Bakterielle Vaginose – Medikamentöse Therapie

Therapieziele

  • Verbesserung der Symptomatik
  • Wiederherstellung der normalen Scheidenflora

Therapieempfehlungen

Frau

Die Behandlung der bakteriellen Vaginose kann sowohl systemisch (oral) als auch lokal (vaginal) erfolgen. Beide Ansätze haben spezifische Indikationen, Vor- und Nachteile, die im klinischen Alltag berücksichtigt werden müssen. Hier finden Sie eine vollständige Übersicht über die systemische und lokale Therapie, inklusive Dosierungen, Wirkmechanismen sowie der jeweiligen Vor- und Nachteile.

1. Systemische Therapie der bakteriellen Vaginose

Die systemische Behandlung erfolgt primär mit Metronidazol oder Clindamycin in Tablettenform. Sie wird vor allem bei stärkeren Symptomen, Rezidiven oder wenn eine bakterielle Besiedelung im oberen Genitaltrakt (z. B. Endometritis (Gebärmutterschleimhautentzündung), Adnexitis (Entzündung der Adnexe, d. h. der Eierstöcke und die Eileiter) vermutet wird, empfohlen.

Wirkstoffe und Dosierungen:

  • Metronidazol (oral)
    • Standarddosierung: 2-mal täglich 500 mg über 7 Tage
    • Alternative Dosierung: Einmalige Gabe von 2 g (Einmaldosis)
  • Clindamycin (oral)
    • Standarddosierung: 2-mal täglich 300 mg über 7 Tage

Vor- und Nachteile der systemischen Therapie:

Vorteile Nachteile
Wirksam gegen alle Erreger der BV (Gardnerella vaginalis, Anaerobier) Häufige gastrointestinale Nebenwirkungen (v. a. bei Metronidazol)
Einfache Anwendung (Tablettenform) Systemische Nebenwirkungen, z. B. Übelkeit, Metallgeschmack
Auch bei Begleitinfektionen des oberen Genitaltrakts wirksam Alkoholunverträglichkeit bei Metronidazol (Disulfiram-Effekt)
Geeignet bei ausgeprägten Symptomen Kann Vaginalflora weiter schädigen (Störung des Mikrobioms)
Gute Studienlage zur Wirksamkeit Höheres Risiko für Rezidive im Vergleich zur lokalen Therapie

2. Lokale Therapie der bakteriellen Vaginose

Die lokale Therapie erfolgt durch Applikation von Metronidazol Vaginalgel oder Clindamycin Vaginalcreme. Diese Therapieoption wird häufig bei milden Symptomen und in der Schwangerschaft (ab dem 2. Trimenon/Schwangerschaftsdrittel) bevorzugt.

Wirkstoffe und Dosierungen:

  • Metronidazol Vaginalgel (0,75 %)
    • Dosierung: 1-mal täglich 5 g intravaginal über 5-7 Tage
    • Verfügbare Applikationsformen: Vaginalapplikatoren
  • Metronidazol Vaginaltabletten (Ovula)
    • Dosierung: 1 - (2) x 100 mg intravaginal über 6-10 Tage oder 1.000 mg als einmalige Gabe
    • Applikationsform: Vaginalzäpfchen
  • Clindamycin Vaginalcreme (2 %)
    • Dosierung: 1-mal täglich 5 g intravaginal über 3-7 Tage
    • Verfügbare Applikationsformen: Vaginalapplikatoren

Vor- und Nachteile der lokalen Therapie:

Vorteile Nachteile
Geringere systemische Nebenwirkungen Lokale Irritationen (z. B. Brennen, Juckreiz) möglich
Geeignet für schwangere Frauen ab dem 2. Trimenon Geringere Patientenadhärenz bei intravaginaler Anwendung
Kein Einfluss auf den Magen-Darm-Trakt Barriereverhütungsmethoden (z. B. Kondome) können beeinträchtigt werden (v. a. Clindamycin)
Gute Wirksamkeit bei lokalisierten Infektionen Nicht für Begleitinfektionen im oberen Genitaltrakt geeignet
Weniger Resistenzproblematik Bei schwerer BV oder Rezidiven möglicherweise nicht ausreichend

Zusammenfassung der Therapieoptionen:

Therapieform Wirkstoff Dosierung Indikation
Systemisch Metronidazol (oral) 500 mg 2-mal täglich für 7 Tage Starke Symptome, Begleitinfektionen im oberen Genitaltrakt
  Clindamycin (oral) 300 mg 2-mal täglich für 7 Tage Bei Unverträglichkeit gegenüber Metronidazol
Lokal (vaginal) Metronidazol Vaginalgel 5 g 1-mal täglich für 5-7 Tage Milder Verlauf, Schwangerschaft (ab 2. Trimenon)
  Metronidazol Vaginaltabletten 100 mg täglich über 6-10 Tage Milder Verlauf, Schwangerschaft (ab 2. Trimenon)
  Clindamycin Vaginalcreme 5 g 1-mal täglich für 3-7 Tage Alternative bei Unverträglichkeit oder Rezidiven

