Thrombozytopenie – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Thrombozytopenie* dar.
*Verminderung der Zahl der Thrombozyten (Blutplättchen) auf < 150.000/µl im Blut
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie bekannte Fälle von Bluterkrankungen oder Blutungsneigungen (z. B. Thrombozytopenie (verminderte Anzahl von Blutplättchen), Hämophilie, von-Willebrand-Syndrom, hereditäre thrombotisch-thrombozytopenische Purpura)?
- Bestehen in Ihrer Familie Erkrankungen, die mit einer gestörten Blutbildung oder Knochenmarkerkrankungen einhergehen (z. B. Leukämien, myelodysplastische Syndrome)?
- Gibt es in Ihrer Familie bekannte Autoimmunerkrankungen (z. B. Lupus erythematodes, rheumatoide Arthritis)?
- Gibt es in Ihrer Familie erbliche Stoffwechsel- oder Lebererkrankungen (z. B. Morbus Gaucher, hereditäre hämolytische Anämien), die mit einer Thrombozytopenie assoziiert sein könnten?
Sozialanamnese
- Beruf:
- Welchen Beruf üben Sie aus?
- Sind Sie in Ihrem Beruf schädigenden Arbeitsstoffen ausgesetzt (z. B. Benzol, Pestizide, ionisierende Strahlung)?
- Gibt es Hinweise auf eine erhöhte Infektionsgefährdung in Ihrem beruflichen oder privaten Umfeld (z. B. Gesundheitsberufe, Arbeit mit Immunsupprimierten oder in Laboratorien)?
- Haben Sie in den letzten Monaten Reisen in Gebiete unternommen, in denen Infektionen wie Dengue-Fieber oder Malaria verbreitet sind?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Sind Hautveränderungen wie Petechien (punktförmige Blutungen), Ekchymosen (flächige Blutergüsse) oder Schleimhautblutungen (z. B. Zahnfleisch- oder Nasenbluten) plötzlich aufgetreten oder bestehen sie schon seit längerer Zeit?
- Wo befinden sich die Haut- bzw. Schleimhautveränderungen?
- Sind sie lokalisiert oder treten sie am ganzen Körper auf?
- Sind die Haut- bzw. Schleimhautveränderungen schmerzhaft?
- Haben Sie eine erhöhte Neigung zu blauen Flecken, auch ohne ersichtlichen Grund oder nach leichten Stößen?*
- Bluten Wunden ungewöhnlich lange oder treten spontane Blutungen (z. B. Nasenbluten, Zahnfleischbluten, punktförmige Hauteinblutungen) auf?*
- Haben Sie verstärkte oder verlängerte Menstruationsblutungen (bei Frauen)?
- Gab es in letzter Zeit vermehrte Infekte, unklare Fieberschübe ohne erkennbare Ursache oder ein allgemeines Krankheitsgefühl?*
- Haben Sie Nachtschweiß?*
- Haben Sie eine veränderte Haut- oder Haarstruktur (z. B. vermehrter Haarausfall, Blässe oder Gelbfärbung der Haut)?
- Treten Gelenk- oder Muskelschmerzen auf?
- Bestehen Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Durchfall oder Bluterbrechen*?
- Seit wann bestehen die Beschwerden?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Haben Sie in den letzten Monaten eine ungewollte Gewichtsabnahme oder Gewichtszunahme bemerkt? Geben Sie bitte uns Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an
Eigenanamnese
- Bestehen bekannte Vorerkrankungen, insbesondere Bluterkrankungen, Tumor-, Autoimmun-, Milz- oder Lebererkrankungen?
- Haben Sie in der Vergangenheit Operationen oder größere Eingriffe (z. B. Splenektomie (Milzentfernung), Knochenmarktransplantation) gehabt?
- Haben Sie in der Vergangenheit eine Chemotherapie oder Strahlentherapie erhalten?
- Wurden in den letzten Monaten Impfungen durchgeführt?
- Bestehen bekannte Allergien oder Unverträglichkeiten auf Medikamente oder Nahrungsmittel?
Medikamentenanamnese
Nachfolgende Medikamente können zu einer Thrombozytopenie bzw. Thrombozytenfunktionsstörung führen:
- Antibiotika [Thrombozytenfunktionsstörung]
- Acylaminopenicillin + ß-Laktamase-Inhibitor (Piperacillin + Tazobactam, Amoxicillin + Clavulansäure, Ampicillin + Sulbactam)
- Ansamycine (Rifampicin)
- Aminopenicillin (Amoxicillin, Ampicillin)
- Benzylpenicillin (Penicillin G)
- Penicillin (Piperacillin + Tazobactam, Penicillin G, Penicillin V)
- Staphylokokkenpenicilline (Flucloxacillin)
- Sulfonamide
- Trimethoprim/Sulfamethoxazol
- Vancymycin
- Analgetika (Diclofenac, Ibuprofen, Paracetamol)
- Antiarrhythmika (Amiodaron)
- Antidiabetika (Chlorpropamid)
- Antiepileptika (Carbamazepin, Phenytoin, Valproinsäure/Valproat)
- Antimalariamittel (Chloroquin)
- Antimykotika (Amphotericin B)
- Antiprotozoika
- Analogon des Azofarbstoffs Trypanblau (Suramin)
- Nitroimidazole (Benznidazol)
- Pentamidin
- Antithrombotische Mittel (Heparingruppe, Faktor Xa-Inhibitoren/direkte Thrombininhibitoren)
- Darmtherapeutika, antiinflammatorische – Mesalazin
- Diuretika (Hydrochlorothiazid, HCT)
- Heparin + HIT II (Heparin-induzierte Thrombozytopenie) – Argatroban, Danaparoid, Lepirudin
- Herzglykoside (Digoxin)
- Hormone
- Androgen (Danazol)
- Antiöstrogene (Tamoxifen)
- Somatostatin-Analogon (Octreotid)
- Immunmodulator (Levamisol)
- Immunsuppressiva (Thalidomid)
- Januskinase-Inhibitoren (Ruxolitinib)
- Lithium
- Malariamittel (Chinin)
- Monoklonale Antikörper (Abciximab)
- mTOR-Inhibitoren (Everolimus, Temsirolimus)
- Phosphodiesterase-III-Hemmer (Enoximon, Milrinon)
- Röntgenkontrastmittel (Diatrizoat)
- Tuberkulostatika (Rifampicin)
- Thrombozytenaggregationshemmer (TAH): Clopidogrel, Eptifibatid, Tirofiban, Abciximab
- Virostatika
- Antisense-Oligonukleotid (Fomivirsen)
- Nukleosid-Analoga (Aciclovir , Cidofovir, Famciclovir, Ganciclovir, Valganciclovir)
- Proteaseninhibitoren (PI; Proteasenhmmer) – Boceprevir, Telaprevir
- Sonstige (Foscarnet)
- Zytokine (Interferon alpha (Interferon α), Interferon α-2a, Interferon α-2b, Peg-Interferon 2α, Interferon gamma)
- Zytostatika
* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.