Haut- und Schleimhauteinblutungen (Purpura und Petechien) – Differentialdiagnosen

Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien (Q00-Q99)

  • Ehlers-Danlos-Syndrom ‒ Gruppe von genetischen Bindegewebserkrankungen, die gekennzeichnet sind durch eine erhöhte Elastizität der Haut und ungewöhnliche Zerreißbarkeit derselbigen

Blut, blutbildende Organe – Immunsystem (D50-D90)

  • Aplastische Anämie ‒ Form der Anämie (Blutarmut), die durch eine Panzytopenie (Verminderung aller Zellreihen im Blut; Stammzellerkrankung) und eine gleichzeitig vorliegende Hypoplasie (Funktionseinschränkung) des Knochenmarks gekennzeichnet ist
  • Gerinnungsstörungen, nicht näher bezeichnet (z. B. Faktor-IX-Mangel, Willebrand-Jürgens-Syndrom)
  • Hämophilie (Bluterkrankheit)
  • Kryoglobulinämie ‒ chronisch rezidivierende Immunkomplexvaskulitiden (Immunerkrankung der Gefäße), die durch den Nachweis abnormaler, kältepräzipitierender Serumproteine (Kälte-Antikörper) gekennzeichnet sind
  • Morbus Werlhof – Form der idiopathischen thrombozytopenischen Purpura (ITP)
  • Purpura; hier Formen der Purpura:
    • Autoerythrozytische Purpura (Gardner-Diamond-Syndrom) ‒ schmerzhafte Hauteinblutungen, die überwiegend bei jungen Frauen vorkommt
    • Posttransfusionelle Purpura ‒ Hauteinblutungen, die nach einer Bluttransfusion auftreten; verursacht durch Thrombozytenantikörper
    • Psychogene Purpura
    • Purpura anaphylactoides (P. allergica, P. rheumatica) ‒ toxisch-allergische Hauteinblutungen, die nach Infektionen oder aber durch Arzneimittel sowie Nahrungsmittel auftreten
    • Purpura anularis teleangiectodes (Majocchi-Syndrom) ‒ Form der Purpura, die mit arterieller Hypertonie (Bluthochdruck), Atherosklerose (Arteriosklerose, Arterienverkalkung) und Teleangiektasien (sichtbare Erweiterungen oberflächlich gelegener kleinster Blutgefäße) einhergeht
    • Purpura cerebri ‒ Einblutungen im Gehirn, die durch eine lokale Kapillarschädigung bedingt ist
    • Purpura cryoglobulinaemia ‒ Form der Hauteinblutungen, die durch die Kryoglobulinämie bedingt ist
    • Purpura d'effort (Synonyme: Pilgerkrätze; Wanderkrätze; belastungsinduzierte Purpura; Runner's purpura; Exercise-induced vasculitis) – klinisches Bild: rötliche Effloreszenzen (Hautveränderungen), die bei starker körperlicher Dauerbelastung bei großer Hitze auftreten; histopathologisch: leukozytoklastische Vaskulitis (Gefäßentzündung); Therapie: Beine hoch lagern und kühl abzuduschen;  Rötung verschwindet nach 2-3 Tagen (in seltenen Fällen nach 10 Tagen)
    • Purpura factitia ‒ Hauteinblutungen, die durch Manipulationen an der Haut bedingt sind
    • Purpura fulminans – schwere Allgemeinsymptome; fleckige bis großflächige Hauteinblutungen (Sugillationen), die rasch in hämorrhagische Hautnekrosen (Absterben der Haut) übergehen; Auftreten in symmetrischer Anordnung an Gesicht, Extremitäten und Stamm
    • Purpura fulminans Henoch ‒ hoch akut einsetzende und schwer verlaufende Form der Purpura abdominalis sowie der Purpura anaphylactoides
    • Purpura haemorrhagica (idiopathische Thrombozytopenie Werlhof, idiopathische thrombozytopenische Purpura, ITP; Morbus Werlhof) ‒ Störung der Funktion der Blutplättchen
    • Purpura haemorrhagica nodularis (Fabry-Syndrom) ‒ genetisch bedingte Speicherkrankheit, die neben Hauteinblutungen unter anderem zu Hypertonie (Bluthochdruck) und Niereninsuffizienz (Nierenschwäche; Nierenversagen) führt
    • Purpura hyperglobulinaemica (Morbus Waldenström) ‒ Hauteinblutungen, die im Rahmen von Paraproteinämien (vermehrtes Auftreten von Proteinen aus sich unkontrolliert vermehrenden Zellen) auftreten
    • Purpura jaune dócre (Purpura orthostatica; Stauungsblutung)
    • Purpura necroticans Sheldon ‒ Form der Purpura fulminans, die bei Säuglingen und Kleinkindern auftritt
    • Purpura pigmentosa progressiva (Purpura chronica progressiva, Schamberg-Krankheit) ‒ Form der Hauteinblutungen, die wahrscheinlich durch Medikamente oder Nahrungsmittel verursacht wird
    • Purpura pulicosa ‒ allergisch bedingte Reaktion auf Flohstiche mit Einblutungen und Quaddelbildung
    • Purpura Schönlein-Henoch (PSH) – immunologisch vermittelte Vaskulitis (Gefäßentzündung) der Kapillaren sowie der prä- und postkapillären Gefäße
    • Purpura senilis (senile Purpura; (Alters-Sugillationen ohne Krankheitswert) ‒ Form der Purpura, die meist bei älteren Menschen mit aktinisch (Licht) geschädigter Haut auftritt
    • Purpura thrombasthenica (Glanzmann-Naegeli-Thrombasthenie) ‒ genetisch bedingte Blutgerinnungsstörung, die durch einen Strukturfehler in der Membran der Thrombozyten (Blutplättchen) bedingt ist
    • Thrombotisch-thrombozytopenische Purpura (TTP; Synonym: Moschcowitz-Syndrom) ‒ akut einsetzende Purpura mit Fieber, Niereninsuffizienz (Nierenschwäche; Nierenversagen), Anämie (Blutarmut) sowie flüchtigen neurologischen und psychischen Störungen; Auftreten zum größten Teil sporadisch, bei der familiären Form autosomal-dominant
  • Thrombozytopenie ‒ Verminderung der Zahl der Blutplättchen
  • Verbrauchskoagulopathie ‒ Verbrauch der Gerinnungsfaktoren; tritt vor allem bei lebensbedrohlichen Erkrankungen wie der Sepsis (Blutvergiftung) auf