Therapieempfehlungen im Überblick:

  1. Systemische Therapie, bevorzugt bei:
    • Ausgeprägten Symptomen
    • Begleitinfektionen im oberen Genitaltrakt
    • Rezidiven
    • Patientinnen, die keine lokale Therapie bevorzugen
  2. Lokale Therapie, bevorzugt bei:
    • Milden Symptomen
    • Schwangerschaft (ab dem 2. Trimenon)
    • Patientinnen mit gastrointestinalen Nebenwirkungen auf orale Antibiotika
    • Patientenwunsch nach geringeren systemischen Nebenwirkungen

Therapie der bakteriellen Vaginose in der Schwangerschaft:

  • 1. Wahl: Lokale Therapie mit Clindamycin Vaginalcreme (2 %) oder Metronidazol Vaginalgel (0,75 %) ab dem 2. Trimenon
  • Alternative: Bei systemischer Therapie ist Clindamycin oral vorzuziehen, da es als sicherer gilt als Metronidazol in der Frühschwangerschaft.

Mann

Metronidazol-Creme für die Behandlung der Glans penis/Eichel (z. B. bei anaerober Balanitis)

Metronidazol wird in der urologischen und dermatologischen Praxis manchmal zur Behandlung von anaeroben Infektionen der Glans penis eingesetzt, insbesondere wenn eine anaerobe Balanitis (Entzündung der Eichel durch Anaerobier wie Gardnerella vaginalis) vermutet wird.

Empfohlene Konzentration:

  • Metronidazol 0,75 % Creme oder Gel
    • Diese Konzentration wird in der dermatologischen Praxis häufig verwendet, sowohl bei Hautinfektionen als auch im Genitalbereich.

Dosierung und Anwendung:

  • Anwendung:
    • 2-mal täglich dünn auf die betroffenen Stellen der Glans penis auftragen.
    • Dauer der Behandlung: 7-10 Tage je nach klinischem Verlauf.
    • Vor der Anwendung die betroffene Stelle mit lauwarmem Wasser reinigen und vorsichtig trocknen.

Indikationen für die lokale Anwendung von Metronidazol-Creme am Glans penis:

  • Anaerobe Balanitis (z. B. durch Gardnerella vaginalis, Prevotella, Bacteroides)
  • Mischinfektionen der Eichel, wenn Anaerobier beteiligt sind
  • Rezidivierende Infektionen im Zusammenhang mit bakterieller Vaginose der Partnerin

Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel; Vitalstoffe)

Geeignete Nahrungsergänzungsmittel für das Immunsystem sollten die folgenden Vitalstoffe enthalten:

  • Vitamine (A, C, E, D3, B1, B2, Niacin (Vitamin B3), Pantothensäure (Vitamin B5), B6, B12, Folsäure, Biotin)
  • Spurenelemente (Chrom, Eisen, Kupfer, Mangan, Molybdän, Selen, Zink)
  • Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren: Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA))
  • Sekundäre Pflanzenstoffe (Beta-Carotin, Flavonoide (Citrusfrüchte), Lycopin (Tomaten), Proanthocyanidine (Cranberrys), Polyphenole)
  • Weitere Vitalstoffe (Probiotische Kulturen*: Laktobazillen, Bifidobakterien)

*Es gibt zahlreiche klinische Studien zur Prophylaxe von Rezidiven (s. u. "Mikrobiologische Therapie").
Zudem gibt es eine begrenzte Evidenz dafür, dass Probiotika bei Patienten, die an einer vaginalen Vaginose leiden, eine vorteilhafte Wirkung zeigen [1].

Beachte: Die aufgeführten Vitalstoffe sind kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie. Nahrungsergänzungsmittel sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung in der jeweiligen Lebenssituation zu ergänzen.

Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.

Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.

Literatur

  1. Huang H, Song L, Zhao W: Effects of probiotics for the treatment of bacterial vaginosis in adult women: a meta-analysis of randomized clinical trials.Effects of probiotics for the treatment of bacterial vaginosis in adult women: a meta-analysis of randomized clinical trials. Arch Gynecol Obstet. 2014 Jun;289(6):1225-34. doi: 10.1007/s00404-013-3117-0. Epub 2013 Dec 8.

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Bakterielle Vaginose in Gynäkologie und Geburtshilfe. (AWMF-Registernummer:015-028), Juni 2023 Langfassung