Gebärmutterhalsschwäche (Cervixinsuffizienz) – Medizingerätediagnostik
Obligate Medizingerätediagnostik
- Vaginalsonographische Messung (Vaginalsonographie; Ultraschallverfahren, bei dem der Ultraschallkopf vaginal eingeführt wird) der Cervixlänge (Gebärmutterhalslänge)
Die vaginale Tastuntersuchung bei zur Beurteilung der Cervix ist eine subjektive, schwer reproduzierbare Untersuchung mit vielen Fehlerquellen. Es ist zwar die Stellung, die Konsistenz, die Weite des äußeren Muttermundes und evtl. die des Cervikalkanals partiell zu beurteilen, nicht jedoch die Gesamtlänge und der innere Muttermund. Die vaginalsonographische Beurteilung der Cervixsituation wird heute bevorzugt, weil sich sowohl die Cervixlänge als auch der innere Muttermund (evtl. Trichterbildung) reproduzierbar bestimmen lassen.
Die Eröffnung des Muttermundes beginnt physiologisch, aber auch bei einer Cervixinsuffizienz, im Bereich des inneren Muttermundes mit einer trichterförmigen Eröffnung, die langsam nach kaudal fortschreitet, in Kombination mit einer Verkürzung der Cervix.
Die Cervixlänge zeigt erhebliche individuelle Unterschiede, sowohl während einer normalen Schwangerschaft, als auch bei einer sich entwickelnden Cervixinsuffizienz asymptomatischer Frauen, bei Schwangeren mit oder ohne belastender Anamnese (z. B. Zustand nach Frühgeburt oder Cervixinsuffizienz), sowie bei symptomatischen Patientinnen (Kontraktionen, vorzeitige Wehen). Aus diesem Grunde gibt es trotz zahlreicher Untersuchungen bis heute keine allgemein verbindlichen Normwerte und auch keinen Cutt-Off-Wert (Toleranzgrenze) der Cervixlänge, bei dem mit einer Frühgeburt gerechnet werden muss, bzw. bei dem therapeutische Maßnahmen (z. B. Cerclage) zu erfolgen haben. Es ist deshalb bisher nur sehr eingeschränkt möglich vorherzusagen, ab welchem Wert eine verkürzte Cervix mit oder ohne Trichterbildung ein Indiz für eine Frühgeburt ist.
Deshalb sind bei Verdacht einer Insuffizienz Verlaufswerte in 2-3 wöchigen Abständen sinnvoll. Das gilt insbesondere für das Risikokollektiv: Zustand nach Cervixinsuffizienz, Spätabort (Fehlgeburt im Zeitraum von der 13. bis zur 24. Schwangerschaftswoche (SSW)) oder Frühgeburt.
Eine routinemäßige sonographische Cervixberurteilung im Rahmen der in den Mutterschaftsrichtlinien verankerten Ultraschalluntersuchungen in der 19.-22. und 29.-32. Schwangerschaftswoche wird derzeit in Deutschland nicht diskutiert.
Folgende Werte gelten wegen der großen Schwankungsbreite als grobe Richtlinie:
- Bis zur 20 SSW ist die sonographische Messung unsicher, da die eigentliche Cervix vom unteren Uterinsegment nicht sicher zu unterscheiden ist.
- Bis zur 30 SSW bleibt die durchschnittliche Cervixlänge etwa 35-40 mm
- Bis zur 40 SSW verkürzt sich die durchschnittliche Cervixlänge langsam auf etwa 30-35 mm
- Werte ≥ 35 mm Cervixlänge gelten als weitgehend unproblematisch
- Werte zwischen 25 mm und 35 mm sollten in kurzen Abständen beobachtet und kontrolliert werden
- Als Grenzwert für eine Interventionsempfehlung (Cerclage/Gebärmutterhalsumschlingung bzw. operativer Muttermundverschluss, Pessareinlage, intravaginale ("in die Scheide hinein") Progesteronapplikation) gilt häufig eine Verkürzung der Cervixlänge auf:
- ≤ 25 mm bei Schwangeren mit belastender Anamnese
- ≤ 15 mm bei Schwangeren ohne belastende Anamnese
Literatur
- Crane JM, Hutchens D. Transvaginal sonographic measurement of cervical length to predict preterm birth in asymptomatic women at increased risk: a systematic review. Ultrasound Obstet Gynecol. May 2008;31(5):579-87.
- Henrich W.:Die Bedeutung der transvaginalen Cervixsonographie für die Vorhersage einer Frühgeburt in low-Risk und high-Risk Kollektiven. Habilitationsschrift. www. edoc.hu-berlin.de/habilitationen/henrich-wolfgang-2003-12
- Sotiriadis A, Papatheodorou S, Kavvadias A, Makrydimas G. Transvaginal cervical length measurement for prediction of preterm birth in women with threatened preterm labor: a meta-analysis. Ultrasound Obstet Gynecol. Jan 2010;35(1):54-64.