Bluthochdruck in der Schwangerschaft (hypertensive Schwangerschaftserkrankungen) – Prävention
Zur Prävention hypertensiver Schwangerschaftserkrankungen (Bluthochdruck in der Schwangerschaft) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Ernährung
- Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – siehe Prävention mit Mikronährstoffen
- Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas) – bei Fettleibigkeit ab einem BMI von 35 vervierfacht sich das Risiko
Medikamente
- Orale Kontrazeptiva (OC): Die perikonzeptionelle Anwendung der Pille (null bis drei Monate vor der Schwangerschaft bzw. am Anfang der Schwangerschaft) erhöht das Risiko für eine Präeklampsie um 38 % [7].
Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)
- Luftschadstoffe: Feinstaub (PM2,5) und Stickoxide [4]
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
- Calcium (mindestens 1 g/die) – bei geringer alimentärer Zufuhr (Nahrungszufuhr) und hohem Risiko einer Präeklampsie PE)
- Die einmal tägliche Einnahme von 500 mg Calcium erzielte in Tansania und Indien bei Schwangeren die gleiche präventive Wirkung gegen Präeklampsie und Frühgeburt wie die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen empfohlene Dosis von 1.500 mg bis 2.000 mg [8].
- Acetylsalicylsäure (ASS)
- laut Cochrane-Analyse dürfen vor allem Schwangere mit präexistenten Risikofaktoren (z. B. PE in vorausgegangener Schwangerschaft) von ASS (75-150 mg) profitieren [1].
Empfehlung: Täglich orale Gabe von 70-150 mg Acetylsalicylsäure (in Deutschland ist die Gabe von 100 mg etabliert) von der 16 Schwangerschaftswoche bis zur 36. SSW - ASS-Behandlung (150 mg/d) auf Schwangere mit dem höchsten Risiko beschränkt, konnte die Zahl der Präeklampsien mit einer Geburt vor der 37. Woche um zwei Drittel senken (ASS-Gruppe: 1,6 %; Placebo-Gruppe: 4,3 %) [3].
- Patientinnen mit normalem sFlt-1:PlGF-Verhältnis: Absetzen von ASS in der 24.-28. SSW ist dem Fortsetzen der Therapie bis zur 36. SSW beim Verhindern einer frühen Präeklampsie nicht unterlegen [6].
- laut Cochrane-Analyse dürfen vor allem Schwangere mit präexistenten Risikofaktoren (z. B. PE in vorausgegangener Schwangerschaft) von ASS (75-150 mg) profitieren [1].
- In einer randomisierten klinischen Studie hat Metformin bei Schwangeren mit Adipositas, aber ohne Gestationsdiabetes, die Häufigkeit einer Präeklampsie deutlich gesenkt (Placebo-Arm 11,3 % Präeklampsie; Metformin-Arm 3 %). Das Ziel, die Rate von Kindern mit Makrosomie zu senken, wurde jedoch verfehlt [1].
Beachte: Nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID) können die Nierenfunktion von Feten schädigen. Dieses kann zu einem Fruchtwassermangel führen.
Zwischen der 20. und 30. Schwangerschaftswoche sollen die NSAID nur noch in Ausnahmefällen eingesetzt werden. Jenseits der 30. Woche gilt bereits eine Kontraindikation. Niedrig dosierte (81 mg) Acetylsalicylsäure wurde von der Warnung ausgeschlossen [5].
Hinweis!
Jede Eklampsie verdoppelt das Risiko auf einen späteren Apoplex (Schlaganfall).
Literatur
- Duley,L, Henderso-Smart DJ, Stewart LA: PARIS Collaborative Group: Antiplatelet for prevention of preeclampsia. A meta-analysis of individual patient data. Lancet 2007; 369: 17091-98. doi: 10.1186/1471-2393-5-7
- Syngelaki A et al.: Metformin versus Placebo in Obese Pregnant Women without Diabetes Mellitus. N Engl J Med 2016; 374:434-443February 4, 2016, doi: 10.1056/NEJMoa1509819
- Rolnik DL et al.: Aspirin versus Placebo in Pregnancies at High Risk for Preterm Preeclampsia. N Engl J Med June 28, 2017 doi: 10.1056/NEJMoa1704559
- NTP Monograph on the Systematic Review of Traffic-related Air Pollution and Hypertensive Disorders of Pregnancy NTP Monograph 7 December 2019
- FDA recommends avoiding use of NSAIDs in pregnancy at 20 weeks or later because they can result in low amniotic fluid. 10/16/2020 Update
- Mendoza M et al.: Aspirin Discontinuation at 24 to 28 Weeks’ Gestation in Pregnancies at High Risk of Preterm Preeclampsia. A Randomized Clinical Trial. JAMA. 2023;329(7):542-550. https://doi.org/10.1001/jama.2023.0691
- Schreuder A et al.: Associations of periconceptional oral contraceptive use with pregnancy complications and adverse birth outcomes f periconceptional oral contraceptive use with pregnancy complications and adverse birth outcomes, International Journal of Epidemiology, 2023;, dyad045, https://doi.org/10.1093/ije/dyad045
- Dwarkanath P et al.: Two Randomized Trials of Low-Dose Calcium Supplementation in Pregnancy N Engl J Med 2024; 390:143-153 doi: 10.1056/NEJMoa2307212