Polyzythämie – Klassifikation
Polyglobulie
Primäre Polyglobulie
- Polyzythämie (Polycythaemia vera, PV) – seltene myeloproliferative (die Blutbildung im Knochenmark betreffende) Erkrankung, bei der es zu einer Vermehrung aller drei Blutzellreihen (insbesondere Erythrozyten, jedoch auch Thrombozyten (Blutplättchen) und Leukozyten/weiße Blutkörperchen) im Blut kommt, ohne dass ein physiologischer Stimulus vorliegt)
Sekundäre Polyglobulien
- Pulmonale Ursache:
- chronische Lungenerkrankungen mit Hypoxie (Sauerstoffmangel; z. B. chronisch-obstruktive Lungenerkrankung, COPD)
- Kardiale Ursache:
- Vitien (Herzklappenfehler) mit Rechts-Links-Shunt
- chronische Linksherzinsuffizienz (Linksherzschwäche)
- Renale Ursachen:
- Hydronephrosen (Wassersackniere; Erweiterung des Nierenhohlsystems, die mittel- und langfristig mit einer Zerstörung des Nierengewebes führt)
- Nierenarterienstenose (Nierenarterienverengung)
- Nierentumoren, z. B. Nierenzellkarzinom (Nierenkrebs)
- Zystennieren
- Hydronephrosen (Wassersackniere; Erweiterung des Nierenhohlsystems, die mittel- und langfristig mit einer Zerstörung des Nierengewebes führt)
- Weitere Ursachen
- Aufenthalt in großer Höhe
- CO-Intoxikation (starke Raucher)
- Morbus Cushing – Gruppe von Erkrankungen, die zum Hyperkortisolismus (Hypercortisolismus) ‒ Überangebot von Cortisol ‒ führen
- Kongenitale Methämoglobinämie ‒ angeborene erhöhte Konzentration von Methämoglobin in den Erythrozyten
- Schlafapnoe-Syndrom (SAS) – Atemaussetzer im Schlaf
- Paraneoplastisches Syndrom, beispielsweise beim Ovarialkarzinom (Eierstockkrebs), Kleinhirntumoren etc.
- Posttransplantationserythroblastose ‒ vermehrtes Auftreten von Vorstufen der roten Blutkörperchen nach einer Organtransplantation
Polycythaemia vera (PV)
Die Diagnose wird auf der Basis der aktuellen WHO Kriterien [1] gestellt:
Hauptkriterien (Major-Kriterien)
- Hämoglobin > 18,5 g/dl bei Männern, > 16,5 g/dl bei Frauen (Ausschluss einer sekundären Erythrozytose)
- Nachweis der JAK2V617F-Mutation bzw. JAK2 Exon12-Mutationen
Nebenkriterien (Minor-Kriterien)
- Hyperzellularität mit gesteigerter Erythropoese (Bildung roter Blutkörperchen), Granulopoese (Entwicklung von Granulozyten/eine Gruppe der weißen Blutkörperchen) und Megakaryopoese (Entwicklung von Megakaryozyten im Knochenmark; sie ist Teil der Thrombopoese/Bildung der Thrombozyten, d. h. der Blutplättchen) [Knochenmarkbiopsie]
- Thrombozytose > 450.000/μl
- Leukozytose > 12.000/μl
- Niedriger Erythropoetin-Spiegel (EPO)
- Nachweis von endogenen erythroiden Kolonien (erythropoetischen colony forming units) in vitro
Die Diagnose Polycythaemia vera wird gestellt, wenn beide Hauptkriterien oder wenn das erste Hauptkriterium und zwei Nebenkriterien vorliegen.
Literatur
- WHO classification of tumours of the hemopoietic and lymphoid tissues. WHO Press, 2008.