Gebärmutterhalskrebs (Cervixkarzinom) – Einleitung

Das Cervixkarzinom – umgangssprachlich Gebärmutterhalskrebs genannt – ist die häufigste bösartige Neubildung des weiblichen Genitals. Es entsteht aus den Zellen des Gebärmutterhalses und wird hauptsächlich durch humane Papillomaviren (HPV) verursacht. Die häufigsten Subtypen sind das Plattenepithelkarzinom und das Adenokarzinom. 

Synonyme und ICD-10: Adenokarzinom des Collum uteri; bösartige Neubildung der Cervix; bösartige Neubildung der Cervix uteri; Cervixkarzinom; Gebärmutterhalsmalignom; Karzinom der Cervix uteri; Karzinom des Collum uteri; Kollumkarzinom (Collum uteri); Kollumkarzinom des Uterus; Kollumkarzinom des Uterus; Malignom der Cervix uteri; metastasierendes Kollumkarzinom (Collum uteri); Plattenepithelkarzinom des Collum uteri; Portiokarzinom; Portiokarzinom, Gebärmutterhalskrebs; Portio-uteri-Malignom; ICD-10-GM C53.-: Bösartige Neubildung der Cervix uteri)

Das Cervixkarzinom ist die häufigste bösartige Neubildung des weiblichen Genitals. 

Definition der Nomenklatur des Cercixkarzinoms (s. u. Klassifikation)

Anatomie und Funktionen

Der Gebärmutterhals (Cervix uteri) ist der untere Teil der Gebärmutter, der in die Vagina ragt. Er hat eine zentrale Rolle im weiblichen Fortpflanzungssystem und erfüllt mehrere Funktionen:

  • Schutzfunktion: Verhindert das Eindringen von Keimen und Bakterien in die Gebärmutter.
  • Geburtskanal: Weitet sich während der Geburt, um das Baby passieren zu lassen.
  • Schleimproduktion: Produziert Schleim, der den Spermien hilft, in die Gebärmutter zu gelangen, und gleichzeitig die Gebärmutter vor Infektionen schützt.

Charakteristische Laborbefunde

  • HPV-DNA-Test: Nachweis von Hochrisiko-HPV-Subtypen, die mit dem Cervixkarzinom assoziiert sind.
  • Pap-Test: Zytologische Untersuchung von Zellen des Gebärmutterhalses zur Früherkennung präkanzeröser Veränderungen.

Formen des Cervixkarzinoms

  • Plattenepithelkarzinom
    • Macht etwa 70-80 % der Cervixkarzinome aus.
    • Entwickelt sich aus den Plattenepithelzellen, die die äußere Oberfläche des Gebärmutterhalses auskleiden.
  • Adenokarzinom
    • Macht etwa 10-15 % der Cervixkarzinome aus.
    • Entwickelt sich aus den Drüsenzellen, die den Gebärmutterhalskanal auskleiden.
  • Adenosquamöses Karzinom
    • Seltenere Form, die Merkmale von sowohl Plattenepithelkarzinomen als auch Adenokarzinomen aufweist.
  • Kleinzelliges Karzinom
    • Sehr selten und aggressiv.
    • Entwickelt sich aus neuroendokrinen Zellen.
  • Adenoidzystisches Karzinom und Adenoidbasalzellkarzinom
    • Sehr seltene und aggressive Formen.
    • Unterscheiden sich histologisch von anderen Karzinomen.

Ursachen

  • Humane Papillomaviren (HPV): Insbesondere die Hochrisiko-Subtypen 16 und 18 sind die Hauptverursacher.
  • Risikofaktoren: Rauchen, geschwächtes Immunsystem, mehrere Sexualpartner, frühes erstes Geschlechtsverkehrsalter.

Epidemiologie

Häufigkeitsgipfel: Es gibt zwei Erkrankungsgipfel: einen frühen Gipfel zwischen dem 35. und 54. Lebensjahr und einen späten Gipfel nach dem 65. Lebensjahr.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Das Risiko, an einem Cervixkarzinom zu erkranken, variiert weltweit. In Deutschland liegt die Prävalenz bei etwa 11,2-13,3 Erkrankungen pro 100.000 Frauen pro Jahr.

Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen)

  • Weltweit beträgt die Inzidenzrate 15,2 pro 100.000 Frauen pro Jahr. In Finnland liegt die Inzidenz bei 3,6 und in Kolumbien bei 45 pro 100.000 Frauen pro Jahr.
  • Das Zentrum für Krebsregisterdaten (ZfKD) berichtet, dass die Inzidenz bei Frauen über 40 Jahren in Deutschland ähnlich hoch bleibt (22-24 pro 100.000) und mit dem Alter nicht signifikant abnimmt [1].

Verlauf und Prognose

Verlauf

Das Cervixkarzinom entwickelt sich oft über mehrere Jahre und kann lange asymptomatisch bleiben. Frühe Symptome können abnormale Blutungen, Schmerzen oder Ausfluss sein. Bei fortgeschrittenen Stadien können auch Symptome wie Beckenschmerzen und Lymphknotenmetastasen (Tochtergeschwülste in Lymphknoten) auftreten.

  • Frühstadien: Werden weniger als 40 % der Ovarialkarzinome im Stadium I oder II erkannt, liegt die Heilungschance bei annähernd 100 %. Frühstadien bieten die besten Chancen auf eine Heilung, da der Tumor noch nicht weit verbreitet ist und sich chirurgisch gut entfernen lässt.
  • Fortgeschrittene Stadien: Bei den fortgeschrittenen Stadien III und IV hat sich das Ovarialkarzinom über die Beckenorgane hinaus ausgebreitet und Metastasen in entfernten Organen gebildet. Die Prognose ist deutlich schlechter.
  • Rezidive: Jede dritte Patientin muss nach der Primärtherapie mit einem Rezidiv (Wiederauftreten der Erkrankung) rechnen. Ein frühes Rezidiv verschlechtert die Prognose erheblich, da es oft schwerer zu behandeln ist und die Tumore aggressiver sein können.

Prognose

  • Frühe Stadien: Die 5-Jahres-Überlebensrate bei früh therapierten Tumoren liegt bei circa 90 %.
  • Fortgeschrittene Stadien: Im Stadium II liegt die 5-Jahres-Überlebensrate zwischen 40 und 60 %. In fortgeschrittenen Stadien (FIGO IIB-IV) liegt die 5-Jahres-Überlebensrate unter 40 %.
  • Mortalität: In Deutschland stirbt etwa 1 von 340 Frauen an einem Cervixkarzinom. Die Mortalität ist seit den 1980er-Jahren jedoch gesunken.

Prävention

Die HPV-Impfung, die in Deutschland für alle Mädchen im Alter von 9 bis 17 Jahren zugelassen ist und von den Krankenkassen übernommen wird, stellt einen Meilenstein in der Prävention des Cervixkarzinoms dar.

Literatur

  1. Neumeyer S et al.: Epidemiology of cervical cancer in elderly women: Analysis of incidence, treatment, and survival using German registry data. Cancer Medicine 2023; https://doi.org/10.1002/cam4.6318

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Prävention des Zervixkarzinoms. (AWMF-Registernummer: 015 - 027OL), Dezember 2017 Langfassung
  2. S3-Leitlinie: Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Patientin mit Zervixkarzinom. (AWMF-Registernummer: 032 - 033OL), März 2020 Kurzfassung Langfassung
  3. Patientenleitlinie: Gebärmutterhalskrebs; Ratgeber für Patientinnen und Patienten. September 2021. Leitlinienprogramm Onkologie