Immundefekt – Infektanfälligkeit (Immundefizienz) – Anamnese

Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Immundefizienz (Immundefekt, Infektanfälligkeit) dar.

Familienanamnese

  • Wie ist der allgemeine Gesundheitszustand Ihrer Angehörigen?
  • Gibt es in Ihrer Familie Erkrankungen des Immunsystems oder gehäufte Infektionen?
  • Bestehen genetisch bedingte Erkrankungen mit Auswirkungen auf das Immunsystem (z. B. primäre Immundefekte, Autoimmunerkrankungen)?

Sozialanamnese

  • Beruf:
    • Welchen Beruf üben Sie aus?
    • Arbeiten Sie im Schichtdienst oder unter besonderen Belastungen?
    • Sind Sie regelmäßig Kontaktpersonen für viele Menschen (z. B. medizinische Berufe, Lehrberufe, Betreuungspersonen)?
  • Bestehen Hinweise auf psychosoziale Belastungen oder familiäre Stressoren?

Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)

  • Leiden Sie unter wiederkehrenden Infekten? Falls ja:
    • Welche Organsysteme sind betroffen (Atemwege, Magen-Darm-Trakt, Haut, Harnwege, Nebenhöhlen)?
    • Wie häufig treten diese Infekte auf?
    • Sind die Infekte schwerwiegend und benötigen oft Antibiotika oder Krankenhausaufenthalte?
  • Seit wann bestehen diese Symptome?
  • Gibt es eine saisonale oder wetterbedingte Häufung der Beschwerden?
  • Schlafen Sie gut und ausreichend?
  • Haben Sie Begleitsymptome, wie:
    • Chronische Müdigkeit?*
    • Konzentrationsstörungen?*
    • Nachtschweiß?*
    • Fieber?*
    • Geschwollene Lymphknoten?*

Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese

  • Haben Sie an Gewicht verloren oder ungewollt zugenommen? Geben Sie bitte uns Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
  • Ernähren Sie sich ausgewogen?
  • Haben Sie bekannte Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Mangelerscheinungen?
  • Bewegen Sie sich täglich ausreichend?
  • Treiben Sie Leistungssport oder setzen Sie Ihren Körper extremen Belastungen aus?
  • Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen pro Tag?
  • Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?
  • Nehmen Sie Drogen? Wenn ja, welche Drogen und wie häufig pro Tag bzw. pro Woche?

Eigenanamnese

  • Vorerkrankungen, die mit einer Immundefizienz assoziiert sind:
    • Autoimmunerkrankungen?
    • Darmerkrankungen?
    • Diabetes mellitus?
    • HIV?
    • Nierenerkrankungen?
    • Rheumatoide Arthritis?
    • Tumorerkrankungen?
  • Gab es in der Vergangenheit wiederholte oder chronische Infektionen?
  • Haben Sie Operationen durchlaufen, die das Immunsystem beeinflussen könnten (z. B. Milzentfernung, Transplantationen)?
  • Gibt es bekannte Allergien oder Unverträglichkeiten (z. B. Medikamente, Nahrungsmittel, Insektengifte)?

Medikamentenanamnese

  • Nehmen Sie Medikamente ein, die das Immunsystem beeinflussen können? Falls ja, welche?
    • Antikonvulsiva: (z. B. Carbamazepin)
    • Hormone (z. B. Corticosteroide, Östrogene)
    • Glukokortikoide: Betamethason, Budenosid, Cortison, Dexamethason, Fluticason, Methylprednisolon, Prednisolon
    • Immunsuppressiva: Azathioprin, Ciclosporin, Everolimus, Mycophenolsäure, Mycophenolatmofetil, Sirolimus, Tacrolimus
    • Monoklonale Antikörper: Rituximab (kann Immundefekte mit protrahierter Depletion der B-Lymphozyten und/oder Hypogammaglobulinämie verursachen)
    • mTOR-Inhibitoren: Everolimus, Temsirolimus
    • Protonenpumpenhemmer (PPI; Säureblocker): Esomeprazol, Lansoprazol, Omeprazol, Pantoprazol, Rabeprazol
    • Zytostatika: 6-Mercaptopurin, Methotrexat, Cyclophosphamid

Umweltanamnese

  • Besteht eine regelmäßige Exposition gegenüber ionisierender Strahlung (z. B. durch berufliche Tätigkeit oder medizinische Anwendungen)?
  • Sind Sie regelmäßig Lärm oder anderen Umweltfaktoren ausgesetzt, die sich auf Ihre Immunabwehr auswirken können?
  • Gibt es Hinweise auf ein Strahlensyndrom (Symptomenkomplex nach Bestrahlungstherapie oder Strahlenexposition)?

* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)

Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.