Fehlgeburt (Abort) – Prävention
Zur Prävention des Aborts (Fehlgeburt) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Ernährung
- Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – Siehe Prävention mit Mikronährstoffen.
- Genussmittelkonsum
- Kaffee – Frauen, die 200 mg oder mehr Koffein pro Tag konsumieren (etwa eine Tasse Kaffee), haben ein doppelt so hohes Risiko für eine Fehlgeburt [7].
- Alkohol – Konsum während der Schwangerschaft erhöht das Fehlgeburtsrisiko.
- Tabak (Rauchen) – Erhöht das Risiko für Fehl- und Totgeburten [2, 3].
- Körperliche Aktivität
- Übermäßige sportliche Aktivität zu Beginn der Schwangerschaft – Mehr als sieben Stunden Sport pro Woche erhöhen das Risiko für Fehlgeburten, insbesondere bei belastenden Sportarten wie Jogging oder Ballsportarten [1].
- Heben schwerer Lasten – Regelmäßiges Heben von mehr als 20 kg schweren Gegenständen erhöht das Risiko.
- Psycho-soziale Situation
- Stress – Chronischer Stress ist ein signifikanter Risikofaktor.
- Schichtarbeit – Kann sich negativ auf den Schwangerschaftsverlauf auswirken.
- Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas)
- Anstieg des BMI um 2-4 kg/m² erhöht das Risiko für Totgeburten um 38 %, bei einem Anstieg um ≥ 4 kg/m² steigt es um 55 % [6].
- Untergewicht – Geringes Körpergewicht kann das Risiko für Fehlgeburten erhöhen.
Röntgenstrahlen
- Radiatio (Strahlentherapie) bei Tumorerkrankungen und diagnostische Röntgenstrahlen erhöhen das Risiko für Fehlgeburten.
Umweltbelastungen – Intoxikationen (Vergiftungen)
- Beruflicher Kontakt mit Karzinogenen – Erhöht das Fehlgeburtsrisiko.
- Luftschadstoffe (z. B. Schwefeldioxid, SO₂) – Korrelation mit verhaltenen Aborten [7].
- Phthalate (Weichmacher) – Endokrine Disruptoren, die die Hormonregulation stören können [5].
Weitere Risikofaktoren
- Invasive Pränataldiagnostik – Verfahren wie Amniozentese oder Chorionzottenbiopsie können das Fehlgeburtsrisiko erhöhen.
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
Zur Prävention von Fehlgeburten sind gezielte Maßnahmen und eine bewusste Lebensweise erforderlich, die auf die Stärkung der mütterlichen Gesundheit und die Minimierung von Risiken abzielen.
- Ernährung
- Eine perikonzeptionelle Ernährung mit reichlich Obst, Gemüse, Meeresfrüchten, Fisch, Milchprodukten, Getreide und Eiern reduziert das Risiko um bis zu 57 % [9, 10].
- Bei Adipositas ist eine präkonzeptionelle Gewichtsreduktion (vor der Empfängnis) essenziell.
- Behandlung von vaginalen Infektionen und chronischer Endometritis/Gebärmutterschleimhautentzündung (antibiotische Therapie) reduziert das Fehlgeburtsrisiko.
- Medikamentöse Maßnahmen
- Acetylsalicylsäure (ASS; 81 mg/d) – Einnahme mindestens fünf Tage pro Woche ab der Konzeptionsphase bis zur 36. Schwangerschaftswoche reduziert das Fehlgeburtsrisiko um 31 % und erhöht die Rate an Lebendgeburten um 33 % [8].
- Progesterontherapie – Gabe von natürlichem Progesteron oder synthetischen Gestagenen im ersten Trimenon bei idiopathischen wiederholten spontanen Aborten (WSA).
- Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel)
- Wichtige Vitalstoffe:
- Folsäure (L-Methylfolat) – Zur Prävention neuraler Fehlentwicklungen.
- Cobalamin (Vitamin B12) – Für Risikogruppen essenziell.
- Jod – Für die Schilddrüsenfunktion unabdingbar.
- Wichtige Vitalstoffe:
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention zielt darauf ab, durch frühzeitige Diagnostik und Intervention das Risiko von Fehlgeburten bei bereits bestehenden Gefährdungen zu minimieren.
- Frühzeitige Diagnostik und Behandlung von Risikofaktoren
- Identifikation und Therapie von vaginalen Infektionen und Endometritis.
- Regelmäßige Kontrolle des Mikronährstoffstatus.
- Progesterontherapie
- Vaginale Progesterongabe bis zur 16. Schwangerschaftswoche bei wiederholten spontanen Aborten (WSA) und Abortus imminens*.
