Aplastische Anämie – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der aplastischen Anämie dar.
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie bekannte Fälle von Blutkrankheiten oder anderen Erkrankungen des Knochenmarks?
- Sind bei Ihren Angehörigen gehäuft Fälle von Anämien (Blutarmut), Leukämien oder anderen hämatologischen Erkrankungen aufgetreten?
- Bestehen bekannte genetische Erkrankungen in der Familie, die mit Blutbildungsstörungen einhergehen (z. B. Fanconi-Anämie)?
Sozialanamnese
- Beruf:
- Welchen Beruf üben Sie aus?
- Sind Sie in Ihrem Beruf schädigenden Arbeitsstoffen ausgesetzt, die die Blutbildung beeinträchtigen könnten (z. B. Chemikalien, Pestizide, Lösungsmittel)?
- Haben Sie in der Vergangenheit regelmäßig Kontakt mit toxischen Substanzen gehabt, z. B. durch eine frühere berufliche Tätigkeit?
- Sind Sie arbeitslos oder haben Sie in letzter Zeit eine berufliche Veränderung durchgemacht?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Ist Ihnen eine vermehrte Blutungsneigung wie vermehrte Bildung von blauen Flecken, Zahnfleisch- oder Nasenbluten aufgefallen?*
- Haben Sie eine verlängerte oder ungewöhnlich starke Menstruationsblutung bemerkt?
- Treten punktförmige Hautblutungen auf?*
- Haben Sie vermehrtes Ohrensausen (Tinnitus)?
- Leiden Sie unter zunehmender Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Leistungsminderung?*
- Sind Sie kurzatmig oder verspüren Sie Atemnot bereits bei leichter Belastung?*
- Haben Sie Herzklopfen oder spüren Sie ein verstärktes Herzrasen?*
- Sind Ihnen Veränderungen in der Verdauung, wie Durchfälle oder Verstopfung, aufgefallen?
- Sind Ihnen Veränderungen beim Wasserlassen, z. B. eine dunklere Urinfarbe oder eine verringerte Urinausscheidung, aufgefallen?
- Ist Ihnen in den letzten Wochen eine generelle Verschlechterung Ihres Gesundheitszustands aufgefallen?
- Hatten Sie gehäuft Infektionen, z. B. Erkältungen, grippale Infekte oder Entzündungen?
- Haben Sie Fieber ohne erkennbare Ursache?*
- Haben Sie eine vermehrte Nachtschweißbildung?*
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Haben Sie in letzter Zeit unbeabsichtigt Gewicht verloren oder zugenommen? Geben Sie bitte uns Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
- Hat sich Ihr Appetit in den letzten Wochen verändert?
- Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen pro Tag?
- Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?
Eigenanamnese
- Vorerkrankungen:
- Haben Sie bekannte Vorerkrankungen, insbesondere Infektionserkrankungen wie Hepatitis, HIV oder andere virale oder bakterielle Infektionen?
- Wurde bei Ihnen jemals eine Autoimmunerkrankung oder eine andere chronische Erkrankung diagnostiziert (z. B. Lupus erythematodes, rheumatoide Arthritis, Morbus Crohn)?
- Wurden bei Ihnen in der Vergangenheit Knochenmarkstörungen festgestellt (z. B. myelodysplastisches Syndrom, Fanconi-Anämie)?
- Haben Sie eine Vorgeschichte mit Leber- oder Nierenerkrankungen?
- Haben Sie in der Vergangenheit Chemotherapien oder Strahlentherapien erhalten?
Medikamentenanamnese
- Allopurinol**
- Alpha-Methyldopa**
- Antibiotika – Medikamente wie Streptomycin**, Tetracyclin** oder Methicillin**
- Antidiabetika – Tolbutamid und Chlorpropamid
- Antihistaminika – Cimetidin
- Antikonvulsiva – Carbomazepin
- Carboanhydrasehemmer (CAH, CAI) – Acetazolamid, Dichlorphenamid, Methazolamid
- Chinidin**
- Chloramphenicol
- Colchicin
- D-Penicillamin – Medikament, welches bei der Therapie der rheumatoiden Arthritis eingesetzt wird
- Lithium**
- Medikamente gegen Protozoen-Infektionen wie Chloroquin oder Mepacrin
- Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) – Phenylbutazon, Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure (ASS)
- Östrogene
- Sedativa – wie Chlorpromazin** oder Meprobamat**
- Sulfonamide
- Tuberkulostatika (Isoniazid, INH)
- Thyreostatika – wie Methylthiouracil oder Carbimazol
- Zytostatika
- Alkylanzien wie Chlorambucil oder Cyclophosphamid
- Antimetaboliten wie Mercaptopurin, Fluorouracil oder Methotrexat
- Mitosehemmer wie Vincristin oder Paclitaxel
Anmerkung: Bei den mit Sternchen (**) gekennzeichneten Medikamenten ist der Zusammenhang mit der aplastischen Anämie nur gering belegt.
* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.