Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom) – Prävention
Zur Prävention des Ovarialkarzinoms (Eierstockkrebs) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Ernährung
- Verzehr von hoch verarbeiteten Nahrungsmitteln („Ultra-processed Foods“, UPF) – Lebensmittel mit hohem Salz-, Fett- und Zucker-/Süßstoffgehalt erhöhen das Risiko. Mit jedem 10 %-Punkte-Anstieg des UPF-Anteils in der Nahrung steigt das Gesamtrisiko für Krebserkrankungen um 2 % und das Risiko für Ovarialkarzinome um 19 % [15].
- Mangel an Mikronährstoffen (Vitalstoffe) – Unzureichende Versorgung mit antioxidativen und schützenden Nährstoffen wie Vitamin D, Selen und Folsäure kann die Anfälligkeit für Ovarialkarzinome erhöhen (siehe Prävention mit Mikronährstoffen).
- Fettreiche Ernährung – Langfristig hohe Aufnahme gesättigter Fettsäuren kann hormonell bedingte Krebserkrankungen begünstigen.
- Genussmittelkonsum
- Alkoholkonsum – Übermäßiger Alkoholkonsum kann durch oxidative Schäden und hormonelle Dysbalancen das Karzinomrisiko erhöhen.
- Rauchen – Speziell bei muzinösen Ovarialkarzinomen wurde ein erhöhtes Risiko durch Tabakkonsum festgestellt.
- Körperliche Aktivität
- Bewegungsmangel erhöht das Risiko indirekt durch die Förderung von Übergewicht und hormonellen Dysbalancen.
- Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas)
- Ein erhöhter BMI ist mit einem um 10 % gesteigerten Risiko für Ovarialkarzinome assoziiert [10].
- Übermäßiges viszerales Fettgewebe kann entzündliche Prozesse fördern, die die Krebsentstehung begünstigen.
Medikamente
- Hormontherapie (HT) nach der Menopause (Zeitpunkt der letzten spontanen Menstruation im Leben einer Frau) – unabhängig von der Art der HT (Östrogen oder eine Östrogen-Gestagen-Kombination) – begünstigt die Entstehung eines Ovarialkarzinoms. Die Collaborative Group on Epidemiological Studies of Ovarian Cancer hat Daten aus allen einschlägigen epidemiologischen Studien individuell analysiert und zusammengeführt [6]:
- Frauen, die zu irgendeinem Zeitpunkt eine HT erhalten hatten, hatten ein um 20 % höheres relatives Krebsrisiko als Frauen, die niemals eine HT erhielten.
- Frauen, die gerade unter einer HT standen, waren am stärksten gefährdet. Ihr Risiko lag – prospektiv untersucht – um 41 % höher als das von Nie-HT-Anwenderinnen.
- Frauen, die die HT beendet hatten, die aber weniger als fünf Jahre zurücklag, hatten immer noch ein um 23 % erhöhtes Risiko für ein Ovarialkarzinom.
- Hormonersatztherapie in der Menopause [2]; Risikoanstieg nach 5 Jahren um 43 %; sinkt nach Absetzen der Therapie nur langsam ab [5]
- Seltenere Einnahme von Ovulationshemmern ("Pille") als der Durchschnitt der Frauen [1]
Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)
- Beruflicher Kontakt mit Karzinogenen wie Talkum (Talkumpulver [11]) oder Asbest
- Bisphenol A
- Haarfärbemittel [13]
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
- Genetische Faktoren:
- Genetische Risikoreduktion abhängig von Genpolymorphismen:
- Gene/SNPs (Einzelnukleotid-Polymorphismus; engl.: single nucleotide polymorphism):
- Genetische Risikoreduktion abhängig von Genpolymorphismen:
- Hohe Parität (Zahl der Geburten)
- Lange Perioden der Laktation (Stillphase): Ovarialkarzinomrisiko sinkt mit der Stilldauer
- seröse High-grade- sowie endometroide Ovarialkarzinome und Klarzellkarzinome (-24 % geringeres Risiko, wenn Frauen jemals in ihrem Leben gestillt hatten); Borderlinetumor -28 % niedriger [12]
- Ernährung
- Reduktion hoch verarbeiteter Nahrungsmittel – Begrenzung des Anteils von „Ultra-processed Foods“ (UPF) zur Verringerung des Risikos von Krebserkrankungen, einschließlich Ovarialkarzinomen [15].
