Syndrom des trockenen Auges (Keratokonjunktivitis sicca) – Prävention

Zur Prävention der Keratokonjunktivitis sicca (Syndrom des trockenen Auges) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Ernährung – Mangel an essenziellen Fettsäuren wie Omega-3-Fettsäuren (Eicosapentaensäure und Docosahexaensäure), Vitamin A oder Antioxidantien kann die Stabilität des Tränenfilms beeinträchtigen.
  • Alkohol – Reduziert die Tränenfilmaufrisszeit (break-up time, BUT) und erhöht die Osmolarität des Tränenfilms, was die Symptome des trockenen Auges verstärken kann.
  • Tabak (auch Passivrauchen) – Zigarettenrauch wirkt reizend auf die Augenoberfläche und fördert die Austrocknung des Tränenfilms.

Verhalten im Alltag

  • Tragen von Kontaktlinsen – Mechanische Reibung und eingeschränkter Sauerstoffaustausch können die Augenoberfläche reizen.
  • Arbeit am Computerbildschirm – Längeres Arbeiten reduziert die Blinzelfrequenz, was die Austrocknung der Augen fördert (Office-Eye-Syndrom).
  • Intensives Fernsehen – Verlängerte Bildschirmnutzung führt ebenfalls zu einer verminderten Blinzelfrequenz.

Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)

Trockene Augen (Keratokonjunktivitis sicca) können durch eine Vielzahl von exogenen (äußeren) Faktoren und Umweltbelastungen ausgelöst oder begünstigt werden. Diese Faktoren beeinträchtigen die Stabilität des Tränenfilms, fördern die Austrocknung der Augenoberfläche und führen zu Beschwerden wie Reizung, Trockenheit und Fremdkörpergefühl.

Umweltfaktoren und Belastungen:

  • Luftqualität:
    • Abgase und Staubpartikel
    • Ozon (z. B. aus Kopierern und Druckern)
    • Zigarettenrauch
  • Klimatische Einflüsse:
    • Trockene Raumluft durch überheizte Räume, Fußbodenheizung oder Klimaanlagen
    • Zugluft aus Autogebläsen oder Ventilatoren
  • Arbeitsplatz- und Alltagsbelastungen:
    • Tätigkeit am Computerbildschirm (Office-Eye-Syndrom, Gamer-Eye)
    • Unzureichende oder falsche Beleuchtung
    • Intensives Fernsehen
  • Sonstige Faktoren:
    • Konservierungsmittel in Tränenersatzmitteln (z. B. Tenside, die die Fettschicht des Tränenfilms schädigen)
    • Kontaktlinsen (mechanische Reibung an Horn- und Bindehaut)

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

  • Ernährung – Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichender Zufuhr von essenziellen Fettsäuren wie Omega-3-Fettsäuren (Eicosapentaensäure und Docosahexaensäure), Vitamin A und Antioxidantien kann die Stabilität des Tränenfilms fördern.
  • Genussmittelkonsum – Der Verzicht auf Tabak und die Reduktion von Alkohol können die Augenoberfläche schützen und die Symptome des trockenen Auges lindern.
  • Hydratation – Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr unterstützt die Tränenproduktion und die Feuchtigkeitsversorgung der Augen.
  • Lidschlagübungen – Regelmäßiges bewusstes Blinzeln kann die Verteilung des Tränenfilms verbessern.
  • Schutzmaßnahmen – Verwendung von Brillen oder Schutzbrillen bei Wind oder in klimatisierten Räumen reduziert die Verdunstung des Tränenfilms.

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention zielt darauf ab, die Symptome des trockenen Auges frühzeitig zu erkennen und gezielt Maßnahmen einzuleiten.

  • Früherkennung und Diagnostik
    • Augenärztliche Untersuchung – Regelmäßige Kontrolle der Tränenfilmstabilität und Untersuchung der Augenoberfläche.
    • Screening auf Umweltfaktoren – Identifikation von externen Auslösern wie Arbeitsplatzbedingungen oder klimatischen Belastungen.
  • Therapeutische Maßnahmen
    • Tränenersatzmittel – Verwendung von konservierungsmittelfreien Tropfen zur Befeuchtung der Augen.
    • Lidrandpflege – Regelmäßige Reinigung der Lidränder zur Unterstützung der Talgdrüsenfunktion.
    • Optimierung des Arbeitsplatzes – Anpassung der Beleuchtung und Vermeidung von Zugluft (z. B. durch Klimaanlagen oder Ventilatoren).

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention fokussiert sich auf die langfristige Betreuung und Verhinderung von Komplikationen bei bestehendem Syndrom des trockenen Auges.

  • Langzeittherapie
    • Medikamentöse Behandlung – Anwendung von Ciclosporin-haltigen Augentropfen oder Corticosteroiden bei entzündungsbedingtem trockenem Auge.
    • Punktumplugs – Einsetzen von Tränenwegsverschlüssen, um den Abfluss der Tränenflüssigkeit zu reduzieren.
  • Lebensstilinterventionen
    • Regelmäßige Pausen – Häufige Pausen bei Bildschirmarbeit zur Förderung des natürlichen Lidschlags.
    • Luftbefeuchtung – Verwendung von Luftbefeuchtern in überheizten oder klimatisierten Räumen.
  • Psychosoziale Unterstützung
    • Patientenschulungen – Aufklärung über die richtige Anwendung von Tränenersatzmitteln und Lidrandpflege.
    • Selbsthilfegruppen – Austausch mit anderen Betroffenen zur Bewältigung der emotionalen Belastung.

Literatur

  1. Deutsches Krebsforschungszentrum Tabakatlas Deutschland 2015. Heidelberg
  2. Secretan B, Straif K, Baan R et al.: A review of human carcinogens – Part E: tobacco, areca nut, alcohol, coal smoke, and salted fish. Lancet Oncol. 2009 Nov;10(11):1033-4.
  3. Kim JH, Kim JH, Nam WH et al.: Oral Alcohol Administration Disturbs Tear Film and Ocular Surface. Ophthalmology 2012; 119: 965-71.