Sehverlust, plötzlicher (Visusverlust, akuter) – Symptome – Beschwerden
Folgende Symptome und Beschwerden können gemeinsam mit einem akuten Visusverlust (plötzlicher Sehverlust) auftreten:
Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf einen plötzlichen Sehverlust und werden oft zuerst bemerkt:
- Akuter Visusverlust: Plötzlicher Sehverlust, ein- oder beidseitig, oft ohne Vorwarnung
Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild eines plötzlichen Sehverlusts:
- Sehveränderungen: Verschwommenes oder trübes Sehen, häufig als "Nebel" beschrieben (50-70 %)
- Lichtblitze: Wahrnehmung von hellen Lichtphänomenen, die vor oder während des Sehverlusts auftreten können (40-60 %)
Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:
- Augenschmerzen: Häufig verstärkt bei Bewegung (30-40 %)
- Cephalgie (Kopfschmerzen): Schmerzen, die begleitend oder als Vorboten auftreten können (20-30 %)
Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:
- Nausea (Übelkeit) und Vertigo (Schwindel): Können als Reaktion auf den plötzlichen Sehverlust auftreten (10-20 %)
- Erschöpfung oder allgemeines Krankheitsgefühl (bei 10-15 %)
Cave (Achtung)!
- Beim Erstkontakt durch den Hausarzt sollte kein Mydriatikum (pupillenerweiternde Wirkstoffe) eingesetzt werden, da es das klinische Bild verzerren kann.
Warnzeichen (red flags)
- Sehverlust monokulär ("ein Auge betreffend") → denken an: Auge oder Sehnerv vor dem Chiasma betroffen
- Kirschroter Fleck auf der Fovea centralis (Sehgrube) → pathognomonisch (für eine Krankheit beweisend) für ein Netzhautarterienverschluss
- Lichtbiltze → denken an: Ablatio retinae (Netzhautablösung), Glaskörperblutung, Migräne, Transitorische ischämische Attacke (TIA; plötzlich auftretende Durchblutungsstörung des Gehirns, die zu neurologische Störungen führt, die sich innerhalb von 24 Stunden zurückbilden) bzw. Apoplex (Schlaganfall)
- Akuter, schmerzloser, einseitiger Visusverlust + älterer Patient → Ablatio retinae (Netzhautablösung)
Auch eine Glaskörperblutung kann eine akute einseitige Sehverschlechterung hervorrufen; oft liegt eine diabetische Grunderkrankung vor.
Bei einem Zentralarterienverschluss (ZAV) setzt der einseitige Visusverlust typischerweise – im Gegensatz zur Netzhautablösung – schlagartig ein. - Kopfschmerzen → denken an:
- akutes Glaukom (akutes Winkelblockglaukom; Glaukomanfall)
- Arteriitis temporalis (Synonyme: Arteriitis cranialis; Morbus Horton; Riesenzellarteriitis; Horton-Magath-Brown-Syndrom) – systemische Vaskulitis (Gefäßentzündung), die vor allem bei älteren Menschen die Arteriae temporales (Schläfenarterien) befällt
- Apoplex (Schlaganfall)
- Augenmigräne (Synonyme: ophthalmische Migräne; Migraine ophtalmique) – Variante der Migräne, bei der vorübergehende, beidseitige Sehstörungen (Flimmern, Lichtblitze, Skotome (Einschränkungen des Gesichtsfeldes); ähnlich wie bei einer "normalen" Migräne mit Aura) auftreten; häufig ohne, manchmal aber auch mit Kopfschmerzen, die mitunter auch erst im Anschluss an die Sehstörungen auftreten; Dauer der Symptome meistens 5-10 Minuten, selten länger als 30-60 Minuten
Von der Augenmigräne abzugrenzen ist die retinale Migräne, bei der nur die Retina, d. h. die Netzhaut am Augenhintergrund, betroffen ist – Variante der Migräne, bei der vollständig reversible monokuläre ("ein Auge betreffend"), positive und/oder negative visuelle Phänomene (Flimmern, Skotome oder Blindheit) auftreten; diese treten gemeinsam mit Kopfschmerzen auf, die noch während der Sehstörungen beginnen oder innerhalb von 60 Minuten folgen
- Schmerzendes Auge (Augenschmerzen) → denken an: akutes Glaukom (akutes Winkelblockglaukom; Glaukomanfall)
- Augenmotilität gestört → denken an: infra-/supranukleäre Paresen