Krankhafter Brustmilchausfluss (Galaktorrhoe) – Einleitung

Die Galaktorrhoe bezeichnet den spontanen Milchausfluss aus der Mamille (Brustwarze).

Synonyme und ICD-10: krankhafter Brustmilchausfluss; Mamillenausfluss; ICD-10-GM O92.6-: Galaktorrhoe, puerperale Galaktorrhoe; ICD-10-GM N64.3: Galaktorrhoe, nicht im Zusammenhang mit der Geburt; nichtpuerperale Galaktorrhoe, nonpuerperale Galaktorrhoe

Häufig wird die Galaktorrhoe auch als eine bilaterale (beidseitige) milchige Sekretion bezeichnet.

Charakteristische Laborbefunde

  • Erhöhter Prolaktinspiegel im Serum: Hyperprolaktinämie ist die häufigste Ursache einer Galaktorrhoe.
  • Normale oder erniedrigte Gonadotropine (LH, FSH): Dies kann bei einer Prolaktin-bedingten Hypogonadismus vorliegen.
  • Erniedrigter Östradiolspiegel: Bei Frauen kann dies aufgrund der Prolaktin-induzierten Suppression der Gonadenfunktion auftreten.
  • Normaler oder leicht erhöhter TSH-Spiegel: Bei hypothalamischen oder hypophysären Ursachen.
  • Bildgebung (MRT des Gehirns): Bei Verdacht auf ein Prolaktinom oder andere Hypophysenpathologien.

Formen der Galaktorrhoe

  • Grad I: Milchausfluss bei Druck
    • Beschreibung: Nur einige Tropfen Milch lassen sich aus der Mamille ausdrücken.
    • Charakteristik: Gelegentlicher Milchausfluss, der nur bei Druck auf die Brust auftritt.
  • Grad II: Exprimierbare Flüssigkeitsmenge
    • Beschreibung: Mindestens 1 ml Flüssigkeit kann durch Druck aus der Brust exprimiert werden.
    • Charakteristik: Milchiger Ausfluss, der durch manuellen Druck auf die Brust erzwungen wird.
  • Grad III: Zeitweise spontane Milchabsonderung
    • Beschreibung: Milchsekretion tritt spontan und intermittierend auf.
    • Charakteristik: Spontanes Austreten von Milch ohne manuelle Stimulation, häufig intermittierend.
  • Grad IV: Ständiger Milchfluss
    • Beschreibung: Kontinuierlicher Abgang von Milchfluss aus der Brust.
    • Charakteristik: Anhaltender und ununterbrochener Milchfluss, unabhängig von äußeren Einflüssen.

Die Galaktorrhoe kann ein- oder beidseitig auftreten. Meist verläuft sie schmerzlos.

Während der Laktationsphase (Stillphase) ist die Galaktorrhoe in den Stillpausen physiologisch (normal).

Eine Galaktorrhoe kann Symptom vieler Erkrankungen sein (siehe unter "Differentialdiagnosen").

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Überwiegend sind Frauen betroffen. In seltenen Fällen wird eine Galaktorrhoe auch bei Männern und Kindern beobachtet.

Häufigkeitsgipfel: Die nichtpuerperale ("außerhalb des Wochenbetts") Galaktorrhoe tritt vorwiegend zwischen dem 3. und 4. Lebensjahrzehnt auf. 

Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) liegt bei 1 % aller Frauen vor der Menopause (weibliche Wechseljahre). Die Prävalenz ist bei Frauen, die mehrere Kinder geboren haben, höher. 

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Ein- oder Beidseitiges Auftreten: Die Galaktorrhoe kann einseitig oder beidseitig auftreten.
  • Schmerzloser Verlauf: In den meisten Fällen verläuft die Galaktorrhoe schmerzlos.
  • Physiologisch während der Laktation: Während der Laktationsphase ist eine Galaktorrhoe in den Stillpausen physiologisch und normal.
  • Nichtpuerperale Ursachen: Bei nicht stillenden Frauen und Männern kann die Galaktorrhoe auf hormonelle Imbalancen, Medikamenteneinnahme oder Tumoren hinweisen.

Prognose

  • Abhängigkeit von der Ursache: Die Prognose der Galaktorrhoe hängt stark von der zugrunde liegenden Ursache ab.
  • Behandelbare Ursachen: Hormonelle Ungleichgewichte oder medikamentöse Ursachen können oft gut behandelt werden, was zu einer Rückbildung der Symptome führt.
  • Schwere Fälle: Bei Tumoren oder anderen ernsten Erkrankungen ist die Prognose abhängig von der Art und dem Stadium der Grunderkrankung.
  • Langfristige Überwachung: In einigen Fällen kann eine langfristige Überwachung und Behandlung notwendig sein, insbesondere bei wiederkehrender oder persistierender Galaktorrhoe.