Brustdrüsenentzündung (Mastitis) – Operative Therapie

Diagnostisches Vorgehen

Das diagnostische Vorgehen richtet sich nach der klinischen Präsentation der Mastitis:

  • Akute Mastitis ohne Abszessbildung:
    • Klinische Untersuchung
    • Sonographie der Brust (Mammasonographie)
    • Differenzierung zwischen bakterieller und nicht-bakterieller Mastitis
    • Kalkulierte antibiotische Therapie bei Verdacht auf bakterielle Mastitis
    • Verlaufskontrolle innerhalb von 48-72 Stunden
  • Abszessbildung (abgekapselte Eiteransammlung):
    • Mammasonographisch gestützte Abszesspunktion
    • Kultur und Antibiogramm zur gezielten Antibiose
    • Inzision und Drainage bei großen oder therapieresistenten Abszessen
  • Unklare Raumforderung oder fehlende Besserung trotz kalkulierter Antibiose:
    • Biopsie (Stanzbiopsie) zur histologischen Abklärung (Ausschluss inflammatorisches Mammakarzinom)
    • Weitere bildgebende Diagnostik (Mammographie, ggf. Magnetresonanztomographie (MRT))

Therapeutisches Vorgehen

Das therapeutische Vorgehen richtet sich nach dem klinischen Befund:

  • Akute Mastitis ohne Abszessbildung:
    • Fortführung des Stillens, da die Entleerung der Brust essenziell ist
    • Lokale Maßnahmen (z. B. Kühlung, Quarkwickel, sanfte Brustmassage)
    • Antibiotische Therapie bei bakterieller Infektion (z. B. Flucloxacillin, Cephalosporine, bei Penicillinallergie Clindamycin oder Erythromycin)
    • Schmerztherapie (Paracetamol oder Ibuprofen)
  • Abszessbildung:
    • Primär: Mammasonographisch gestützte Abszesspunktion mit Aspiration
    • Bei Therapieversagen oder ausgedehnten Abszessen: Inzision und Gegeninzision mit Einlage einer Lasche zur Drainage
    • Antibiotische Therapie: Kalkulierte Antibiose angepasst an Erregerspektrum (z. B. Staphylococcus aureus)

Vorteile der mammasonographisch geführten Abszesspunktion:

  • Ambulante Durchführung möglich, sodass das Stillen weiter im häuslichen Umfeld erfolgen kann
  • Geringe Invasivität (keine Allgemeinanästhesie erforderlich)
  • Geringe Schmerzhaftigkeit (Reduktion des Analgetikabedarfs)
  • Geringe Therapieversager- und Rezidivraten (< 5 %)
  • Stillfähigkeit bleibt auch in Folgeschwangerschaften unbeeinflusst

Kontraindikationen für eine Abszesspunktion

  • Absolute Kontraindikation: Verdacht auf inflammatorisches Mammakarzinom (histologische Abklärung erforderlich)
  • Relative Kontraindikation: Stark septierte Abszesse oder multipel lokalisierte, große Abszesse

Posttherapeutisches Management

  • Verlaufskontrolle nach 48-72 Stunden
  • Bei persistierenden Beschwerden erneute Bildgebung und ggf. Biopsie
  • Stillberatung zur Optimierung der Brustentleerung
  • Frühzeitige physiotherapeutische Maßnahmen zur Prävention von Milchstau

Vergleich der Operationsmethoden

Methode Invasivität Schmerzhaftigkeit Erfolgsaussichten Stillfähigkeit
Mammasonographisch geführte Abszesspunktion Gering Minimal Hohe Erfolgsrate (< 5 % Rezidive (Wiederauftreten der Erkrankung)) Erhalten
Inzision und Drainage Höher Mäßig bis hoch Erfolgreich bei größeren Abszessen Kann beeinträchtigt sein

Dieses strukturierte Vorgehen gewährleistet eine effektive und schonende Therapie der Mastitis unter Berücksichtigung der Stillfähigkeit und der individuellen Patientensituation.