Pseudoallergie – Prävention
Zur Prävention der Pseudoallergie muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Ernährung
- Nahrungsmittel mit einem hohen Gehalt an vaso- oder psychoaktiven biogenen Aminen (natürlicherweise in Lebensmitteln vorkommende Aroma- und Geschmacksstoffe, wie Tyramin, Serotonin, Histamin, Synephrin, Feruloylputrescin, Putrescin, Cadaverin, Spermidin, Spermin)
- Nahrungsmittel, die zu einer verstärkten Histaminfreisetzung führen wie Erdbeeren, Schokolade, Zitrusfrüchte, Tomaten
- Lebensmittelzusatzstoffe beziehungsweise natürlicherweise in Lebensmitteln vorkommende Lebensmittelinhaltsstoffe, wie:
- Antioxidantien (z. B. Butylhydroxyanisol (BHA)/E320, Butylhydroxytoluol (BHT)/E321, Gallate/E310 - E312)
- Aromastoffe
- Farb- beziehungsweise Azofarbstoffe (z. B. Amaranth/E123, Chinolingelb/E104, Cochenille-Rot, Erythrosin/E 127, Gelborange S/E127, Indigotin (Indigkarmin)/E132, Curcumin/E100, Patentblau/E131, Tartrazin/E102 etc.; siehe unter Lebensmittelzusatzstoffe/Farbstoffe)
- Geliermittel (z. B. Mannit/E421, Sorbit/E420/)
- Geschmacksverstärker (Glutaminsäure und ihre Salze (Glutamate)/E620-625)
- Konservierungsmittel (Benzoate – p-Hydroxybenzoesäure: Benzoesäure und deren Salze/E210; Metasulfite, Nitrite und Nitrate/E49 - E252, PHB-Ester/E214 - E219, Propionsäure, Schwefeldioxid und Sulfite/E 221 - E227, Sorbinsäure und deren Salze/E200)
- Säureregulatoren (z. B. Tartrate/E337)
- Stabilisatoren bzw. Geliermittel (z. B. Sorbit/E420/, Mannit/E421)
- Salicylate (Salicylsäure)
- Pestizidrückstände
Medikamentengruppen*
- Anästhetika (intravenöse)
- Analgetika
- Acetylsalicylsäure (ASS)
- β-Lactam-Antibiotika
- Nicht-saure Analgetika (Ketoprofen, Metamizol, Paracetamol)
- Nichtsteroidale Antirheumatika (Diclofenac, Flurbiprofen, Ibuprofen, Meclofenaminsäure, Mefenaminsäure, Naproxen)
- Antiadiposita (Orlistat)
- Antibiotika
- Aminoglykoside (Gentamycin (Gentamicin), Gentamycin-AT, Streptomycin, Tobramycin)
- Cephalosporine (Cefoxitin, Ceftazidim, Ceftriaxon, Cefuroxim)
- Chinolone/Fluorchinolone/Gyrasehemmer (Ciprofloxacin, Moxifloxacin, Nalidixinsäure, Norfloxacin, Lomefloxacin, Levofloxacin, Ofloxacin)
- Dapson
- Glykopeptidantibiotika (Teicoplanin, Vancomycin)
- Antiepileptika (Carbamazepin, Gabapentin, Pregabalin)
- Antiglutamaterge Medikamente (Memantin)
- Antikonvulsiva (Carbamazepin, Oxcarbamazepin)
- Antimalaria-Mittel (Atovaquon, Chinin, Hydrochinin, Pyrimethazin)
- Antiparkinsonmedikament (Amantadin)
- Antituberkulostatika (Rifampicin)
- Betablocker
- Lokale Betablocker (Betaxolol, Timolol)
- Dipeptidyl-Peptidase 4-Inhibitoren (DPP-4-Inhibitoren; Gliptine) – Saxagliptin
- Hämorrhoidalmittel (Policresulen)
- Hormone
- Antiandrogene (Cyproteronacetat)
- Prostaglandinderivate (lokal) – Bimatoprost, Latanoprost, Travoprost, Unoprostone
- 5-α-Reduktase-Hemmer (Dutasterid, Finasterid)
- Immunsuppressiva (Azathioprin
- Kolloidale Plasmaersatzmittel
- Lokalanästhetika
- Muskelrelaxantien/Antispatika (Tolperison)
- Röntgenkontrastmittel
- Sedativa (Clomethiazol)
- Sympathomimetika
- α-Sympathomimetika (Oxymetazolin, Xylometazolin)
Medikamente, die Hemmer der DAO (Diaminoxidase) sind:
- Antibiotika
- Aminoglykoside (Framycetin, Neomycin, Paromomycin)
- Clavulansäure
- Isoniazid
- Antiarrhythmika
- Calciumantagonisten (Verapamil)
- Antidepressiva
- Trizyklische Antidepressiva (Amitriptylin)
- Antiemetika (Metoclopramid)
- Antimalariamittel (Chloroquin)
- Antiprotozoika (Pentamidin)
- Antipsychotika (Neuroleptika) – Promethazin
- Bronchospasmolytika (Aminophyllin)
- Expektorantien (Ambroxol, N-Acetylcystein)
- Parasympatholytika (Pirenzepin)
- Plasmaexpander (Gelatine)
- Vasodilatatoren (Dihydralazin)
Nachfolgend aufgeführte nicht-steroidale Analgetika bzw. Antiphlogistika können bei Personen mit allergischer Disposition zusätzlich zu einer Histamin-Ausschüttung führen, sodass es zu einer verstärkten Histaminwirkung kommen kann:
- Acetylsalicylsäure
- Diclofenac
- Indometacin
- Flurbiprofen
- Ketoprofen
- Meclofenaminsäure
- Mefenaminsäure
- Naproxen
Für Allergiker geeignete analgetisch bzw. antiphlogistisch wirkende Medikamente, die die allergenspezifische Histamin-Freisetzung hemmen, sind:
- Fenbufen
- Levamisol
- Ibuprofen
*Patienten mit Pseudoallergien reagieren häufig zudem auf Bestandteile (z. B. Farbstoffe) von Medikamenten: der Azofarbstoff Tartrazin (E 102) und Gelborange S (E 110) wird häufig verschiedenen Arzneimitteln, auch Antiallergika, beigefügt
Weitere Farbstoffe in Arzneimittel mit Allergierisiko sind: Chinolingelb (E 104), Echtgelb (E 105) und Ponceau 4R (E 124)!