- Ausreichende Zufuhr von Mikronährstoffen – Eine Ernährung reich an Antioxidantien und essenziellen Vitaminen wie Vitamin D und Folsäure unterstützt die Zellgesundheit (siehe Prävention mit Mikronährstoffen).
- Mittelmeerkost – Eine Ernährung reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Olivenöl und Fisch kann protektiv wirken.
- Genussmittelkonsum
- Reduktion von Alkohol – Begrenzung des Alkoholkonsums kann das Risiko von hormonell bedingten Krebserkrankungen senken.
- Rauchstopp – Verzicht auf Tabakprodukte zur Vermeidung von oxidativem Stress und DNA-Schäden.
- Körperliche Aktivität
- Regelmäßige Bewegung – Moderate bis intensive körperliche Aktivität trägt zur Gewichtskontrolle bei und senkt das Risiko für Ovarialkarzinome.
- Gewichtskontrolle
- Gesunder BMI – Vermeidung von Übergewicht (BMI < 25), da Adipositas mit einer Erhöhung des Risikos für Ovarialkarzinome um 10 % assoziiert ist [10].
- Medikamente
- Kombinierte hormonelle Kontrazeptiva (KHK; engl.: „combined oral contraceptives“, COC; Antibabypille) reduzieren das Risiko für ein Ovarialkarzinom [7, 8].
- Acetylsalicylsäure (ASS):
- 75 bis 150 mg, kontinuierlich > 5 Jahre, führte zu einer Reduktion epithelialer Ovarialkarzinome (muzinöses Karzinom, endometrioides Karzinom) [4]
- populationsbasierte Studie (acht Kohorten- und fünfzehn Fallstudien): Risikoreduktion um mind.10 % [9]
- Bilaterale Salpingo-Oophorektomie (beidseitige Entfernung von Eileitern und Eierstock) [3]: Das Risiko von BRCA1- oder BRCA2-Mutations-Trägerinnen kann dadurch um 80 bis > 90 % gesenkt werden. Zeitpunkt für den prophylaktischen Eingriff:
- BRCA1-Mutation: Alter von 35 bis 40 Jahren
- BRCA2-Mutation: Alter von 40 bis 45 Jahren
- Bilaterale Salpingektomie (beidseitige Entfernung der Eileiter; Synonym: opportunistische Salpingektomie (OS)) zum Zeitpunkt eines geplanten gynäkologischen Eingriffs (d. h. Ovarien/Eierstock blieben erhalten). In einer Studie trat in der OS-Gruppe im Nachbeobachtungszeitraum kein einziger Fall eines serösen Ovarialkarzinoms auf; in diesem Zeitraum(median 3,2 Jahre) wären altersadjustiert 5,27 seröse Karzinome zu erwarten gewesen. Bei Patientinnen mit nachgewiesener BRCA-Mutation konnte man eine 80 %ige Reduktion feststellen [14]. Einschränkung: geringe Karzinominzidenz und relativ kurze Nachbeobachtungszeit
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention zielt darauf ab, durch Früherkennung und gezielte Interventionen eine frühzeitige Diagnose und Behandlung des Ovarialkarzinoms zu ermöglichen.
Früherkennung und Diagnostik
- Regelmäßige gynäkologische Vorsorgeuntersuchungen – Zur Früherkennung von Auffälligkeiten, insbesondere bei Frauen mit familiärer Vorbelastung.
- Bildgebende Verfahren – Transvaginaler Ultraschall und andere diagnostische Methoden bei Risikopatientinnen.
- Tumormarker – CA-125-Bestimmung bei Verdacht auf Ovarialkarzinom; nicht für allgemeines Screening empfohlen.
Genetische Beratung und Risikoreduktion
- BRCA-Tests – Genetische Tests bei Frauen mit familiärer Vorbelastung auf BRCA-Mutationen.
- Prophylaktische Eingriffe – Entfernung der Eierstöcke und/oder Eileiter bei Frauen mit hohem genetischem Risiko (nach individueller Beratung).
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention zielt darauf ab, die Progression und Rückfälle bei bereits diagnostizierten Ovarialkarzinomen zu minimieren.
Therapieunterstützung
- Gezielte Ernährungstherapie – Unterstützung der Chemotherapie durch ausgewogene, entzündungshemmende Ernährung.
- Bewegungstherapie – Körperliche Aktivität zur Verbesserung der Lebensqualität und Reduktion von Fatigue.
