen Östrogen und Progesteron gesehen. Es kommt zu einem relativen Hyperöstrogenismus, bei dem die Östrogenwirkung überwiegt, während die Wirkung von Progesteron relativ vermindert ist. Östrogene haben eine proliferative Wirkung auf das Brustdrüsengewebe, während Progesteron eher hemmend auf das Drüsenwachstum wirkt. Ein Ungleichgewicht führt zu einer übermäßigen Stimulation der Brustdrüsen, was zu fibrozystischen Veränderungen führt.
- Proliferation und Zystenbildung: Der Überhang an Östrogenen fördert die Proliferation der Epithelzellen in den Milchgängen und Lobuli. Dies führt zu einer Verdickung und Hyperplasie der Drüsenzellen. Gleichzeitig kommt es zu einer erhöhten Flüssigkeitsansammlung in den Milchgängen, was zur Zystenbildung führen kann. Diese Zysten sind oft tastbare, schmerzlose oder schmerzhafte Knoten.
- Hormonelle Schwankungen während des Menstruationszyklus: Die zyklusabhängigen Schwankungen der Hormone, insbesondere der Östrogene, führen dazu, dass die Beschwerden der Mastopathie häufig in der Lutealphase (nach dem Eisprung, vor der Menstruation) am stärksten sind, wenn das Östrogen-Progesteron-Verhältnis ungünstig ist.
Gewebliche Veränderungen
- Fibrose: Durch die wiederholte hormonelle Stimulation und die dadurch ausgelöste Proliferation kommt es zu einer Zunahme des Bindegewebes (Fibrose). Diese fibrösen Veränderungen machen das Brustgewebe härter und unregelmäßiger. Dies erklärt die typischen tastbaren Knoten, die bei der klinischen Untersuchung festgestellt werden.
- Hyperplasie des Drüsengewebes: Die Überstimulation durch Östrogene führt bei einigen Frauen zu einer epithelialen Hyperplasie der Milchgänge. Diese Hyperplasie kann in einigen Fällen als präkanzeröse Veränderung betrachtet werden, insbesondere wenn es sich um atypische Hyperplasien handelt.
Genetische Prädisposition
- Es gibt Hinweise darauf, dass eine genetische Veranlagung das Risiko einer Mastopathie erhöhen kann. Frauen mit familiärer Vorbelastung für Brustkrebs oder fibrozystische Brusterkrankungen haben möglicherweise ein höheres Risiko für die Entwicklung einer Mastopathie. Genetische Variationen, die den Östrogenstoffwechsel beeinflussen, könnten eine Rolle spielen.
Umweltfaktoren und Lebensstil
- Ernährung: Eine fettreiche Ernährung und Fettleibigkeit sind mit einem erhöhten Risiko für Mastopathie assoziiert. Übergewicht führt zu einer erhöhten Produktion von Östrogenen im Fettgewebe, was das hormonelle Ungleichgewicht verschärfen kann.
- Alkohol: Ein hoher Alkoholkonsum ist ebenfalls mit einem erhöhten Risiko für fibrozystische Brustveränderungen verbunden, da Alkohol den Östrogenspiegel im Blut erhöhen kann.
Einfluss exogener Hormone
- Hormonelle Kontrazeptiva und Hormonersatztherapie (HRT): Frauen, die östrogenhaltige Kontrazeptiva oder eine Hormonersatztherapie nach der Menopause verwenden, haben möglicherweise ein erhöhtes Risiko, an einer Mastopathie zu erkranken, da diese Präparate das hormonelle Gleichgewicht stören können.
Menopause und Alter
- Menopause: In der Menopause, wenn die körpereigene Produktion von Östrogen und Progesteron abnimmt, kommt es bei vielen Frauen zu einer Besserung der Symptome der Mastopathie. Dies wird auf die Reduktion der hormonellen Stimulation des Brustgewebes zurückgeführt.
- Zyklische Veränderungen: Da die Mastopathie eng mit den hormonellen Veränderungen des Menstruationszyklus verbunden ist, zeigt sie typischerweise eine Abnahme der Beschwerden nach der Menopause, wenn die hormonellen Schwankungen wegfallen.
Prolaktin
- Hyperprolaktinämie (Prolaktinüberschuss): Ein erhöhter Prolaktinspiegel, wie er beispielsweise bei Frauen mit Hypophysenadenomen (Prolaktinomen) oder unter Einfluss bestimmter Medikamente (z. B. Antipsychotika) auftreten kann, kann ebenfalls zu Brustveränderungen führen. Prolaktin stimuliert die Brustdrüsen und kann zur Vergrößerung und Schmerzhaftigkeit des Brustgewebes beitragen.
Rolle des Insulins und insulinähnlicher Wachstumsfaktor (IGF-1)
- Insulinresistenz und Mastopathie: Es gibt Hinweise darauf, dass Frauen mit Insulinresistenz oder einem erhöhten Insulinspiegel ein höheres Risiko für fibrozystische Veränderungen der Brust haben könnten. Insulin und der insulinähnliche Wachstumsfaktor (IGF-1) haben proliferative Effekte auf das Brustgewebe, was zu einer verstärkten Zellteilung und Gewebewachstum führen kann.
Zusammenfassung
Die Pathogenese der Mastopathie wird hauptsächlich durch ein hormonelles Ungleichgewicht zwischen Östrogen und Progesteron, zugunsten von Östrogen, geprägt. Dies führt zu einer übermäßigen Proliferation und fibrozystischen Veränderungen des Brustgewebes. Umwelt- und Lebensstilfaktoren, genetische Prädisposition sowie exogene Hormonquellen können die Entstehung der Mastopathie weiter begünstigen. Die Behandlung der Mastopathie richtet sich häufig nach der Symptomatik und umfasst konservative Maßnahmen wie Ernährungsumstellungen, hormonelle Therapien und in schwerwiegenden Fällen chirurgische Eingriffe.
Ätiologie (Ursachen)
Biographische Ursachen
- Hormonelle Faktoren
Verhaltensbedingte Ursachen
- Fettreiche Ernährung
- Alkoholkonsum (hoher Alkoholkonsum)
Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)
- Östrogenstimulus, nicht näher bezeichnet
- Hyperprolaktinämie ‒ zu hoher Prolaktinspiegel
- Hyperandrogenämie ‒ zu hoher Androgenspiegel
- Mangel an Schilddrüsenhormonen, nicht näher bezeichnet
- Progesteronmangel, nicht näher bezeichnet
Medikamente
- Östrogenhaltige Kontrazeptiva
- Hormonersatztherapie nach der Menopause