(Hinweis: diese Aufzählung ist nur exemplarisch!)
Primärprävention
Die Primärprävention zielt darauf ab, das Risiko einer Pseudoallergie durch Minimierung auslösender Faktoren zu reduzieren.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Ernährung
- Vermeidung von Lebensmitteln mit hohem Gehalt an vaso- oder psychoaktiven biogenen Aminen (z. B. Tyramin, Serotonin, Histamin, Synephrin).
- Reduktion von Nahrungsmitteln, die Histaminfreisetzung verstärken, wie Erdbeeren, Schokolade, Zitrusfrüchte und Tomaten.
- Einschränkung des Konsums von Lebensmittelzusatzstoffen:
- Antioxidantien: BHA (E320), BHT (E321), Gallate (E310 - E312).
- Farbstoffe: Azofarbstoffe (z. B. Tartrazin/E102, Gelborange S/E127).
- Geliermittel und Stabilisatoren: Mannit (E421), Sorbit (E420).
- Konservierungsmittel: Benzoate (E210), Sulfite (E221 - E227).
- Geschmacksverstärker: Glutamate (E620 - E625).
- Vermeidung von Pestizidrückständen durch den Konsum von ökologisch angebauten Lebensmitteln.
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention fokussiert sich auf die frühzeitige Erkennung und Behandlung einer Pseudoallergie, um schwerwiegende Reaktionen zu verhindern.
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Früherkennung und Diagnostik
- Anamnestische Abklärung: Erfassung der Ernährungsgewohnheiten und potenziellen Auslöser in der Vorgeschichte.
- Provokationstests: Diagnostik durch schrittweise Einführung verdächtiger Nahrungsmittel unter ärztlicher Aufsicht.
- Labordiagnostik: Ausschluss anderer Allergien (z. B. IgE-vermittelte Reaktionen).
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Akute Maßnahmen
- Verwendung von Antihistaminika bei milden Symptomen.
- Meidung spezifischer Auslöser, basierend auf der Diagnostik.
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention bei Pseudoallergien konzentriert sich auf die langfristige Kontrolle der Symptome, die Vermeidung von Auslösern und die Minimierung von Folgekomplikationen.
- Langzeitmanagement
- Individueller Ernährungsplan: Erstellung eines maßgeschneiderten Ernährungsplans durch einen Ernährungsspezialisten, um bekannte Auslöser zu vermeiden und gleichzeitig eine ausgewogene Ernährung sicherzustellen.
- Regelmäßige Nachkontrollen: Anpassung der Ernährungsstrategien und des Managements basierend auf aktuellen Beschwerden oder neuen Erkenntnissen.
- Psychosoziale Unterstützung
- Patientenschulung: Aufklärung der Patienten über die Mechanismen der Pseudoallergie, die Identifikation von Symptomen und die sichere Auswahl von Lebensmitteln.
- Lebensstilberatung: Unterstützung bei der Umsetzung von Stressreduktion und Verhaltensänderungen, um die Häufigkeit und Intensität der Symptome zu senken.
- Symptommanagement
- Anwendung von symptomlindernden Medikamenten: Aufklärung über die gezielte Verwendung von Antihistaminika bei unangenehmen Symptomen wie Hautreaktionen oder gastrointestinalen Beschwerden.
- Hinweis: Diese Maßnahme ist kein klassisches Notfallmanagement, sondern dient der Linderung akuter Beschwerden in spezifischen Situationen und sollte individuell abgestimmt sein.
- Schwerpunkt auf Prävention: Vorrangig ist die Vermeidung bekannter Auslöser, um wiederholte Beschwerden zu minimieren.
- Anwendung von symptomlindernden Medikamenten: Aufklärung über die gezielte Verwendung von Antihistaminika bei unangenehmen Symptomen wie Hautreaktionen oder gastrointestinalen Beschwerden.