Hirsutismus – Medikamentöse Therapie

Therapieziel

Verbesserung der Symptomatik

Therapieempfehlungen

Die hier aufgeführten therapeutischen Empfehlungen beziehen sich nur auf den idiopathischen Hirsutismus.

Die Art der Therapie, ob lokal oder systemisch, ist abhängig vom Schweregrad und der Situation der Patientin (prämenopausal, mit oder ohne Kinderwunsch bzw. Kontrazeptionswunsch (Anti-Baby-Pille) oder postmenopausal). Systemische endokrine Therapien (Hormontherapien) sind außer gegen den Hirsutismus auch gegen Alopecie (Haarausfall) und Akne wirksam, was eventuell auch erwünscht ist. Es gibt keine allgemein verbindlichen Richtlinien zur Therapie.

Bei gleichzeitigem Kontrazeptionswunsch bietet sich als Initialpräparat ein kombiniertes hormonales Kontrazeptivum mit einem antiandrogenen Gestagen an.

Bei Kontraindikation bzw. ohne Wunsch einer Kontrazeption bieten sich Antiandrogene (Arzneistoffe, die die Wirkung der männlichen Sexualhormone hemmen) wie Spironolacton oder Finasterid an (kontraindiziert in der Schwangerschaft). Bei Kinderwunsch reduzieren sie bis zum Eintritt der Gravidität (Schwangerschaft) die freien Testosteronspiegel. Bei ungenügender Wirkung kann eventuell eine Kombination mehrerer Präparate notwendig oder sinnvoll sein z. B. Östrogene mit einem antiandrogen wirksamen Gestagenen und dem nicht-steroidalen Adrogenrezeptorblocker Finasterid oder dem Aldosteronantagonisten Spironolacton.

Siehe auch unter "Weitere Therapie".

Nachfolgend als Übersicht die Darstellung der Hormontherapie in Abhängigkeit von Geschlechtsreife bzw.  Perimenopause/Menopause und dem Grad des Hirsutismus:

  • Geschlechtsreife:
    • Hormonelle systemische antiandrogene Therapie bei leichtem Hirsutismus mit oralen Kontrazeptiva (Anti-Baby-Pille; nur die Östrogen-Gestagen-Kombinationen, die Cyproteronacetat enthalten sind Indikationen zur Therapie des Hirsutismus) + ggf. in Kombination mit lokaler und kosmetischer Therapie
    • Hormonelle systemische kombinierte antiandrogene Therapie bei mittelschwerem oder ausgeprägtem Hirsutismus mit oralen Kontrazeptiva + ggf. in Kombination mit lokaler und kosmetischer Therapie
    • Hormonfreie systemische ggf. kombinierte antiandrogene Therapie (Nichtsteroidale Antiandrogene: Aldosteronantagonist, 5α Reduktasehemmer) bei leichtem Hirsutismus, Kinderwunsch oder Kontraindikation (Gegenanzeigen) gegen Ovulationshemmer
    • Hormonfreie systemische ggf. kombinierte antiandrogene Therapie (Nichtsteroidale Antiandrogene: Aldosteronantagonist, 5α Reduktasehemmer) bei mittelschwerem oder ausgeprägtem Hirsutismus, Kinderwunsch oder Kontraindikation gegen Ovulationshemmer
  • Perimenopause/Menopause:
    • Hormonelle systemische antiandrogene Therapie Östrogen-Gestagen-Präparat + Cyproteronacetat) bei leichtem Hirsutismus mit Hormonen + ggf. in Kombination mit lokaler und kosmetischer Therapie
    • Hormonelle systemische antiandrogene Therapie bei mittelschwerem oder ausgeprägtem Hirsutismus mit Hormonen + ggf. in Kombination mit lokaler und kosmetischer Therapie
    • Hormonfreie systemische antiandrogene Therapie (Nichtsteroidale Antiandrogene: Aldosteronantagonist, 5α Reduktasehemmer) bei leichtem, mittelschwerem oder ausgeprägtem Hirsutismus bei Kontraindikation oder Ablehnung + ggf. in Kombination mit lokaler und kosmetischer Therapie

Beachte

  • Der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) rät den Ärzten, auf Tagesdosen von über 10 mg Cyproteron nach Möglichkeit zu verzichten (Gefahr der Bildung eines Meningeoms) [7].

Hinweis!

Der Erfolg der Therapie ist erst nach vier bis sechs Monaten erkennbar!

Literatur

  1. Geisthövel F: Diagnostik und Therapie der kutanen Androgenisierung im klimakterischen Übergang sowie in der Peri- und Postmenopause: Hirsutismus und Alopecie, J.Gynäkol Endokrinol 22 (2012) 6-15
  2. Ludwig M, Grave C, Hugo U: Orale Kontrazeptiva mit antiandrogen wirksamer gestagener Komponente, Teil 1: Grundlagen, Frauenarzt 47 (2006) 25-28
  3. Ludwig M, Grave C, Hugo U: Orale Kontrazeptiva mit antiandrogen wirksamer gestagener Komponente, Teil 2: Dermatologische Indikationen, PCOS, prämenopausaler Übergang, Kontraindikationen. Frauenarzt 47 (2006) 116-124
  4. Passuello V: Kutane Androgenisierung - Effluvium, Hirsutismus, Akne, J.Gynäkol Endokrinol 22 (2012) 14-17
  5. Wetzka B, Geisthövel F: Funktionelle Androgenisierung der Frau, Teil 1: Funktionelle Androgenisierung der Frau, Frauenarzt 53 (2012) 1162-1168
  6. Wetzka B, Geisthövel F: Funktionelle Androgenisierung der Frau, Teil 2: Therapiestrategien, Frauenarzt 54 (2013) 27-33
  7. Restrictions in use of cyproterone due to meningioma risk. EMA Press release 14/02/2020