- Individuelle Beratung
- Detaillierte Aufklärung zu Risikofaktoren und präventiven Maßnahmen.
*Drohender Abort (Abortus imminens): Geht einher mit Blutungen in der Frühschwangerschaft und die Herzaktion des Feten ist positiv.
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention zielt darauf ab, die Langzeitfolgen wiederholter Fehlgeburten zu bewältigen und zukünftige Schwangerschaften bestmöglich zu unterstützen.
- Langzeitbetreuung nach wiederholten spontanen Aborten (WSA)
- Psychosoziale Unterstützung – Psychologische Begleitung zur Reduktion emotionaler Belastungen.
- Spezialtherapie – Einsatz von Progesteron und Heparin bei nachgewiesener Thrombophilie (Thromboseneigung).
- Lebensstilinterventionen
- Förderung eines gesunden BMI durch Ernährung und Bewegung.
- Vermeidung belastender Tätigkeiten während der Schwangerschaft.
- Spezialisierte Pränataldiagnostik
- Schonende Alternativen zur invasiven Diagnostik prüfen.
Abortprophylaxe bei Patienten mit wiederholten spontanen Aborten (WSA)
- Bei idiopathischen WSA: Gabe von natürlichem Progesteron oder eines synthetischen Gestagens im ersten Trimenon.
Achtung! Bei WSR sollte zur Abortprophylaxe keine Acetylsalicylsäure Therapie erfolgen. - WSA und Abortus imminens: vaginale Progesterongabe bis zur sechzehnten Schwangerschaftswoche
- WSA und hereditäre Thrombophilie: Therapie mit Heparin alleinig zu Abortprophylaxe sollte nicht erfolgen!
Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel; Vitalstoffe)
Geeignete Nahrungsergänzungsmittel sollten u. a. die folgenden Vitalstoffe enthalten:
- Vitamine (Folsäure*/*** L-Methylfolat* (5-MTHF), Cobalamin** (Vitamin B12))
- Spurenelemente (Jod***)
Legende:
*Prävention
**Risikogruppe
***Mangelsymptome
Beachte: Die aufgeführten Vitalstoffe sind kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie. Nahrungsergänzungsmittel sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung in der jeweiligen Lebenssituation zu ergänzen.
Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.
Literatur
- Madsen M, Jørgensen T, Jensen ML, Juhl M, Olsen J, Andersen PK, Nybo Andersen AM: Leisure time physical exercise during pregnancy and the risk of miscarriage: a study within the Danish National Birth Cohort. BJOG. 2007 Nov;114(11):1419-26. Epub 2007 Sep 17.
- Deutsches Krebsforschungszentrum, Tabakatlas Deutschland 2015. Heidelberg, Tabakkonsum und gesundheitliche Folgen: 3.2 Folgen des Rauchens in der Schwangerschaft S. 28-30
- Secretan B, Straif K, Baan R et al.: A review of human carcinogens – Part E: tobacco, areca nut, alcohol, coal smoke, and salted fish. Lancet Oncol. 2009 Nov;10(11):1033-4.
- Weng X, Odouli R, Li D: Maternal caffeine consumption during pregnancy and the risk of miscarriage: a prospective cohort study. Am. J. Obstet. Gynecol 2008 März;198(3):279.e1-8.
- Ferguson KK, McElrath TF, Meeker JD: Environmental Phthalate Exposure and Preterm Birth JAMA Pediatr. Published online November 18, 2013. doi:10.1001/jamapediatrics.2013.3699
- Cnattingius S et al.: Weight change between successive pregnancies and risks of stillbirth and infant mortality: a nationwide cohort study. doi.org/10.1016/S0140-6736(15)00990-3
- Zhang L et al.: Air pollution-induced missed abortion risk for pregnancies Nature Sustainability 14 October 2019
- Naimi AI et al.: The Effect of Preconception-Initiated Low-Dose Aspirin on Human Chorionic Gonadotropin–Detected Pregnancy, Pregnancy Loss, and Live Birth Per Protocol Analysis of a Randomized Trial Annals of Internal Medicine 26 January 2021 https://doi.org/10.7326/M20-0469
- Chung Y et al.: The association between dietary patterns and risk of miscarriage: a systematic review and meta-analysis. Fertil Steril 2023; https://doi.org/10.1016/j.fertnstert.2023.04.011
- Arvanitis DA et al.: The impact of maternal dietary pattern on miscarriage risk Fertility ans Sterility May 26, 2023 doi:https://doi.org/10.1016/j.fertnstert.2023.05.162
Leitlinien
- S2k-Leitlinie: Diagnostik und Therapie von Frauen mit wiederholten Spontanaborten. (AWMF-Registernummer: 015-050), Mai 2022 Langfassung