Nahrungsmittelallergie – Symptome – Beschwerden

Die Symptome einer Nahrungsmittelallergie (NMA) treten vorrangig an Grenzflächenorganen auf, die besonders mit immunkompetenten Zellsystemen – B- und T-Lymphozyten – ausgestattet sind. Dazu gehören der Magen-Darm-Trakt, die Haut und die Schleimhäute der Atemwege [4]. Studien zur Folge zeigen sich die Symptome überwiegend an der Haut (43 % der Fälle), gefolgt von Atemwegen (23 %), Gastrointestinaltrakt/Magen-Darm-Trakt (21 %) und Kreislaufsystem (12,5 %) [2].

Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Nahrungsmittelallergie hinweisen:

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie und werden oft zuerst bemerkt:

  • Allergisches Kontaktekzem (Kontaktdermatitis): Rötung, Schwellung der Haut, Juckreiz, Brennen und Entwicklung kleiner Bläschen, oft nach Kontakt mit dem allergenen Nahrungsmittel (Häufigkeit > 50 %)
  • Urtikaria (Nesselsucht): Plötzliche, juckende Hautausschläg, die als Quaddeln auftreten und oft nach dem Verzehr eines allergenen Nahrungsmittels auftreten (Häufigkeit > 60 %).
  • Asthma bronchiale: Atembeschwerden, die durch allergische Reaktionen ausgelöst werden und zu Husten, Giemen und Atemnot führen (Häufigkeit 40-50 %)

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer Nahrungsmittelallergie:

  • Angioödem (Quincke-Ödem): Schwellung der Haut und Schleimhäute, besonders im Gesicht und an den Lippen, die bei einer schweren allergischen Reaktion auftreten können (Häufigkeit 20-30 %)
  • Akute anaphylaktische Reaktion: Plötzliche, schwere allergische Reaktion, die Atemnot, Schwellung und Kreislaufprobleme verursacht und lebensbedrohlich sein kann (Häufigkeit < 10 %)
  • Orales Allergiesyndrom: Kribbeln, Brennen und Schwellung im Mundbereich, häufig begleitet von Schwellung der Zunge und Lippen (Häufigkeit 30-40 %)
  • Nausea (Übelkeit) und Erbrechen: Magenbeschwerden, die oft kurz nach dem Verzehr des allergenen Nahrungsmittels auftreten (Häufigkeit 30-50 %)
  • Diarrhoe (Durchfall): Häufiger, wässriger Stuhlgang, der nach dem Verzehr eines allergenen Nahrungsmittels auftreten kann (Häufigkeit 30-40 %)

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Heiserkeit und Husten: Oft begleitet von Atembeschwerden (Häufigkeit 20-30 %)
  • Brennende oder juckende Augen: Oft im Zusammenhang mit allergischen Reaktionen (Häufigkeit 20-30 %)
  • Bauchschmerzen und Blähungen: Treten nach dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel auf (Häufigkeit 20-30 %)
  • Erschöpfung und Kopfschmerzen: Allgemeines Gefühl der Müdigkeit, Konzentrationsprobleme und Kopfschmerzen, die mit allergischen Reaktionen in Verbindung stehen können (Häufigkeit 20-30 %)
  • Konjunktivitis (Bindehautentzündung): Oft begleitet von Juckreiz und tränenden Augen (Häufigkeit 10-20 %)

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Gewichtsverlust und Gedeihstörungen: Können bei anhaltender Nahrungsmittelallergie auftreten (Häufigkeit 10-20 %)
  • Fieber und wiederholte Erkältungen: Können bei allergischen Reaktionen auftreten (Häufigkeit 10-20 %)
  • Verhaltensauffälligkeiten: Werden bei einigen Menschen in Verbindung mit Nahrungsmittelallergien beobachtet (Häufigkeit 10-20 %)

Symptome und Beschwerden nach betroffenen Organen/Organsystemen bei Nahrungsmittelallergien:

Haut

  • Allergisches Kontaktekzem beziehungsweise Kontaktdermatitis (Rötung und Schwellung der Haut, Juckreiz, Brennen, Entwicklung kleiner Bläschen, Schuppenbildung) [1]
  • Atopisches Ekzem (Neurodermitis)/atopische Dermatitis (flare-up) [1]
  • Exanthem (akut auftretender Hautausschlag)
  • Flush-Symptomatik, die oft mit Juckreiz assoziiert ist
  • Urtikaria (Nesselsucht) [1, 3]
  • Angioödem (Quincke-Ödem; Haut- und Schleimhautschwellungen) [3]
  • Akne (z. B. Acne vulgaris) [6]

