Bluthochdruck in der Schwangerschaft (hypertensive Schwangerschaftserkrankungen) – Folgeerkrankungen
Im Folgenden die wichtigsten Erkrankungen bzw. Komplikationen, die durch hypertensive Schwangerschaftserkrankungen (Bluthochdruck in der Schwangerschaft) mit bedingt sein können:
Atmungssystem (J00-J99)
- Lungenödem – Wasseransammlung in der Lunge
Augen und Augenanhangsgebilde (H00-H59)
- Ablatio retinae (Netzhautablösung) (2,2-fach) [3]
- Retinopathia eclamptica gravidarum – Veränderungen an der Retina (Netzhaut) mit Ödembildung (Schwellung) und Blutung aufgrund einer Eklampsie (tonisch-klonische Krampfanfälle, die im Rahmen einer Schwangerschaft)
- Retinopathie (Netzhauterkrankung) (7,6-fach) [3]
Blut, blutbildende Organe – Immunsystem (D50-D90)
- Disseminierte intravasale Gerinnung (DIC) – schwere Störung der Gerinnung aufgrund übermäßiger Aktivierung der Gerinnungsfaktoren bei schweren Erkrankungen und Traumata, die zu Blutungen und gleichzeitig zu Thrombosen führen kann.
Herzkreislaufsystem (I00-I99)
- Apoplex (Schlaganfall) (fünffach erhöhtes Risiko) [1]
- Präeklampsie-Erkrankte hatten in zehn Jahren nach der Entbindung ein 3-fach gesteigertes Apoplexrisiko [10].
- Frauen mit Schwangerschaftskomplikationen* haben früher Schlaganfälle als Frauen ohne solche Ereignisse; gilt besonders bei mehreren ungünstigen Schwangerschaftsverläufen [11]
*Schwangerschaftshypertonie, Präeklampsie, Eklampsie, Frühgeburt, für das SGA-Kinder (engl. small for gestational age; Mangelgeburt) oder Plazentalösung
- Chronische arterielle Hypertonie (Bluthochdruck)
- Hypertonie-Risiko steigt schon im ersten Jahr post-partum/nach der Geburt (12- bis 25-fach höheres Risiko für eine behandlungsbedürftige Hypertonie als nach einer normotonen Schwangerschaft) [4]
- Frauen mit schwerer Präeklampsie [5]
- sind im Vergleich zu Frauen mit normalem Blutdruck während der Schwangerschaft 7-mal anfälliger für die Entwicklung kardiovaskulärer Erkrankungen (Erkrankungen des Herzgefäßsystems)
- > 41 % der Frauen haben im Jahr nach der Schwangerschaft einen zu hohen Blutdruck; am häufigsten trat eine maskierte Hypertonie auf (17,5 %)
- Herzinsuffizienz (Herzschwäche) [2] (HR: 1,7; p = 0,03 [8])
- Koronare Herzkrankheit (KHK; Erkrankung der Herzkranzgefäße) [2] – Myokardinfarkt (Herzinfarkt)
- Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) – fortschreitende Verengung bzw. Verschluss der die Arme-/ (häufiger) Beine-versorgenden Arterien, meist aufgrund einer Atherosklerose (Arteriosklerose, Arterienverkalkung) [2]
- Vitien (Herzklappenfehler) [8]
- Aortenstenose (Herzklappenfehler, bei dem der Ausflusstrakt der linken Herzkammer verengt ist) (HR: 2,9; p < 0,001)
- Mitralinsuffizienz (Schlussunfähigkeit der Mitralklappe zwischen dem linken Vorhof und dem linken Ventrikel/Herzkammer) (HR: 5,0; p = 0,01)
Leber, Gallenblase und Gallenwege – Pankreas (Bauchspeicheldrüse) (K70-K77; K80-K87)
- Leberruptur (Leberriss)
- Leberzellschaden
Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)
- Demenz (3-fach erhöhtes Risiko für eine vaskuläre Demenz im Alter) [6]
- Hirnblutungen
- Hirnödem (Hirnschwellung)
- Mentale Störungen des Kindes wie Angst, Depression oder Verhaltensstörungen [9]
Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett (O00-O99)
- Frühgeburt
