Pseudoallergie – Lebensmittelzusatzstoffe

Hypersensitivität auf Lebensmittelzusatzstoffe, Salicylsäure und Aromastoffe

Der Pathomechanismus der nicht allergischen Hypersensitivitätsreaktionen auf Lebensmittelzusatzstoffe, Salicylsäure und Aromastoffe ist nur unzureichend bekannt. Es wird vermutet, dass sie auf der Basis einer nicht IgE-mediierten Allergie beruhen oder einer Enzymhemmung zu Grunde liegen [2].

Jäger [6] ist der Ansicht, dass folgende Faktoren für die Entstehung einer Pseudoallergie verantwortlich sein könnten:

  • Mediatorenfreisetzung beispielsweise nach dem Azofarbstoff Tartrazin (E 102) und Gelborange S (E 110)
    Weitere Farbstoffe in Arzneimittel mit Allergierisiko sind: Chinolingelb (E 104), Echtgelb (E 105) und Ponceau 4R (E 124)!
  • Beeinflussung des Arachidonsäurestoffwechsels nach Lebensmittelfarbstoffen und Benzoaten
  • Freisetzung von Neurotransmittern beispielsweise nach dem Geschmacksverstärker Glutamat
  • Erregung von Rezeptoren durch beispielsweise Sulfite (enthalten im Wein und in Medikamenten) und Glutamat

Die Bedeutung von Glutamat ist noch weitgehend unklar und bedarf weiterer Untersuchungen [1, 4, 5].

Glutamat wird als Geschmacksverstärker in zahlreichen ostasiatischen Speisen zugesetzt. Insbesondere enthält Sojasauce große Mengen dieser Aminosäure. Die pseudoallergische Reaktion nach dem Verzehr von Glutamat wird als „China-Restaurant-Syndrom“ bezeichnet. Häufig klagen Betroffene über Taubheitsgefühl im Nacken, Schwächegefühl, Übelkeit sowie Kopfschmerzen. Die Symptome verschwinden meist nach etwa 2 Stunden wieder [3].

Hinweis!
In der Literatur wird immer wieder Glutamat als Auslöser pseudoallergischer Beschwerden genannt. Als Beschwerdebild werden Kopfschmerzen, Druckgefühl im Nacken etc. beschrieben. Das "Krankheitsbild" wird als China Restaurant Syndrom bezeichnet.
Doppelblindstudien haben allerdings nicht bestätigen können, das Glutamat die Ursache der Beschwerden ist (FAO/WHO-Expertenkommission).

Hypersensitivität auf Lebensmittelzusatzstoffe, Salicylsäure und Aromastoffe – Häufigkeit

Nicht allergische Hypersensitivitäten treten überaus häufig bei Patienten mit chronischer Urtikaria, wiederkehrenden (rezidivierenden) Angioödemen, Nasenpolypen (Polyposis nasi) oder nicht allergischem Asthma bronchiale auf. Studien zur Folge kam es von 33 untersuchten Patienten mit chronischer Urtikaria bei 67 % nach dem Verzehr von Tomaten, bei 44 % nach dem Genuss von Weißwein und bei 47 % nach der Aufnahme von Kräutern zu Hypersensitivitätsreaktionen [7]. 50 % der Patienten reagierten auf Zusatzstoffe nach oraler Provokation [7]. Hierbei stehen Lebensmittelzusatzstoffe aus folgenden Funktionsklassen in Verdacht, pseudoallergische Reaktionen auszulösen:

  • Antioxidationsmittel
  • Aromastoffe
  • Farb- bzw. Azofarbstoffe
  • Geliermittel
  • Geschmacksverstärker
  • Konservierungsstoffe
  • Stabilisatoren
  • Salicylate

Unter "Lebensmittelzusatzstoffe" finden Sie eine Datenbank mit allen Stoffgruppen: Lebensmittelzusatzstoffe mit allergischen und/oder pseudoallergischen Potenzial sind dort entsprechend  gekennzeichnet. 

Literatur

  1. Biesalski HK et al.: Na-Glutamat. Eine Standortbestimmung. Akt. Ernähr Med 1997; 22: 169-178
  2. Bruijnezeel-Koomen C, Ortolani C, Aas K, Bindslev-Jensen C et al.: Adverse reactions to food. Allergy 1995
  3. Häberle M, Reimann HJ: Pseudo-allergische Reaktionen. S.101-120. In: Reimann H.-J. (Hrsg.). Nahrungsmittelallergie. Dustri Verlag Dr. Karl Feistle, München-Deisenhofen, 1989
  4. Hodge L, Yan KY, Loblay RL: Assessment of food chemical intolerance in adult asthmatic subjects. Thorax 1996; 51: 805-809
  5. Hong SS, Park HS, Lee MK et al.: Oral provocation tests with Aspirin an food additives in Asthma patients. Yonsei Medical J 1989; 30: 339-345
  6. Jäger L, Wüthrich B: Nahrungsmittelallergien und -intoleranzen. Urban & Fischer, 2. überarb. Aufl. 2002
  7. Zuberbier T, Pfrommer C, Specht K et al.: Aromaric components of food as novel eliciting factors of pseudoallergic reaction in chronic urticaria. J Allergy Clin Immunol 2002; 109: 343-348