Diäten im Überblick

Gesundheit ist unser höchstes Gut. Bei der Erhaltung oder Wiederherstellung der physischen und psychischen Vitalität ist die Ernährung von entscheidender Bedeutung. Bereits der griechische Arzt Hippokrates formulierte 400 v. Chr. trefflich „Eure Nahrung soll Euer Heilmittel sein und Euer Heilmittel soll Eure Nahrung sein“. Das Wort Diät stammt vom griechischen Wort díaita und wurde ursprünglich im Sinne von „Lebensweise“ verwendet. Heutzutage wird als Diät eine kurzfristige Veränderung der Ernährung zur Gewichtsreduktion oder Gewichtszunahme, aber auch eine längerfristige bis dauerhafte Ernährungsumstellung zur unterstützenden Behandlung einer Krankheit (Diätetik) bezeichnet.

Reduktionsdiäten

Mit über 500 Varianten existiert ein unüberschaubares Angebot an Reduktionsdiäten. Die ernährungsphysiologische Beurteilung dieser muss allerdings im Einzelnen sehr differenziert erfolgen, da die Begründungen von wissenschaftlich fundiert über vertretbar bis zu unsinnig oder sogar gefährlich reichen. Hauptziel jeder seriösen Reduktionsdiät muss die langfristige Umstellung des Ernährungsverhaltens sein. Zur Minimierung der Gefahr des Weight Cycling sollte die Gewichtsabnahme im Durchschnitt nicht mehr als 0,5 kg pro Woche betragen. Weitere Grundregeln empfehlenswerter Reduktionsdiäten zur dauerhaften Verminderung eines erhöhten Körpergewichtes sind:

  • Formulierung des Wunschgewichtes als Ziel
  • Erlernen des genussvollen und angstfreien Umgangs mit dem Essen
  • Kalorienaufnahme entsprechend des Grundbedarfs (mind. 1.200 kcal/d)
  • Energiereduzierte, fettarme, kohlenhydrat- und ballaststoffreiche Kost
  • Proteinzufuhr in ausreichender Quantität (0,8 g/kg KG/d) und Qualität
  • Fettanteil der Nahrung von ca. 30 % Energie und PS Quotient: > 1 (=  gesättigten Fettsäuren zugunsten einfach und mehrfach ungesättigter Fettsäuren einschränken)
  • Kohlenhydratanteil der Nahrung von mehr als 50 % Energie
  • Zufuhr von Supplementen (Nahrungsergänzungsmittel) zur Deckung des Vitamin- und Mineralstoffbedarfs
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr (ca. 45 ml/kg KG/d)
  • Keinen oder nur wenig Alkohol
  • Führen von Ernährungsprotokollen zur Erfassung der Ernährungsgewohnheiten
  • Erwerbung von Ernährungswissen
  • Regelmäßige körperliche Aktivität. [1]

Die Reduktionsdiäten können in Fastenkuren bzw. extrem niedrigkalorische Kostformen, energiereduzierte Mischkostformen, Diäten mit extremen Nährstoffrelationen, Diäten mit niedrigem glykämischen Index, Blitzdiäten sowie Psychodiäten eingeteilt werden. Ferner existieren verschiedene Programme zur Körpergewichtsreduktion, die außer der Ernährung weitere Elemente, wie eine Bewegungs- und Verhaltenstherapie, enthalten. Alternative Ernährungsformen, wie die Hay´sche Trennkost und die Ernährung nach Ayurveda werden ebenfalls zur Gewichtsreduktion eingesetzt. [2]

Fastenkuren

Unter dem Begriff Fasten werden das traditionelle totale Fasten (Vollfasten) sowie die weltanschaulich geprägten Heilkuren verstanden. Als Motivation zum Fasten stehen Gewichtsabnahme, aber auch „Entgiftung des Körpers“ im Vordergrund. Die teilweise propagierte Meinung, dass mittels Fastenkuren viele Zivilisationskrankheiten geheilt werden können, ist wissenschaftlich nicht begründet. Beispiele für Fastenkuren sind das totale Fasten (Vollfasten), Saftfasten/Heilfasten nach Buchinger und die Schroth-Kur. [2]

Energiereduzierte Mischkostdiäten

Energiereduzierte Mischkostdiäten basieren überwiegend auf gesicherten ernährungsphysiologischen Erkenntnissen. Sie beruhen hauptsächlich auf einer Verringerung der Fett- und damit der Energiezufuhr. Da ihre Nährstoffrelation meistens ausgewogen ist, können sie in der Regel auch über einen längeren Zeitraum praktiziert werden. Beispiele für energiereduzierte Mischkostdiäten sind die Brigitte-Diät, Pfunds-Kur 2000, FdH (Friss die Hälfte) und Fit for Fun. [1, 2]