- HELLP-Syndrom – Sonderform der Präeklampsie, die durch Hämolyse (Zerstörung der Erythrozyten), Erhöhung der Leberenzyme und eine Thrombozytopenie (Verminderung der Blutplättchen) gekennzeichnet ist
- Intrauterine Wachstumsretardierung (Intrauterine growth restriction, IUGR; Störungen des kindlichen Wachstums; Mangelentwicklung des ungeborenen Kindes im Mutterleib; "small for gestational age", SGA)
- Intrauteriner Fruchttod (IUFT) – Absterben des ungeborenen Kindes im Mutterleib während der zweiten Schwangerschaftshälfte
- Postpartale Hämorrhagie (PPH; Blutungen nach der Geburt) – wg. Thrombozytopenie/verminderte Anzahl (<150.000/µl) von Blutplättchen (Thrombozyten) im Blut bei HELLP-Syndrom, DIG (z. B. bei Präeklampsie)
Urogenitalsystem (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane) (N00-N99)
- Chronische Nierenerkrankung bzw. glomeruläre und proteinurische Erkrankungen – fünf Jahre nach der letzten Schwangerschaft mit Präeklampsie war der Zusammenhang deutlich stärker als in den Jahren danach (HR 6,11 bzw 4,77 vs. HR 2,06 bzw. 1,50) [7]
- Chronische Niereninsuffizienz (Nierenschwäche)
- Glomeruloendotheliose – Veränderung der Glomerula (Nierenkörperchen) mit Einschränkung der Nierenfunktion
- Nierenversagen
Weiteres
- Multiorganversagen (MODS, Multi organ dysfunction syndrome; MOF: Multi organ failure) – gleichzeitige oder sequentielle Versagen bzw. die schwere Funktionseinschränkung verschiedener lebenswichtiger Organsysteme des Körpers
Literatur
- Leffert LR et al.: Hypertensive Disorders and Pregnancy-Related Stroke: Frequency, Trends, Risk Factors, and Outcomes. Obstet Gynecol. 2015 Jan;125(1):124-31. doi: 10.1097/AOG.0000000000000590.
- Cain MA et al.: Pregnancy as a window to future health: maternal placental syndromes and short-term cardiovascular outcomes.Am J Obstet Gynecol 2016. doi.org/10.1016/j.ajog.2016.05.047.
- Auger N et al.: Preeclampsia and Long-term Risk of Maternal Retinal Disorders. Obstet Gynecol. 2017 Jan;129(1):42-49. doi: 10.1097/AOG.0000000000001758.
- Behrens I et al.: Risk of post-pregnancy hypertension in women with a history of hypertensive disorders of pregnancy: nationwide cohort study. BMJ 2017;358:j3078
- Benschop L et al.: Blood Pressure Profile 1 Year After Severe Preeclampsia. Hypertension. 2018 Mar;71(3):491-498. doi: 10.1161/HYPERTENSIONAHA.117.10338.
- Ray JG et al.: Pre-eclampsia and risk of dementia later in life: nationwide cohort study. BMJ 2018; 363. doi.org/10.1136/bmj.k4109.
- Kristensen JH et al.: Pre-eclampsia and risk of later kidney disease: nationwide cohort study. BMJ 2019; http://dx.doi.org/10.1136/bmj.l1516
- Honigberg MC et al.: Long-Term Cardiovascular Risk in Women With Hypertension During Pregnancy, J Am Coll Cardiol 2019. doi: 10.1016/j.jacc.2019.09.052
- Lahti-Pulkkinen M et al.: Maternal Hypertensive Pregnancy Disorders and Mental Disorders in Children. Hypertension 20 Apr 2020 https://doi.org/10.1161/HYPERTENSIONAHA.119.14140
- Hallum S et al.: Risk and trajectory of premature ischaemic cardiovascular disease in women with a history of pre-eclampsia: a nationwide register-based study. Eur J Prev Cardiol 2023; https://doi.org/10.1093/eurjpc/zwad003
- Miller EC et al.: Risk of Midlife Stroke After Adverse Pregnancy Outcomes: The FinnGen Study Stroke. 2023;54:1798-1805 https://doi.org/10.1161/STROKEAHA.123.043052