Hämolytische Anämie – Labordiagnostik
Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen
- Kleines Blutbild [MCH normal → normochrom; MCV normal oder ↑ → makrozytär (kann in einigen Fällen von hämolytischer Anämie auftreten, ist jedoch nicht charakteristisch für alle Formen)]
- Differentialblutbild [s. u. "Weitere Hinweise"]
- Retikulozyten ("junge Erythrozyten") [↑↑]
- Entzündungsparameter – CRP (C-reaktives Protein) bzw. BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit) [↑]
- Urinstatus [Urobilin im Urin ↑ (dunkler Urin)]
- Hämolysezeichen – Werte wie LDH ↑ (Laktatdehydrogenase), HBDH ↑ (Hydroxybutyrat-Dehydrogenase), Retikulozyten ↑, Haptoglobin ↓ und indirektes Bilirubin ↑, die eine Hämolyse (Auflösung von roten Blutkörperchen) anzeigen
- Methämoglobulin
- Leberparameter – Alanin-Aminotransferase (ALT, GPT), Aspartat-Aminotransferase (AST, GOT), Glutamat-Dehydrogenase (GLDH) und Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT, GGT); alkalische Phosphatase, Bilirubin
- Coombs-Test
- [Positiv: AIHA (autoimmunologisch vermittelte hämolytische Anämie) oder Transfusion-bedingte Hämolyse oder medikamentösen bedingte Immunhämolyse (autoimmunologisch vermittelte hämolytische Anämie)
- Negativ: PNH (paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie) oder infektbedingte Hämolyse ohne mechanische Hämolyse oder primäre TMA (autoimmunologisch vermittelte hämolytische Anämie)]
Hinweis: Im Rahmen einer Parvovirus-B19-Infektion (ohne Exanthem): Parvovirus-B19-induzierte aplastische Krise bei hämolytischen Anämien.
Hämolytische Anämie
- Verkürzte Lebensdauer der Erythrozyten (rote Blutkörperchen), die nicht ausreichend kompensiert werden kann.
- Retikulozyten ↑
- LDH ↑ (Laktatdehydrogenase), HBDH ↑ (Hydroxybutyrat-Dehydrogenase) und indirektes Bilirubin ↑
Intravasalen Hämolyse (innerhalb der Gefäße)
- Haptoglobin ↓
- Freies Hb ↑
- Fragmentozytennachweis (mechanische Schädigung)
Extravasale Hämolyse (außerhalb der Gefäße)
- Haptoglobin ↓ nur in hämolytischer Krise: Haptoglobin kann auch bei extravasaler Hämolyse abnehmen, nicht nur während einer hämolytischen Krise. Bei extravasaler Hämolyse wird Haptoglobin durch den verstärkten Abbau von Hämoglobin in den Makrophagen der Milz und anderen Geweben verbraucht.
Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung etc. – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- Eisen [Serumeisen: normal oder ↑]
- Ferritin (Eisenspeicherprotein) [normal oder ↑]
- Folsäure
- Vitamin B12
- Transferrin (Eisentransportprotein)
- Löslicher Transferrinrezeptor (sTRF-Wert): bei einer Verwertungsstörung normal (2-5 mg/l); bei echtem Eisenmangel wird er kompensatorisch hochreguliert (> 5 mg/l bei Anämie)
Hinweis: Dieser wird im Gegensatz zu Ferritin und Transferrin durch Entzündungsreaktionen, Lebererkrankungen oder Tumoren nicht verändert. - Zink-Protoporphyrin (ZPP): quantitative Aussage über den Schweregrad des gesamten Eisen-Stoffwechsel-Problems (echter Mangel und Verwertungsstörung) – liegt in erhöhter Konzentration bei einem Eisenmangel vor
- Coeruloplasmin – wg. hypochrome, mikrozytäre Eisenrefraktäre Anämie; Verdacht auf Morbus Wilson
- Porphyrine – bestimmt werden: Delta-Aminolävulinsäure im Urin; Porphobilinogen im Urin; Porphyrine gesamt etc.; wg. Verdacht auf Bleivergiftung, akute hepatische Porphyrien, andere Schwermetallvergiftungen, Arzneimittelschädigung der Leber, chronische hepatische Porphyrien, akute intermittierende Porphyrie (AIP)
- Kälteagglutinine – V.a. akut-passagere oder chronische Kälteagglutininkrankheit, hämolytische Anämie, hyperchrome Anämie, Infektionen u. v. m.
- Hämopexin – Abschätzung des Grades der intravasalen Hämolyse bei nicht messbarem Haptoglobin
- Test auf okkultes (nicht sichtbares) Blut im Stuhl
- Infektionserreger wie z. B. Hantavirus
- Hämoglobin-Elektrophorese – Untersuchung des Hämoglobins, bei der die einzelnen Anteile aufgespalten werden
- Antikörper-Suchtest – werden beispielsweise bei Transfusionszwischenfällen oder Verdacht auf Kälteautoantikörper durchgeführt
- Knochenmarkbiopsie
Weitere Hinweise
- Die Kombination aus Hämolyse, Thrombozytopenie (Mangel an Thrombozyten/Blutplättchen) und Fragmentozyten (Bruchstücke zerstörter Erythrozyten/rote Blutkörperchen) spricht für eine mikroangiopathische hämolytische Anämie (Hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS) oder thrombotisch-thrombozytopenischen Purpura (TTP; Moschkowitz-Syndrom, Moschcowitz-Syndrom)).
- Für die Sphärozytose oder Kugelzellanämie sind kleine kugelige Erythrozyten pathognomonisch (beweisend). Des Weiteren liegt bei einer Sphärozytose eine verminderte osmotische Resistenz vor, d. h. die Erythrozyten hämolysieren bereits früher.
Die Erkrankung manifestiert sich im Kindesalter. Weitere Symptome sind dann ggf. Anämie (Blutarmut), Splenomegalie (Milzvergrößerung), Gallensteine (aus Bilirubins) und Ikterus (Gelbsucht).
- Die homozygote Beta-Thalassämie, die auch als Thalassämia majora bezeichnet wird, stellt sich im Blut als eine schwere mikrozytäre, hypochrome, gering hämolytische Anämie dar:
- Im Detail zeigt sich dabei ist ein erniedrigter Hämoglobinwert (Hb; Blutfarbstoff), dabei ist der mittlere Hämoglobingehalt pro Erythrozyt (MCH ↓) niedriger als normal und das mittlere Erythrozyteneinzelvolumen (MCV ↓) ist verkleinert. Dieses bezeichnet man als Hypochromasie und klassifiziert die Anämie als eine mikrozytäre hypochrome Anämie.
- Im Differentialblutbild sind hypochrome Erythrozyten mit zentraler Verdichtung zu sehen. Diese werden als sogenannte Target- oder Schießscheibenzellen bezeichnet.