Willebrand-Jürgens-Syndrom – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Das Willebrand-Jürgens-Syndrom, auch von-Willebrand-Syndrom (vWS), ist eine angeborene Gerinnungsstörung, die auf einen Defekt oder Mangel des von-Willebrand-Faktors (vWF) zurückzuführen ist. Der von-Willebrand-Faktor ist ein essentielles Glykoprotein, das eine Schlüsselrolle bei der Blutstillung spielt, indem es die Thrombozytenaggregation (Verklumpung von Blutplättchen) vermittelt und den Faktor VIII stabilisiert, der ebenfalls eine wichtige Funktion im Gerinnungssystem erfüllt.

Die Pathogenese hängt von der Art des Syndroms ab, das in drei Haupttypen unterteilt wird:

  1. Typ 1 (häufigste Form): Charakterisiert durch eine quantitative partielle Verminderung des von-Willebrand-Faktors. Der vWF ist funktionsfähig, aber in unzureichender Menge vorhanden.
  2. Typ 2: Hier liegt ein qualitativer Defekt des vWF vor. Der Faktor wird in ausreichender Menge produziert, ist jedoch strukturell oder funktionell verändert, was zu seiner verminderten Wirksamkeit führt.
  3. Typ 3 (seltenste und schwerste Form): Betroffene weisen einen nahezu vollständigen Mangel des vWF auf, was zu schwerwiegenden Blutungsneigungen führt.

In allen Formen des vWS führt der Defekt des von-Willebrand-Faktors zu einer gestörten Thrombozytenadhäsion und folglich zu einer beeinträchtigten Blutstillung. Bei einem gleichzeitigen Mangel an Faktor VIII kommt es zusätzlich zu Symptomen, die der Hämophilie A ähneln.

Die genetische Ursache des Syndroms liegt meist in Mutationen im VWF-Gen, das für die Synthese des von-Willebrand-Faktors verantwortlich ist.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung durch Eltern, Großeltern

Krankheitsbedingte Ursachen (= erworbene)

Blut, blutbildende Organe – Immunsystem (D50-D90)

  • Autoimmunologische Erkrankungen, nicht näher bezeichnet

Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)

  • Malignes Lymphom (bösartige Neubildung des Lymphsystems), u. a. B-Zell-Lymphome
  • Monoklonale Gammopathie ‒ Paraproteinämie mit Auftreten monoklonaler Antikörper
  • Myeloproliferative Neoplasien (MPN) (früher: chronische myeloproliferative Erkrankungen (CMPE)):
    • akute Di Guglielmo-Syndrom (Erythrämie)
    • chronische myeloische Leukämie (CML) 
    • essentielle Thrombozythämie (ET) – chronische myeloproliferative Erkrankung (CMPE, CMPN), die durch eine chronische Erhöhung der Thrombozyten (Blutplättchen) charakterisiert ist
    • Osteomyelofibrose/Osteomyelosklerose (OMF oder OMS) 
    • Polycythaemia vera (rubra) (PV)
  • Non-Hodgkin-Lymphome (NHL), u. a. Haarzellleukämie (Name kommt von den im Knochenmark nachweisbaren ausgefransten B-Zellen)
  • Plasmozytom (multiples Myelom)

Medikamente

  • Valproinsäure ‒ Wirkstoff, der bei Epilepsie eingesetzt wird