Syndrom des trockenen Auges (Keratokonjunktivitis sicca) – Einleitung
Eine Konjunktivitis ist eine Entzündung der Augenbindehaut. Geht diese Entzündung mit einer verminderten Tränensekretion und Keratitis (Entzündung der Hornhaut) einher, handelt es sich um eine Keratokonjunktivitis sicca (KCS) – das sogenannte "trockene Auge". Dieses Krankheitsbild hat viele Gemeinsamkeiten mit einer Autoimmunerkrankung.
Synonyme und ICD-10
- Bindehautentzündung; engl. Dry Eye Syndrome, DES; Keratokonjunktivitis; ICD-10-GM H16.2: Keratokonjunctivitis
- Syndrom des trockenen Auges, engl. Dry eye syndrome; Sicca-Syndrom; Keratoconjunktivitis sicca (KCS); Keratoconjunktivitis sicca (Trockene Augen); Konjunktivitis sicca; engl. "dry eye syndrome"; lat. siccus "trocken"; ICD-10-GM H19.3: Keratitis und Keratokonjunktivitis bei sonstigen andernorts klassifizierten Krankheiten: Keratokonjunctivitis sicca
Die Definition des trockenen Auges der „Tear Film and Ocular Surface Society“ (TFOS) erkennt die multifaktorielle Natur des "Trockenen Auges" als eine Krankheit an, bei der der Verlust der Homöostase des Tränenfilms das zentrale pathophysiologische Konzept ist. Augensymptome, als weiter gefasster Begriff, der Berichte über Beschwerden oder Sehstörungen umfasst, sind in der Definition enthalten, und die Hauptursachen von Tränenfilminstabilität, Hyperosmolarität sowie Entzündung und Schädigung der Augenoberfläche wurden als wichtig für die Aufnahme in die Definition bestimmt [4].
Formen der Erkrankung
- Akute Konjunktivitis: Tritt plötzlich auf und kann durch Infektionen, Allergien oder Reizstoffe verursacht werden.
- Chronische Konjunktivitis: Lang anhaltend, oft durch chronische Reizungen, Allergien oder systemische Erkrankungen verursacht.
- Keratokonjunktivitis sicca: Charakterisiert durch eine verminderte Tränensekretion und Entzündung der Hornhaut, was zu Trockenheit, Brennen und einem Fremdkörpergefühl im Auge führt. Diese Form kann chronisch verlaufen und erfordert eine langfristige Behandlung.
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: Frauen sind durch die hormonellen Veränderungen in der Menopause (Wechseljahre) häufiger betroffen als Männer.
Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt vorwiegend mit zunehmendem Alter auf, meist zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr.
Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) liegt bei 5-35 % aller Menschen, die wegen Augenbeschwerden einen Augenarzt aufsuchen (in Deutschland).
Verlauf und Prognose
Verlauf
Der Verlauf einer Konjunktivitis, insbesondere der Keratokonjunktivitis sicca (KCS, Syndrom des trockenen Auges), hängt stark von der Ursache und der Behandlung ab:
- Akute Konjunktivitis: Tritt plötzlich auf und kann durch Infektionen, Allergien oder Reizstoffe verursacht werden. Mit geeigneter Behandlung klingen die Symptome oft innerhalb weniger Tage bis Wochen ab.
- Chronische Konjunktivitis: Diese Form ist lang anhaltend und kann durch chronische Reizungen, Allergien oder systemische Erkrankungen verursacht werden. Sie erfordert eine kontinuierliche Behandlung und regelmäßige Kontrolle.
- Keratokonjunktivitis sicca: Charakterisiert durch eine verminderte Tränensekretion und Entzündung der Hornhaut, was zu Trockenheit, Brennen und einem Fremdkörpergefühl im Auge führt. Diese Form kann ebenfalls chronisch verlaufen und erfordert eine langfristige Behandlung.
Prognose
- Günstige Prognose bei adäquater Therapie: Bei entsprechender Behandlung, einschließlich Tränenersatzmitteln, entzündungshemmenden Medikamenten und geeigneter Lidpflege, können die Symptome effektiv gelindert werden. Die regelmäßige Kontrolle beim Augenarzt ist wichtig, um den Therapieerfolg zu überwachen und Anpassungen vorzunehmen.
- Erhalt der Sehkraft: Die Sehkraft wird durch Keratokonjunktivitis sicca normalerweise nicht beeinträchtigt. Bei konsequenter Behandlung können die Beschwerden in der Regel gut kontrolliert werden, sodass die Lebensqualität der Betroffenen erhalten bleibt.
- Chronische Beschwerden bei unzureichender Behandlung: Ohne adäquate Behandlung kann es jedoch zu einer Verschlechterung der Symptome und chronischen Beschwerden kommen, was die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann.
Komorbiditäten
Das trockene Auge ist signifikant mit Angststörungen und Depressionen assoziiert [1, 2]. Eine weitere Komorbidität ist eine Hypercholesterinämie (erhöhter Cholesterinspiegel im Blut) [3].
Literatur
- Sullivan RM, Cermak JM, Papas AS, Dana MR, Sullivan DA: Economic and quality of life impact of dry eye symptoms in women with Sjogren's syndrome. Adv Exp Med Biol 2002; 506: 1183-8. e13.
- Paulsen AJ, Cruickshanks KJ, Fischer ME et al.: Dry eye in the beaver dam offspring study: prevalence, risk factors, and health-related quality of life. Am J Ophthalmol 2014; 157: 799-806.
- Pinna A, Blasetti F, Zinellu A et al.: Meibomian gland dysfunction and hypercholesterolemia. Ophthalmology. 2013 Jun 6. pii: S0161-6420(13)00411–9. doi: 10.1016/j.ophtha.2013.05.002
- Craig JP, Nichols KK, Akpek EK et al.: TFOS DEWS II Definition and Classification Report. Ocul Surf 2017 Jul;15(3):276-283. doi: 10.1016/j.jtos.2017.05.008. Epub 2017 Jul 20.
Leitlinien
- Leitlinie der BVA und DGV: "Trockenes Auge" (Sicca -Syndrom) und Blepharitis. November 2015. Leitlinie 11