Atemwege

  • Asthma bronchiale [1, 3, 6]
  • Heiserkeit
  • Husten [3], bis zum Giemen
  • Akute anaphylaktische Reaktion an den Atemwegen
  • Kehlkopfschwellung, die Atemnot verursachen können [1, 3]
  • Niesen, Schnupfen (Rhinorrhoe: Fließschnupfen; rinnende Nase) [6]
  • Nasale Blutstauungen [6]
  • Allergische Rhinokonjunktivitis (symptomatische Überempfindlichkeitsreaktion der Nase, Nasenschleimhautentzündung) [1, 3]

Verdauungssystem

  • Orales Allergiesyndrom  Kribbeln/Brennen/Schwellung im Mundbereich, Schwellung der Zunge, Taubheit und Schwellung der Lippen [1]
  • Kontakturtikaria der Mundschleimhaut (urtikarielle Reaktion (Nesselsucht) nach Kontakt mit einem Agens; orales Allergiesyndrom); Auftreten unmittelbar bei Kontakt mit dem allergenen Nahrungsmittel oder auch mit einer Latenz von bis zu zwei Stunden nach Aufnahme des Nahrungsmittels auf (häufigste klinische Manifestation einer Nahrungsmittelallergie bei erwachsenen Patienten)
  • Angioödem (Schwellung der Schleimhäute) (weniger häufig) [1]
  • Nausea (Übelkeit) [1, 3, 6]
  • Erbrechen [1, 6]
  • Diarrhoe (Durchfall) [1, 3, 6]
  • Obstipation (Verstopfung) [3]
  • Ösophagusspasmus (Motilitätsstörung der Speiseröhre), Koliken, akute Gastritis (Magenschleimhautentzündung)
  • Bauchschmerzen, Blähungen/Blähbauch (Meteorismus*) [1, 3, 6]

Sonstiges

  • Systematische Anaphylaxie (schwerste Form einer allergischen Reaktion, die schnell lebensbedrohlich werden kann) [1]
  • Brennende oder juckende, wässrige Augen [6]
  • Konjunktivitis (Bindehautentzündung)
  • Zurückhaltung ausscheidender Körperflüssigkeiten, allgemeine Schwellungen [6]
  • Arthritis [35]
  • Erschöpfung, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, Kopfschmerzen, Migräne [3, 6]
  • Wiederholte Erkältungen, Stirnhöhlen- und Innenohrprobleme [6]
  • Fieber [3]
  • Schockartige Symptome [3]
  • Verhaltensauffälligkeiten [3]
  • Gewichtsverlust, Gedeihstörungen [3]

Der anaphylaktische Schock stellt die schwerste Form der allergischen Reaktion dar, welcher sogar zum Tode führen kann [5]. Siehe dazu unter "Anaphylaxie" (anaphylaktischer Schock).

Der Schweregrad der klinischen Symptomatik ist von etlichen Faktoren abhängig:

  • Sensibilisierungsgrad
  • Wirkungsgrad der Allergene
  • Frequenz der Allergenexposition
  • Verarbeitungsgrad des Lebensmittels
  • Summationseffekte bei mehrfacher Sensibilisierung und bei Gruppensensibilisierung
  • Individuelle Faktoren, wie Hormone, Psyche, Infekte und andere [4]

Säuglinge

  • Eine hartnäckige Windeldermatitis (> 1 Monat), die häufig mit Diarrhoe (Durchfall) einhergeht, kann auf eine (noch unentdeckte) Nahrungsmittelallergie hinweisen [7].

Literatur

  1. Bruijnezeel-Koomen C, Ortolani C, Aas K, Bindslev-Jensen C et al.: Adverse reactions to food. Allergy 1995
  2. Hofer T, Wüthrich B: Nahrungsmittelallergien. 2: Häufigkeit der Organmanifestationen und der allergieauslösenden Nahrungsmittel. Schweiz Med Wschr 115, 1437-1442, 1985
  3. Niggemann B: Spezielle Allergieprobleme bei der Ernährung des Kindes. Ern Umschau 39, 58-60, 1992
  4. Thiel C: Lebensmittelallergien und -intoleranzreaktionen. Z Ern Wiss 30, 158-173, 1991
  5. Thiel C: Nahrungsmittelallergie und -intoleranz. Akt Ern Med 17, 150-152, 1992
  6. Verband für Ernährung und Diätetik (VFED) e.V. Praxis der Diätetik und Ernährungsberatung. Kapitel 3, 374-381, Hippokrates Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG
  7. Celiksoy MH et al.: Characteristics of persistent diaper dermatitis in children with food allergy. Pediatric Dermatology 2018; https://doi.org/10.1111/pde.13733