Immundefekt – Infektanfälligkeit (Immundefizienz) – Folgeerkrankungen
Im Folgenden die wichtigsten Erkrankungen bzw. Komplikationen, die durch eine Immundefizienz bzw. Immundefekt mit bedingt sein können:
Atmungssystem (J00-J99)
- Pneumonie (Lungenentzündung) – Häufig durch opportunistische Erreger verursacht, die bei immunkompetenten Personen selten Infektionen auslösen.
Blut und blutbildende Organe sowie bestimmte Störungen mit Beteiligung des Immunsystems (D50-D89)
- Autoimmunerkrankungen – Erhöhte Inzidenz von Erkrankungen wie systemischem Lupus erythematodes oder rheumatoider Arthritis.
- Hämatologische Anomalien – Anämien (Blutarmut), Thrombozytopenien (Thrombozytenmangel (Mangel an Blutplättchen)) und Neutropenien (Mangel an neutrophilen Leukozyten/weiße Blutkörperchen) treten gehäuft auf.
- Lymphoproliferative Erkrankungen – Erhöhtes Risiko für Epstein-Barr-Virus-assoziierte Lymphoproliferationen.
Haut und Unterhaut (L00–L99)
- Hautabszesse, Furunkel (schmerzhafte Entzündung des Haarbalgs und des umliegenden Gewebes) und Karbunkel (Eiterbeute) – Erhöhte Inzidenz aufgrund eingeschränkter Hautabwehrmechanismen.
- Chronische mukokutane Candidiasis – Persistierende Candida-Infektionen der Haut und Schleimhäute.
Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)
- Herpes-simplex-Infektionen – Schwere und rezidivierende Verläufe, insbesondere Herpes genitalis.
- Pneumokokken-Infektionen – Erhöhtes Risiko für invasive Erkrankungen wie Meningitis (Hirnhautentzündung) und Sepsis (Blutvergiftung).
- Scabies (Krätze) – Schwere und therapieresistente Verläufe.
- Tinea (Dermatophytosen) – Ausgedehnte und chronische Hautpilzinfektionen.
- Zytomegalievirus-Infektionen – Schwere systemische Verläufe bei Immunsupprimierten.
- Toxoplasmose – Gefahr schwerer Verläufe und Reaktivierungen.
Neubildungen (C00-D48)
- Aktinische Keratose – Erhöhtes Risiko der malignen (bösartigen) Transformation bei Immunsupprimierten.
- Lymphome – Angeborene Immundefizienzen erhöhen das Risiko für Non-Hodgkin-Lymphome.
- Kaposi-Sarkom – Assoziiert mit humanem Herpesvirus 8, insbesondere bei HIV-Infektion.
Schlüsselnummern für besondere Zwecke (U00-U99)
- Multiresistente Erreger (MRE) – Erhöhte Anfälligkeit für Infektionen mit antibiotikaresistenten Keimen.
Urogenitalsystem (N00-N99)
- Balanitis – Häufige und persistierende Entzündungen der Glans penis (Eichel).
- Kolpitis/Vaginitis – Rezidivierende (wiederkehrende) und therapieresistente Scheidenentzündungen.
- Zystitis – Chronische Blasenentzündungen mit atypischen Erregern.
Verdauungssystem (K00-K93)
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) – Frühmanifestation bei Kindern (<2 Jahre) kann auf monogenetische Ursachen wie XIAP-Defizienz, IPEX-Syndrom oder IL-10/IL-10-Rezeptor-Defekte hinweisen. Empfohlen wird eine genetische Diagnostik bei früher Manifestation.
Bei folgenden immunologischen Notfällen soll eine sofortige Kontaktaufnahme mit einer in der Immundefektdiagnostik und -behandlung erfahrenen Klinik erfolgen [1]:
Symptome bzw. Laborwerte | Primäre Immundefekte (PID) |
Erythrodermie (Rötung (Erythem) des gesamten Hautorgans) in den ersten Lebenswochen | Verdacht auf schweren kombinierten Immundefekt (Severe combined Immunodeficiency, SCID): Gruppe genetischer Erkrankungen (autosomal- oder X‑chromosomal-rezessive Gendefekte), die durch ein völliges Fehlen der Immunabwehr charakterisiert sind (Hemmung der Entwicklung von T-Lymphozyten sowie ggf. Fehlen der B-Lymphozyten und der NK-Lymphozyten); unbehandelt sterben die meisten Betroffenen bereits im Säuglingsalter; Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) ca. 1:70.000 |
Schwere Lymphopenie im 1. Lebensjahr | Verdacht auf schweren kombinierten Immundefekt (s. o.) |
Schwere Hypogammaglobulinämie | Verdacht auf schweren kombinierten Immundefekt oder Agammaglobulinämie |
Persistierendes Fieber, Lymphoproliferation und Zytopenie (Verminderung der Anzahl der Zellen im Blut); neurologische Störungen | Verdacht auf primäres Hämophagozytosesyndrom |
Schwere Neutropenie (Verminderung der neutrophilen Granulozyten) im Kindesalter (< 500/ l) | Verdacht auf schwere kongenitale Neutropenie |
Adressen entsprechender Kliniken sind auf der API homepage (www.kinderimmunologie.de) und der DGfI homepage (www.immunologie.de) zu finden.
Literatur
- S2k-Leitlinie: Diagnostik auf Vorliegen eines primären Immundefektes (PID). (AWMF-Registernummer: 112 - 001), Oktober 2017 Kurzfassung Langfassung
Leitlinien
- S2k-Leitlinie: Diagnostik auf Vorliegen eines primären Immundefektes (PID). (AWMF-Registernummer: 112 - 001), Oktober 2017 Kurzfassung Langfassung