Immundefekt – Infektanfälligkeit (Immundefizienz) – Prävention
Zur Prävention der Immundefizienz (Immundefekt, Infektanfälligkeit) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Ernährung
- Fehlernährung – Insuffiziente Versorgung mit Makro- und Mikronährstoffen.
- Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – Mangel an Zink, Vitamin C, Vitamin D, Eisen und Selen.
- Genussmittelkonsum
- Alkohol – Reduktion der Immunantwort durch chronischen Konsum.
- Tabak (Rauchen) – Schädigung der Schleimhäute und Beeinträchtigung der lokalen Immunabwehr.
- Körperliche Aktivität
- Leistungssport – Übertraining führt zu temporärer Immunsuppression (sog. Open-Window-Effekt).
- Hohe Arbeitsbelastung – Schwerarbeit belastet den Körper zusätzlich.
- Schichtarbeit – Störungen des zirkadianen Rhythmus beeinträchtigen die Immunfunktion.
- Psycho-soziale Situation
- Mobbing – Chronische Stresssituation reduziert die Immunabwehr.
- Schwerwiegende Lebenseinschnitte – Verlust von Angehörigen oder Arbeitsplatzverlust.
- Seelische Konflikte – Ungelöste Konflikte fördern psychosomatische Beschwerden.
- Soziale Isolation – Fehlender sozialer Rückhalt erhöht die Anfälligkeit für Infektionen.
- Stress – Insbesondere chronischer Stress führt zu Cortisolerhöhung und Immunsuppression.
- Schlafqualität
- Schlafmangel – Weniger als 6 Stunden Schlaf täglich führt zu einer reduzierten Immunfunktion.
- Übergewicht und Untergewicht
- Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas) – Beeinträchtigung der zellulären Immunantwort.
- Untergewicht (BMI < 18,5) – Führt zu einer reduzierten Immunabwehr durch Nährstoffmangel.
Umweltbelastungen – Intoxikationen (Vergiftungen)
- Exposition gegenüber ionisierender Strahlung – Zelltod und verminderte Immunfunktion.
- Lärm – Chronischer Lärm führt zu Stress und Immunsuppression.
- Strahlensyndrom – Langfristige Schäden nach hoher Strahlenbelastung.
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
- Ernährung
- Ausgewogene Ernährung – Mit ausreichend Zink, Vitamin C, D, E, Eisen und Selen.
- Supplementierung – Einnahme von Mikronährstoffen bei nachgewiesenem Mangel.
- Genussmittelreduktion
- Verzicht auf Tabak und Alkohol – Senkt das Risiko für Infektionen und stärkt die Immunabwehr.
- Körperliche Aktivität
- Regelmäßige moderate Bewegung – Z. B. Spaziergänge, Schwimmen oder leichtes Krafttraining.
- Psycho-soziale Unterstützung
- Aufbau sozialer Kontakte – Verbessert die psychische Stabilität und stärkt die Resilienz.
- Stressbewältigung – Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder progressive Muskelentspannung.
- Schlafhygiene
- Regelmäßiger Schlaf – 7-9 Stunden pro Nacht fördern die Regeneration des Immunsystems.
- Hygienemaßnahmen
- Regelmäßiges Händewaschen – Verhindert die Übertragung von Krankheitserregern.
- Verwendung von Desinfektionsmitteln – Insbesondere in Risikoumgebungen wie Krankenhäusern.
Präventionsmaßnahmen bei Immundefizienz bzw. Infektanfälligkeit
Nachfolgende Hinweise sollten Patienten mit Tumorerkrankungen oder Immundefekten bzw. Infektanfälligkeit unbedingt beachten!
