Genitalprolaps – Einleitung

Unter einem Genitalprolaps (Gebärmuttervorfall) versteht man das teilweise oder vollständige Vorfallen der Scheide (Descensus vaginae/Scheidenvorfall) und/oder Gebärmutter (Descensus uteri) aus der Schamspalte (Rima pudendi). Der Genitalprolaps stellt die maximale Form der Senkung (Descensus) dar.

Aufgrund enger nachbarschaftlicher Beziehungen zwischen den Beckenorganen sind häufig auch die Harnblase sowie der Enddarm mit betroffen.

Thesaurussynonyma und ICD-10: alte Beckenverletzung; alte Lazeration des Beckenbodens; alte Lazeration des Dammes; alte Perineumlazeration; alter Muskelriss des Beckenbodens; alter partaler Dammriss; alter postpartaler Prolaps der Cervix uteri; Alter postpartaler Zervixprolaps; alte Verletzung der Beckenbodenmuskulatur; Beckenbodenrelaxation; Beckenbodenschwäche; Blasenprolaps bei der Frau; Blasensenkung bei der Frau; Descensus genitalis; Descensus uteri; Descensus uteri 1. Grades; Descensus uteri 2. Grades; Descensus uteri 3. Grades; Descensus uteri et vaginae; Descensus vaginae; Descensus vaginae anterior; Descensus vaginae et vesicae; Douglashernie; Douglasozele; Erschlaffung des weiblichen Beckenbodens; erworbene Vaginalenterozele a.n.k.; Gebärmuttersenkung; Gebärmuttervorfall; Genitalprolaps bei der Frau; Harnblasenhernie bei der Frau; Harnblasenvorfall bei der Frau; Hernia rectovaginalis; Hernia vaginalis anterior; Hernia vesicalis bei der Frau; Hernie der hinteren Scheidenwand; Hernie der hinteren Vaginalwand; Kolpozele; Kongenitale Vaginalenterozele a.n.k.; partieller Descensus uteri et vaginae; partieller uterovaginaler Prolaps; partieller uterovaginaler Vorfall; Perinealprolaps bei der Frau; Perinealrelaxation; Perineuminsuffizienz; Portioprolaps; postpartaler Uterusprolaps; Procidentia uteri; Proktozele bei der Frau; Prolaps der Cervix uteri; Prolaps der hinteren Scheidenwand; Prolaps der hinteren Vaginalwand; Prolaps der Vaginahinterwand mit Uterusprolaps; Prolaps der vorderen Scheidenwand; Prolaps der vorderen Vaginalwand; Prolaps der weiblichen Geschlechtsorgane; Prolaps des Stumpfes der Cervix uteri; Prolaps des weiblichen Beckenbodens; Prolapsus genitalis; Prolapsus partialis uteri et vaginae; Prolapsus vaginae et uteri; Prolapsus vaginalis; Prolaps von Gebärmutter und Scheide; Prolaps von Uterus und Vagina; Rektozele; Rektozele bei der Frau; Rektozystozele bei der Frau; Scheidenenterozele; Scheidenprolaps; Scheidensenkung; Scheidenwandvorfall; subtotaler Prolaps von Uterus und Vagina; totaler Descensus uteri et vaginae; totaler uterovaginaler Prolaps; Totalprolaps von Uterus und Vagina; Urethrozele bei der Frau; Urethrozele mit Zystozele bei der Frau; Uterovaginalprolaps; Uterusekstrophie nach Geburt; Uteruseversion; Uterusextraversion; Uterushernie; Uteruspartialprolaps; Uterusprolaps; Uterusprolaps 1. Grades; Uterusprolaps 2. Grades; Uterusprolaps 3. Grades; Uterussenkung; Uterustotalprolaps; Uterusvorfall; Vaginalenterozele; Vaginalprolaps; Vaginalprolaps mit partiellem Uterusprolaps; Vaginalsenkung; Vaginaltotalprolaps; Vaginalvorfall; Vollständiger uterovaginaler Prolaps; vollständiger uterovaginaler Vorfall; Vorfall der weiblichen Geschlechtsorgane; weibliche Harnblasensenkung; weiblicher anorektaler Prolaps; weiblicher Descensus vesicae; weiblicher Harnblasenprolaps; weibliche Urethrozele; weibliche Zystozele; Zervixprolaps; Zervixstumpfprolaps; Zystoenterozele; Zystorektozele bei der Frau; Zystourethrozele; Zystourethrozele bei der Frau; Zystozele; Zystozele 1. Grades bei der Frau; Zystozele 2. Grades bei der Frau; Zystozele 3. Grades bei der Frau; Zystozele bei der Frau; ICD-10-GM N81.-: Genitalprolaps bei der Frau.