Langzeitüberwachung
- Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen – Frühe Erkennung von Rezidiven und Komplikationen.
- Kontrolle von Tumormarkern – Monitoring von CA-125-Werten als Teil der Nachsorge.
Psychosoziale Betreuung
- Psychologische Unterstützung – Umgang mit emotionaler Belastung und Bewältigungsstrategien.
- Selbsthilfegruppen – Förderung sozialer Kontakte und Erfahrungsaustausch.
Diese umfassenden Präventionsmaßnahmen unterstützen eine ganzheitliche Herangehensweise zur Reduktion des Risikos und zur Verbesserung der Prognose bei Ovarialkarzinomen.
Hinweis: Die Kryokonservierung von Eizellen sowie die dazugehörigen medizinischen Maßnahmen werden unter bestimmten Voraussetzungen von der gesetzlichen Krankenversicherung bezahlt.
Ausgeschlossen sind unter 18-Jährige sowie generell Frauen ab 40 Jahren.
Die Kryokonservierung von Ovarialgewebe (Eierstockgewebe) ist für junge Frauen ab der ersten Regelblutung sowie für Frauen bis zum vollendeten 40. Lebensjahr Kassenleistung.
Literatur
- Beral V, Doll R, Hermon C, Peto R, Reeves G: Ovarian cancer and oral contraceptives: collaborative reanalysis of data from 45 epidemiological studies including 23,257 women with ovarian cancer and 87,303 controls. Lancet. 2008 Jan 26;371(9609):303-14
- Beral V; Million Women Study Collaborators, Bull D, Green J, Reeves G. Ovarian cancer and hormone replacement therapy in the Million Women Study. Lancet. 2007 May 19;369(9574):1703-10.
- Domchek SM et al.: Association of risk-reducing surgery in BRCA1 or BRCA2 mutation carriers with cancer risk and mortality. JAMA 304 (2010) 967-975
- Baandrup L, Kjaer SK, Olsen JH, Dehlendorff C, Friis S: Low-dose aspirin use and the risk of ovarian cancer in Denmark. Ann Oncol. 2014 Dec 23. pii: mdu578.
- Collaborative Group on Epidemiological Studies of Ovarian Cancer, Beral V, Gaitskell K, Hermon C, Moser K, Reeves G, Peto R: Menopausal hormone use and ovarian cancer risk: individual participant meta-analysis of 52 epidemiological studies. Lancet. 2015 May 9;385(9980):1835-42. doi: 10.1016/S0140-6736(14)61687-1. Epub 2015 Feb 13.
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- Oppelt PG (2014) Kontrazeption. In: Oppelt PG, Dörr HG (Hrsg) Kinder- und Jugendgynäkologie. Thieme, Stuttgart, S 117-131
- Manlove J, Ryan S, Franzetta K (2004) Contraceptive use and consistency in U.S. teenagers‘ most recent sexual relationships. Perspect Sex Reprod Health 36(6):265-275
- Zhang D et al.: Is aspirin use associated with a decreased risk of ovarian cancer? A systematic review and meta-analysis of observational studies with dose-response analysis. Gynecol Oncol. 2016 May 15. pii: S0090-8258(16)30677-1. doi: 10.1016/j.ygyno.2016.04.543
- Lauby-Secretan B et al.: Body Fatness and Cancer – Viewpoint of the IARC Working Group N Engl J Med 2016; 375:794-798 August 25, 2016 doi: 10.1056/NEJMsr1606602
- Cramer DW et al.: Presence of talc in pelvic lymph nodes of a woman with ovarian cancer and long-term genital exposure to cosmetic talc. Obstet Gynecol. 2007 Aug;110(2 Pt 2):498-501.
- Babic A et al.: Association Between Breastfeeding and Ovarian Cancer Risk. JAMA Oncol. 2020;6(6):e200421. doi:10.1001/jamaoncol.2020.0421
- Zhang Y et al.: Personal use of permanent hair dyes and cancer risk and mortality in US women: prospective cohort study BMJ 2020;370:m2942
- Hanley G E et al.: Outcomes From Opportunistic Salpingectomy for Ovarian Cancer Prevention. JAMA Network Open. 2022;5(2):e2147343. https://doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2021.4734
- Chang K et al.: Ultra-processed food consumption, cancer risk and cancer mortality: a large-scale prospective analysis within the UK Biobank eClinicalMedicine January 31, 2023 doi:https://doi.org/10.1016/j.eclinm.2023.101840