Kohlenhydratreiche Diäten

Kohlenhydratreiche Diäten sind oftmals mit einer hohen Zufuhr an Ballaststoffen, Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen assoziiert. Zudem weisen sie einen guten Sättigungseffekt auf. Die extreme Lebensmittelzusammenstellung führt allerdings oft zum vorzeitigen Abbruch der Diät, sodass ein langfristiger Erfolg nur selten erzielt wird. Beispiele für kohlenhydratreiche Diäten sind der F-Plan-Diät, die Kartoffeldiät und makrobiotische Ernährung als Diätform. [2]

Proteinreiche Diät

Bei proteinreichen Diäten stammt bis zu 50 % der Nahrungsenergie aus Protein, wohingegen der Fett- und Kohlenhydratanteil meist gering ist. Aufgrund des guten Sättigungseffektes kann eine Gewichtsreduktion erreicht werden. Die starke Verschiebung der Hauptnährstoffe kann jedoch zu Ketonämie und Urikämie führen sowie die Nieren belasten. Beispiele für proteinreiche Diäten sind die Hollywood-Diät, Mayo-Diät und Manager-Diät. [2]

Kohlenhydratarme Diäten (Low-Carb-Diäten)

Kohlenhydratarme Diäten sind reich an Fett und Protein sowie energetisch unbegrenzt. Die eingeschränkte Lebensmittelauswahl führt meist in relativ kurzer Zeit zu Geschmacksermüdungen. Aufgrund der oft extremen Nährstoffrelation können diese Kostformen auf Dauer gesundheitsschädlich sein. Bespiele für kohlenhydratarme Diäten sind die Atkins-Diät und die South-Beach-Diät. [1, 2]

Diäten mit niedrigem glykämischen Index

Kohlenhydrathaltige Lebensmittel mit niedrigem glykämischen Index unterstützen eine Gewichtsreduktion angeblich durch ihre gute Sättigungswirkung sowie durch die Erhöhung der Lipolyse, aufgrund der geringen postprandialen Insulinsekretion. Die wissenschaftliche Datenlage hinsichtlich dieser Annahmen ist bisher jedoch nicht einheitlich. Beispiele für Diäten mit niedrigem glykämischen Index sind die Montignax-Methode und die LOGI-Methode nach Worms. [2]

Blitzdiäten (Mode-Crash-Diäten)

Die Begründer der Blitzdiäten, die oft nach dem bevorzugten Lebensmittel benannt sind, versprechen meistens hohe Gewichtsverluste innerhalb weniger Tage. Bei längerfristiger Anwendung besteht die Gefahr von einer nicht ausreichenden Versorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Zudem nimmt die Motivation oft durch die Eintönigkeit in der Lebensmittelauswahl oft schnell ab. Beispiele für Blitzdiäten sind die Kohlsuppendiät, Ananasdiät und Apfeldiät. [1, 2]

Psycho-Diäten

Bei vielen Psycho-Diäten steht die Ergründung der seelischen bzw. mentalen Ursachen des erhöhten Körpergewichts im Vordergrund. Zudem wird mittels mentaler Übungen die Wahrnehmung des eigenen Körpers beeinflusst und die Reizschwelle für bestimmte Speisen wie Fast Food, Süßigkeiten oder Desserts erhöht. Ernährungskonzepte fehlen allerdings oft vollständig. Beispiele für Psycho-Diäten sind das "Mentale Schlankheitstraining" und "Denken Sie sich schlank". [1]

Programme zur Gewichtsreduktion

Vorrangige Ziele von Gewichtsreduktionsprogrammen sind die dauerhafte Umstellung des Ernährungsverhaltens sowie eine bedarfsgerechte Ernährung. Die Programme basieren meistens auf einem ganzheitlichen Konzept und beinhalten neben der Ernährung auch körperliche Aktivität und Verhaltenstraining. Beispiele für Programme zur Gewichtsreduktion sind "Weight Watchers", "Almased", "EUCELL Abnehmprogramm" (ärztlich betreutes Abnehmprogramm) und "Abnehmen mit Genuss" (AOK). [1, 2]

Alternative Ernährungsformen

Die alternativen Ernährungsformen werden überwiegend langfristig praktiziert, wobei sie von der heute bei uns üblichen Ernährungsweise teilweise grundsätzlich abweichen. Der Ursprung einiger alternativer Ernährungsformen liegt bereits in der Antike. Beispiele dafür sind der Vegetarismus, die Makrobiotik und die Ernährung im Ayurveda. Andere alternative Kostformen, wie z. B. die Hay´sche Trennkost, die Waerland-Kost und die anthroposophische Ernährung entstanden aus der Lebensreformbewegung in Mitteleuropa und den USA, die um 1900 ihren Höhepunkt hatte. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden alternative Ernährungsformen, wie die Vollwert-Ernährung, die Evers-Diät, die Schnitzer-Kost, die Rohkost-Ernährung oder "Fit for Life" entwickelt. Auffällig ist, dass die verschiedenen alternativen Ernährungsformen relativ viele Gemeinsamkeiten aufweisen, wie z. B.:

  • Bevorzugung pflanzlicher Lebensmittel
  • Bevorzugung von Lebensmitteln aus ökologischer Landwirtschaft
  • Bevorzugung regionaler und saisonaler Lebensmittel
  • Ablehnung hochgradig verarbeiteter Lebensmittel
  • Bevorzugung schonender Lebensmittelzubereitungsmethoden
  • Ganzheitliche Sichtweise. [1, 2]

Eine pauschale ernährungsphysiologische Bewertung der alternativen Ernährungsformen ist jedoch nicht möglich, da wie bei allen Ernährungsweisen die praktische Ausgestaltung stark variieren kann. Eine Hinterfragung der alternativen Ernährungsformen muss erfolgen im Hinblick auf:

  • die Bedarfsdeckung,
  • die Zusammensetzung der Kost im Vergleich zu den Nährstoffempfehlungen der Fachgesellschaften,
  • möglichen Nebenwirkungen und Risiken und
  • die Heilversprechen.

Die alternativen Ernährungsformen erfordern oft genauere Kenntnisse über die Ernährung, da es bei unsachgemäßer Anwendung zu Mangelzuständen kommen kann. Für vulnerable Gruppen, wie Kinder, Jugendliche, Schwangere, Stillende, alte Menschen und Kranke, sind einige alternativen Ernährungsformen nicht oder nur eingeschränkt empfehlenswert. Die Aussagen der alternativen Ernährungsformen reichen, wie bei den Reduktionsdiäten, von wissenschaftlich fundiert über vertretbar bis hin zu unsinnig oder sogar gefährlich. [1, 3]

Die alternativen Ernährungsformen können in die vorwiegend gesundheitlichen orientierten alternativen Ernährungsformen und in die vorwiegend weltanschaulich orientierten alternativen Ernährungsformen eingeteilt werden.

Vorwiegend gesundheitlich orientierte alternative Ernährungsformen

Die vorwiegend gesundheitlich orientierten Ernährungsformen nehmen für sich in Anspruch in besonderer Weise zur Erhaltung oder Wiederherstellung der Gesundheit sowie zum Schutz vor bestimmten oder auch allen Krankheiten beizutragen. Beispiele für diese alternativen Ernährungsformen sind Fit for Life, Hay´sche Trennkost, Rohkost-Ernährung und Evers-Diät. [2]

Vorwiegend weltanschaulich orientierte alternative Ernährungsformen

Die Ernährungsempfehlungen der vorwiegend weltanschaulich orientierten alternativen Ernährungsformen sind teilweise sehr komplex, wobei die Ernährung als Teil einer Gesamtphilosophie zu verstehen ist. Ziele solcher Ernährungsformen sind beispielsweise persönliche Bewusstseinsentwicklung, Erhaltung der Umwelt oder soziale Gerechtigkeit. Die gesundheitlichen und weltanschaulichen Ursprünge können nicht immer klar getrennt werden. Beispiele für diese alternativen Ernährungsformen sind die Makrobiotische Ernährung, die Ernährung im Ayurveda, die Anthroposophische Ernährung und die Ernährung in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). [1, 2]

Diäten zur Behandlung von Krankheiten

Viele Erkrankungen können durch adäquate Ernährung positiv beeinflusst werden. Die Ernährungsmedizin versucht aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse über Physiologie und Pathophysiologie der menschlichen Ernährung zur Prävention und Therapie von Krankheiten zu nutzen. Beispiele für Erkrankungen, bei denen eine spezielle Ernährung das Erkrankungsrisiko vermindert oder die Heilung begünstigt, sind u. a. Adipositas, Diabetes mellitus, Hypertonie (Bluthochdruck), Hyperlipidämien und Dyslipidämien (Fettstoffwechselstörungen), Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Jodmangelstruma, Karies, Osteoporose (Knochenschwund), Rheumatoide Arthritis, Hyperurikämie und Gicht, Nierensteine, Gallensteine, Neurodermitis, Lebensmittelunverträglichkeiten, Gastrointestinale (Magen-Darm-) Erkrankungen, Essstörungen. [1, 2]

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Literatur

  1. Elmadfa I, Leitzmann C. Ernährung des Menschen, 4. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 2004
  2. Leitzmann C, Müller C, Michel P, Brehme U, Triebel T, Hahn A, Laube H. Ernährung in Prävention und Therapie – Ein Lehrbuch, 3. Vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Hippokrates Verlag, Stuttgart, 2009
  3. Müller MJ. Ernährungsmedizinische Praxis. Diagnostik, Prävention, Behandlung. Springer Medizin Verlag, Heidelberg, 2007