Eisenmangelanämie – Prävention

Zur Prävention der Eisenmangelanämie muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren 

  • Ernährung
    • Einseitige Ernährung – Verzicht auf eisenreiche Lebensmittel wie Fleisch, Hülsenfrüchte oder grünes Blattgemüse.
    • Vegetarische und vegane Ernährung – Erhöhtes Risiko aufgrund einer geringeren Bioverfügbarkeit von pflanzlichem Eisen.
    • Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – Unzureichende Zufuhr von Eisen und anderen Mikronährstoffen wie Vitamin C, das die Eisenaufnahme fördert.
  • Genussmittelkonsum
    • Übermäßiger Teegenuss – Tannine im Tee hemmen die Eisenresorption.
    • Alkoholkonsum – Kann die Leberfunktion beeinträchtigen und die Verwertung von Nährstoffen beeinflussen.
  • Körperliche Aktivität
    • Intensiver Sport – Insbesondere Ausdauersportler haben durch vermehrte Erythrozytenzerstörung (Hämolyse) und erhöhten Eisenverlust ein erhöhtes Risiko.
    • Häufige Blutspenden – Regelmäßige Blutspenden können zu einem relevanten Eisenverlust führen.

Weitere Risikofaktoren

  • Medizinische und therapeutische Faktoren

    • Aderlass-Therapie – Regelmäßige Aderlässe bei anderen Erkrankungen wie Hämochromatose können zu Eisenmangel führen.
    • Chirurgische Eingriffe – Magenbypass-Operationen oder andere Eingriffe am Gastrointestinaltrakt können die Resorption von Eisen reduzieren.
    • Chronische Erkrankungen – Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (z. B. Morbus Crohn) oder Malabsorptionssyndrome führen zu einer verminderten Eisenaufnahme.
    • Hämodialyse

Medikamente

  • Analgetika – NSAID (non-steroidal anti-inflammatory drug): z. B.  Acetylsalicylsäure (ASS)* oder Nicht-ASS-NSAID (2-bis 4-fach erhöhter fäkaler Blutverlust) (Prävalenz der Eisenmangelanämie: 10-40 % %)
    *Bei Senioren über 70 Jahre, die täglich 75 bis 100 mg Acetylsalicylsäure (ASS) einnehmen, finden sich häufig ein deutlicher Rückgang von Hämoglobin und Ferritin; im Vergelich zur Verumgruppe besteht ein um relativ 23,5 Prozent erhöhtes Risiko für eine Anämie [2].
  • Antiprotozoika
    • Analogon des Azofarbstoffs Trypanblau (Suramin)
    • Pentamidin
  • Chelatbildner (D-Penicillamin, Trieethylentetramin-Dihydrochlorid (Trien), Tetrathiomolybdan)
  • Direkter Faktor Xa-Inhibitor (Rivaroxaban)
  • Immunsuppressiva (Thalidomid)
  • Januskinase-Inhibitoren (Ruxolitinib)
  • Monoklonale Antikörper – Pertuzumab
  • mTOR-Inhibitoren (Everolimus, Temsirolimus)
  • Neomycin
  • P-Aminosalicylsäure (Mesalazin)
  • Protonenpumpenhemmer (Protonenpumpeninhibitoren, PPI; Säureblocker) – Patienten mit PPI-Dauertherapie sind öfter von Eisenmangel betroffen: Dieses ist abhängig von Therapiedauer und Dosierung [1]
  • Thrombininhibitor (Dabigatran)
  • Tuberkulostatika (Isoniazid, INH; Rifampicin, RMF)
  • Virostatika 
    • NS5A-Inhibitoren (Daclatasvir)
    • Protease-Inhibitoren (Boceprevir, Telaprevir)

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

  • Ernährung
    • Eisenreiche Ernährung – Regelmäßiger Verzehr von rotem Fleisch, Hülsenfrüchten, Nüssen, Samen und grünem Blattgemüse.
    • Vitamin-C-Zufuhr – Fördert die Eisenresorption (z. B. Verzehr von Zitrusfrüchten oder Paprika zu eisenhaltigen Mahlzeiten).
    • Vermeidung von Resorptionshemmern – Reduzierung von tanninhaltigen Getränken (z. B. Tee, Kaffee) zu den Mahlzeiten.
  • Lebensstiländerungen
    • Regelmäßige ärztliche Kontrollen – Insbesondere bei Personen mit erhöhtem Eisenbedarf wie Schwangeren oder Sportlern.
    • Reduktion von Genussmitteln – Einschränkung von Alkohol und koffeinhaltigen Getränken.
  • Supplementierung
    • Eisenpräparate – Prophylaktische Einnahme bei nachgewiesenem Mangel oder erhöhtem Bedarf (z. B. Schwangerschaft, Stillzeit).
    • Multivitaminpräparate – Kombination mit Vitamin C, Folsäure und Vitamin B12 zur Förderung der Hämatopoese.

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention zielt darauf ab, einen bestehenden Eisenmangel frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

  • Früherkennung und Diagnostik
    • Regelmäßige Blutuntersuchungen – Kontrolle von Hämoglobin, Ferritin und Transferrinsättigung bei Risikogruppen.
    • Screening bei chronischen Erkrankungen – Überwachung von Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen, chronischer Niereninsuffizienz oder nach Magen-Darm-Operationen.
  • Therapeutische Maßnahmen
    • Orale Eisenpräparate – Erste Wahl bei leichtem bis mäßigem Eisenmangel.
    • Intravenöse Eisengabe – Bei schwerem Eisenmangel oder Unverträglichkeit oraler Präparate.

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention fokussiert sich auf die Vermeidung von Komplikationen und die langfristige Sicherung eines stabilen Eisenhaushalts.

  • Langzeitmanagement
    • Individuelle Anpassung der Eisensupplementierung – Basierend auf den Laborwerten und der klinischen Symptomatik.
    • Regelmäßige Nachsorge – Überwachung von Patienten mit chronischen Erkrankungen oder gastrointestinalen Problemen.
  • Patientenschulung
    • Aufklärung über Symptome eines Eisenmangels – Sensibilisierung für Anzeichen wie Müdigkeit, Konzentrationsschwäche oder brüchige Nägel.
    • Ernährungsberatung – Förderung eines ausgewogenen und eisenreichen Ernährungsplans.

Literatur

  1. Tran-Duy A et al.: Use of proton pump inhibitors and risk of iron deficiency: a population based case-control study. J Intern Med 2018 Aug 23. doi: 10.1111/joim.12826
  2. McQuilten ZK et al.: Effect of Low-Dose Aspirin Versus Placebo on Incidence of Anemia in the Elderly A Secondary Analysis of the Aspirin in Reducing Events in the Elderly Trial Annals of Internal Medicine 20 June 2023 https://doi.org/10.7326/M23-0675