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)

  • Morbus Cushing – Gruppe von Erkrankungen, die zum Hyperkortisolismus (Hypercortisolismus; Überangebot von Cortisol) führen
  • Vitamin C-Mangel
  • Vitamin K-Mangel

Herzkreislaufsystem (I00-I99)

  • Infektiöse Endokarditis (Herzinnenhautentzündung)
  • Vaskulitis (Gefäßentzündung), nicht näher bezeichnet

Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)

  • Cytomegalie
  • Dengue-Fieber – Infektionserkrankung, die vor allem in tropischen und subtropischen Regionen auftritt
  • Felsengebirgsfieber (Zeckenfleckfieber) ‒ akute Infektionserkrankung, die durch Bakterien der Gattung Rickettsia verursacht wird
  • HIV – Erkrankung, die durch das Human Immunodeficiency Virus (HI-Virus) verursacht wird
  • Infektiöse Mononukleose (IM; Synonym: Pfeiffersches Drüsenfieber) – Infektionserkrankung, die durch das Epstein-Barr-Virus verursacht wird
  • Leptospirose (Morbus Weil) – durch Leptospiren verursachte und meist durch Tiere oder Haut-/Schleimhautkontakt übertragene Infektionserkrankung
  • Meningokokkensepsis ‒ Form der Blutvergiftung, die durch das Bakterium Neisseria meningitidis verursacht wird
  • Sepsis (Blutvergiftung)
  • Syphilis (Lues, Geschlechtskrankheit)
  • Trichinellose (Trichinen)
  • Virales hämorrhagisches Fieber – Infektion durch ein Virus, das zu Fieber und Blutungen führt

Leber, Gallenblase und Gallenwege – Pankreas (Bauchspeicheldrüse) (K70-K77; K80-K87)

  • Lebererkrankungen, nicht näher bezeichnet
  • Alkoholische Leberzirrhoseirreversible Schädigung der Leber, die zu einem schrittweisen bindegewebigen Umbau der Leber mit Einschränkung der Leberfunktion führt

Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)

  • Bindegewebserkrankung, nicht näher bezeichnet
  • Vaskulitiden – entzündlich-rheumatische Erkrankungen, die durch eine Neigung zu Entzündungen der (meist) arteriellen Blutgefäße gekennzeichnet sind

Nervensystem (G00-G99)

  • Bakterielle Meningitis – Form der Hirnhautentzündung (Meningitis), die durch Bakterien verursacht wird.

Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)

  • Chronische lymphatische Leukämie (CLL) – bösartige Neubildung des blutbildenden Systems (Hämoblastose)
  • Paraproteinämie (vermehrtes Auftreten von Proteinen aus sich unkontrolliert vermehrenden Zellen) – z. B. Kryoglobulinämie → Purpura cryoglobulinaemia
  • Leukämien (Blutkrebs)
  • Maligne Lymphome (bösartige Neubildung, die vom Lymphsystem ausgeht), überwiegend assoziiert mit Morbus Hodgkin (maligne Neoplasie (bösartige Neubildung) des lymphatischen Systems mit möglichen Befall weiterer Organe)
  • Myelodysplastische Syndrom (MDS) – Gruppe von heterogenen (uneinheitlichen) Erkrankungen des Knochenmarks (Stammzellerkrankungen) 

Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett (O00-O99)

  • Schwangerschaft ‒ kann über einen erhöhten intravaskulären Druck (Druck innerhalb der Gefäße) zur Purpura führen

Urogenitalsystem (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane) (N00-N99)

  • Chronische Niereninsuffizienz (Nierenschwäche) bzw. Nierenversagen, nicht näher bezeichnet

Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)

  • Verletzungen, nicht näher bezeichnet

Labordiagnosen – Laborparameter, die als unabhängige Risikofaktoren gelten

  • Thrombozytopenie – verminderte Anzahl (<150.000/µl) von Blutplättchen (Thrombozyten) im Blut

Medikamente

  • Antikoagulantien (gerinnungshemmende Medikamente) wie Acetylsalicylsäure (ASS), Phenprocoumon  (Cumarin-Derivat) oder Warfarin (aus der Gruppe der 4-Hydroxycumarine, die wiederum als Vitamin K-Antagonisten zu den Antikoagulantien gehören)
  • Corticosteroide
  • Zytostatika ‒ Medikamente, die bei Krebserkrankungen eingesetzt werden

Weitere Ursachen

  • Erhöhter intravaskulärer Druck (Druck im Gefäßsystem); kann bedingt sein durch Husten, Erbrechen