Morbus Werlhof – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Morbus Werlhof, auch als idiopathische thrombozytopenische Purpura (ITP) bekannt, ist eine Autoimmunerkrankung, die durch eine Verringerung der Thrombozytenzahl aufgrund einer beschleunigten Zerstörung gekennzeichnet ist. Der pathophysiologische Mechanismus umfasst mehrere Faktoren:

  • Autoimmunerkrankung: Morbus Werlhof ist eine Autoimmunerkrankung, bei der Antikörper (meist IgG) gegen Bestandteile der Thrombozyten (Blutplättchen) gebildet werden. Diese Antikörper markieren die Thrombozyten für eine vorzeitige Zerstörung, meistens in der Milz.
  • Verkürzte Überlebenszeit der Thrombozyten: Die betroffenen Thrombozyten werden aufgrund der Antikörperbindung schneller aus dem Blutkreislauf entfernt. Die Thrombozyten-Überlebenszeit verkürzt sich teils drastisch, auf nur wenige Stunden, was zu einer Thrombozytopenie (niedrige Thrombozytenzahl) führt.
  • Abbau in der Milz: Der Abbau der antikörperbeladenen Thrombozyten erfolgt überwiegend in der Milz, was diese zu einem zentralen Organ bei der Erkrankung macht.
  • Gesteigerte Megakaryozytopoese im Knochenmark: Trotz der vermehrten Zerstörung der Thrombozyten versucht das Knochenmark durch gesteigerte Produktion von Megakaryozyten (Vorläuferzellen der Thrombozyten) die verringerte Thrombozytenzahl auszugleichen.
  • Symptome und Schwellenwert: Klinische Symptome der ITP wie Petechien (kleine punktförmige Hautblutungen) und Blutungsneigung treten meistens erst auf, wenn die Thrombozytenzahl unter 30.000/µl fällt. Bei Werten unter 10.000/µl besteht ein erhöhtes Risiko für lebensbedrohliche Blutungen, insbesondere intrakranielle Blutungen.

Es wird angenommen, dass die Autoantikörperbildung durch eine Fehlregulation des Immunsystems erfolgt, bei der die genaue Ursache oft unklar bleibt.

Ätiologie (Ursachen)

Die genaue Ätiologie ist unklar. Man geht von einer auslösenden virale Infektion aus.

Hinweis!

Medikamente, die zu einer isolierten Thrombozytopenie (Mangel an Thrombozyten) führen können:

  • Abciximab ‒ Arzneimittel aus der Gruppe der monoklonalen Antikörper; wirkt als Thrombozytenaggregationshemmer (Gerinnungshemmer)
  • Aciclovir (Virostatikum) ‒ Wirkstoff gegen virale Infektionen
  • Aminosalicylsäure (Mesalazin) ‒ Wirkstoff, der bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen eingesetzt wird
  • Amiodaron (Antiarrhythmikum ) ‒ Wirkstoff gegen Herzrhythmusstörungen
  • Amphotericin B (Antimykotikum) ‒ Wirkstoff gegen Pilzinfektionen
  • Ampicillin (Antibiotikum) ‒ Wirkstoff gegen bakterielle Infektionen
  • Carbamazepin (Antiepilepikum)
  • Chlorpropamid (Antidiabetikum) ‒ Wirkstoff, der beim Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) eingesetzt wird
  • Danazol (Androgen)
  • Diatrizoat (Röntgenkontrastmittel)
  • Diclofenac (Analgetikum/Schmerzmittel)
  • Digoxin (Herzglykosid) ‒ Wirkstoff, welcher bei Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen eingesetzt wird
  • Eptifibatid ‒ Wirkstoff aus der Gruppe der Thrombozytenaggregationshemmer (Gerinnungshemmer)
  • Heparin (Blutgerinnungshemmer)
  • Hydrochlorothiazid (HCT) (Diuretikum) ‒ entwässerndes Medikament
  • Ibuprofen (Analgetikum/Schmerzmittel)
  • Levamisol (Immunmodulator)
  • Octreotid (Somatostatin-Analogon)
  • Paracetamol (Analgetikum/Schmerzmittel)
  • Phenytoin (Antiepileptika) ‒ Wirkstoff aus der Gruppe der Antiepileptika
  • Chinin (Malariamittel)
  • Rifampicin (antibakterielles Mittel aus der Gruppe der Tuberkulostatika ) ‒ Wirkstoff gegen Tuberkulose
  • Tamoxifen (Antiöstrogen)
  • Tirofiban ‒ Wirkstoff aus der Gruppe der Thrombozytenaggreagationshemmer (Gerinnungshemmer)
  • Trimethoprim/Sulfamethoxazol (Antibiotika) ‒ Wirkstoffkombination gegen bakterielle Infektionen
  • Vancymycin (Antibiotikum) ‒ Wirkstoff gegen bakterielle Infektionen