Nahrungsmittel
Verzicht auf Nahrungsmittel, die nicht sterilisiert sind und viele Krankheitserreger enthalten können:
- rohe oder nur weich gekochte Eier, Spiegeleier
- Tiramisu; keine Speisen mit Eischnee
- Rohmilch oder Rohmilchprodukte (Rohmilchkäse)
- ungenügend zubereitete Fleisch- oder Fischgerichte
- mit Leitungswasser gereinigte Rohkost
Weitere Regeln für die Speisenzubereitung bzw. den Speiseplan, die unbedingt beachtet werden sollten:
- alle Speisen mindestens 10 Minuten lang bei mindestens 60 °C kochen
- angebrochene Lebensmittel sofort aufbrauchen oder den Rest wegwerfen
- Eiscreme nur aus der Tiefkühltruhe; Softeis enthält häufig Krankheitserreger (insbesondere Salmonellen)
Weitere Regeln
- „Cook it, peel it or forget it“ ("schäl' es, koch' es, brat' es oder vergiss es")
- Keine offenen Buffets.
- Früchte frisch schälen.
- Nur in Restaurants mit bekannt hohem Standard essen
Prophylaxe der Waschmaschine vor einer Keimbelastung
- Regelmäßige Reinigung der Dichtung
- Maschine zum Trocknen offen lassen
- Wasche bei ≥ 60 °C
Schutzmaßnahmen gegen durch Vektoren (Krankheitsüberträger) übertragene Krankheiten/Weiteres
- Durchführung einer Expositionsprophylaxe, d. h. Mückenschutz v. a. in der Dämmerung und in der Nacht:
- Aufenthalt in moskitosicheren Räumen (Klimaanlage, Fliegengitter) während der Dämmerung/Nacht
- Schlafen unter Moskitonetzen (imprägniert mit insektenabtötenden Substanzen)
- Tragen entsprechender (ggf. imprägnierter) Kleidung (langärmlige Blusen und Hemden, lange Hosen, Socken)
- Verwendung von Repellents (relativer Schutz!): Insektenschutzmitteln, die mindestens 20 % DEET oder mindestens 10 % Picaridin enthalten
- Hochrisikoaktivitäten
- Aufenthalt in Menschenmengen (Basare, öffentliche Verkehrsmittel, Stadien)/Krankenhäusern (inhalativ übertragene Erkrankungen)
- Vermeidung
- Süßwasserkontakt in Gebieten, in denen die Schistosomiasis (Bilharziose) oder andere Infektionen endemisch (örtlich begrenzt auftreten) sind
- Süßwasserkontakt nach Regenfällen/Überflutungen (Leptospirose)
- Barfußlaufen, riskante ungeschützte sexuelle Aktivitäten, Vermeidung von perkutanem Blutkontakt (Tattoos, Piercings), Annäherung an Tieren (Tollwut)
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention richtet sich an Personen mit ersten Anzeichen einer Immunschwäche, um Komplikationen zu verhindern.
- Früherkennung und Diagnostik
- Labordiagnostik: Kontrolle der Lymphozytenzahl, Immunoglobuline und Entzündungsparameter.
- Screening: Identifikation von zugrunde liegenden Erkrankungen wie HIV oder Diabetes.
- Immunmodulation
- Immunstärkende Therapie: Regelmäßige Einnahme von Vitamin D und Zink bei nachgewiesenem Mangel.
- Impfungen: Auffrischung und Einhaltung von Impfempfehlungen (z. B. Influenza, Pneumokokken).
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention zielt auf die Vermeidung von Komplikationen bei bestehender Immundefizienz.
- Langzeitmanagement
- Immunglobulintherapie: Gabe von Immunglobulinen bei schwerem Antikörpermangel.
- Antibiotikaprophylaxe: Bei rezidivierenden bakteriellen Infektionen.
- Prävention opportunistischer Infektionen: Z. B. durch Antimykotika oder antivirale Medikamente.
- Patientenschulung
- Aufklärung über Symptome und frühes Erkennen von Infektionen.
- Förderung einer stabilen Lebensweise mit regelmäßigen Kontrolluntersuchungen.
- Rehabilitation
- Aufbau von körperlicher und psychischer Stabilität durch gezielte Programme.
- Psychosoziale Unterstützung – Langfristige Betreuung bei psychosomatischen Beschwerden.