Schielen (Strabismus) – Operative Therapie

Indikation für die Operation

Die operative Therapie des Strabismus wird durchgeführt, wenn konservative Maßnahmen wie eine Okklusionsbehandlung (Abkleben des stärker sehenden Auges) und ggf. eine Brillenanpassung nicht ausreichen, um eine Verbesserung der Augenstellung und der Sehfunktionen zu erreichen. Ziel der Operation ist es, die Größe des Schielwinkels zu reduzieren und eine möglichst normale Augenstellung wiederherzustellen, um Binokularsehen (beidäugiges Sehen) zu fördern und funktionelle Einschränkungen zu minimieren.

Zeitpunkt der Operation

  • Frühoperation (2-3 Jahre):
    • Vorteile:
      • Unterstützt die Entwicklung des Binokularsehens.
      • Reduziert das Risiko einer dauerhaften Amblyopie (Schwachsichtigkeit).
    • Indikation: Frühkindliches Schielsyndrom mit deutlich sichtbarem Schielwinkel und Risiko für eine gestörte visuelle Entwicklung.
  • Spätoperation (5-6 Jahre):
    • Vorteile:
      • Ermöglicht genauere präoperative Diagnostik und Dosierung des Eingriffs.
      • Bessere Kooperation des Kindes bei Untersuchungen und Nachbehandlung.
    • Indikation: Schielwinkel, der eine sofortige Frühoperation nicht zwingend erfordert oder bei dem eine genaue Diagnostik abgewartet werden kann.
  • Generelle Empfehlung: Eine Schieloperation sollte spätestens vor der Einschulung erfolgen, da unbehandeltes Schielen zu funktionellen und sozialen Einschränkungen führen kann.

Operative Verfahren

  • Muskelverlagerung (Rezession und Resection):
    • Technik: Schwächung eines überaktiven Muskels (Rezession) und/oder Verstärkung eines unteraktiven Muskels (Resektion) durch chirurgische Verlagerung oder Kürzung.
    • Ziel: Verbesserung der Augenstellung durch Ausgleich der muskulären Kräfte.
  • Fadenoperation (Justierbare Fäden):
    • Technik: Einstellung der Muskelspannung nach der Operation zur Feinkorrektur des Schielwinkels.
    • Vorteil: Anpassung der Augenstellung im frühen postoperativen Verlauf.
  • Operation am vertikalen Schielapparat:
    • Bei vertikalen Fehlstellungen (z. B. Hypertropie) wird die Muskulatur der vertikalen Augenmuskeln angepasst.
  • Botulinumtoxin-Injektion:
    • Indikation: Temporäre Behandlung bei bestimmten Formen des Strabismus (z. B. paralytisches Schielen).
    • Technik: Injektion in den überaktiven Muskel zur temporären Schwächung.

Ziele der Schieloperation

  • Reduktion des Schielwinkels, um eine möglichst normale Augenstellung zu erreichen.
  • Verbesserung der Fusion (Verschmelzen der beiden Seheindrücke zu einem Bild) und Förderung des Binokularsehens.
  • Verringerung kosmetisch auffälliger Fehlstellungen, die die soziale Integration beeinträchtigen können.

Postoperative Versorgung

  • Kontrolle der Augenstellung und -funktion: Regelmäßige Nachsorge zur Überwachung des Operationsergebnisses.
  • Weiterführung der Okklusionsbehandlung: Zur Vorbeugung oder Behandlung von Amblyopie.
  • Sehschulische Betreuung: Unterstützung der visuellen Rehabilitation und Förderung des Binokularsehens.
  • Nachoperationen: In einigen Fällen können Anpassungsoperationen erforderlich sein, insbesondere bei Restschielwinkeln oder bei Rezidiven.

Hinweise

Die Entscheidung über Zeitpunkt und Art der Operation muss individuell getroffen werden, basierend auf Schieltyp, Schweregrad und Entwicklungsstand des Kindes. Eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Augenärzten, Orthoptisten und Kinderärzten ist essenziell, um die bestmöglichen funktionellen und ästhetischen Ergebnisse zu erzielen.