Formen des Genitalprolaps nach ICD-10

  • Urethrozele bei der Frau (ICD-10-GM N81.0): Vorfall der Harnröhre aus der Harnröhrenöffnung
  • Zystozele (ICD-10-GM N81.1): Blasenbodensenkung; Senkung der Blase in die vordere Scheidenwand, ggf. aus der Scheide heraus
  • Partialprolaps des Uterus und der Vagina (ICD-10-GM N81.2): Teilweiser Vorfall von Gebärmutter und Scheide
  • Totalprolaps des Uterus und der Vagina (ICD-10-GM N81.3): Vollständiger Gebärmutter- und Scheidenvorfall
  • Uterovaginalprolaps, nicht näher bezeichnet (ICD-10-GM N81.4): Vorfall von Gebärmutter und Scheide
  • Vaginale Enterozele (ICD-10-GM N81.5): Darmbruch (Prolaps eines Darmanteils aus dem Bauchraum in das kleine Becken), der in die Scheide vorfällt
  • Rektozele (ICD-10-GM N81.6): Senkung der Mastdarmvorderwand
  • Sonstiger Genitalprolaps bei der Frau (ICD-10-GM N81.8)
  • Genitalprolaps bei der Frau, nicht näher bezeichnet (ICD-10-GM N81.9)

Epidemiologie

Die Prävalenz des Genitalprolaps steigt mit dem Alter und betrifft vor allem postmenopausale Frauen. Faktoren wie Geburten, Übergewicht, chronischer Husten, schweres Heben und genetische Disposition erhöhen das Risiko. Schätzungen zufolge leiden bis zu 50 % der Frauen im Laufe ihres Lebens an irgendeiner Form von Genitalprolaps, wobei die meisten Fälle mild sind und nur wenige symptomatisch werden.

Verlauf und Prognose

Verlauf

Der Verlauf eines Genitalprolaps ist stark abhängig von der Schwere der Senkung und der zugrunde liegenden Ursache:

  • Leichte Formen
    • Können oft konservativ behandelt werden.
    • Beckenbodenübungen oder der Einsatz von Pessaren sind häufig wirksame Maßnahmen.
    • Diese Therapieansätze zielen darauf ab, die Beckenbodenmuskulatur zu stärken und die Symptome zu lindern.
  • Schwere Formen
    • Erfordern in der Regel chirurgische Interventionen, wie z. B. eine Beckenbodenrekonstruktion.
    • Solche Eingriffe haben hohe Erfolgsraten, sind jedoch mit dem Risiko von Rezidiven verbunden.
    • Wiederholte Prolapse können insbesondere bei anhaltenden Risikofaktoren wie chronischem Husten oder schwerem Heben auftreten.
  • Komorbiditäten
  • Genitalprolaps ist häufig mit Stress- oder Belastungsinkontinenz vergesellschaftet.
  • Diese Begleiterkrankungen können den Verlauf beeinflussen und die Behandlung komplexer machen.
  • Andere relevante Komorbiditäten sind Harnwegsinfektionen, Obstipation, sexuelle Dysfunktion und Beckenbodenschmerzen.

Prognose

Die Prognose eines Genitalprolaps ist ebenfalls variabel und hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Leichte Formen
    • Die Prognose ist in der Regel gut.
    • Viele Frauen erfahren eine deutliche Symptomlinderung durch konservative Maßnahmen.
  • Schwere Formen
    • Die Erfolgsraten von chirurgischen Eingriffen sind hoch.
    • Langfristig ist die Prognose gut, jedoch können wiederholte Prolapse auftreten.
    • Die Wahrscheinlichkeit für Rezidive kann durch die Kontrolle von Risikofaktoren reduziert werden.
  • Einfluss von Komorbiditäten
    • Die langfristige Prognose kann durch begleitende Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Adipositas oder chronische Lungenerkrankungen negativ beeinflusst werden.
    • Eine umfassende Behandlung dieser Komorbiditäten ist wichtig, um die Lebensqualität der Patientinnen zu verbessern und das Risiko für Rezidive zu minimieren.

Eine individualisierte Therapieplanung und regelmäßige Nachsorge sind entscheidend, um den Verlauf positiv zu beeinflussen und die Prognose zu optimieren.

Komorbiditäten

Der Genitalprolaps ist vermehrt mit einer Stress- oder Belastungsinkontinenz vergesellschaftet. Diese Kombination kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und die Behandlung komplexer gestalten. Weitere häufige Komorbiditäten sind:

  • Harnwegsinfektionen
  • Obstipation
  • Sexuelle Dysfunktion
  • Beckenbodenschmerzen

Leitlinien

  1. S2e-Leitlinie: Weiblicher Descensus genitalis, Diagnostik und Therapie. (AWMF-Registernummer: 015-006), April 2016 Langfassung