Netzhautablösung (Ablatio retinae) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Eine Ablatio retinae (Netzhautablösung) entsteht in der Regel durch mechanische, degenerative oder krankheitsbedingte Veränderungen im Augeninneren. Die häufigste Ursache ist die altersbedingte Schrumpfung des Glaskörpers. Mit dem Alter verliert der Glaskörper an Volumen, was zu Zugkräften auf die Retina (Netzhaut) führt und die Bildung von Löchern oder Rissen in der Netzhaut begünstigt. Durch diese Risse kann Flüssigkeit aus dem Glaskörper unter die Netzhaut gelangen, was zu einer Ablösung der Retina von der darunterliegenden Schicht (dem Pigmentepithel) führt.

Zusätzlich können proliferative Retinopathien, wie sie bei der diabetischen Retinopathie auftreten, zu einer Netzhautablösung führen. Hier kommt es durch die Gefäßneubildung (Neovaskularisation) zu Zugkräften, die die Netzhaut von der Basis lösen.

Seltener sind Tumoren im Auge oder Entzündungsprozesse, die die Struktur der Netzhaut destabilisieren und zu einer Ablösung führen können.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung durch Eltern, Großeltern 

Krankheitsbedingte Ursachen der sekundären Netzhautablösung

Augen und Augenanhangsgebilde (H00-H59)

  • Degenerative Veränderungen der Retina (Netzhaut) (häufigste Ursache der rissbedingten Ablatio)
  • Myopie (Kurzsichtigkeit)
    • bis -3 Dioptrien (D): 4-fach
    • > -3 D: 10-fach
  • Retinopathie (Netzhauterkrankung)

Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)

  • Tumoren des Auges, nicht näher bezeichnet; z. B. Aderhautmelanom (uveales Melanom; kann zu einer begleitenden Netzhautablösung führen; Risikofaktoren: hellhäutige Menschen und Patienten mit dem Syndrom des dysplastischen Nävus; Menschen im Alter von 60-70 Jahren sind besonders gefährdet)

Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett (O00-O99)

  • Gestationshypertonie (Bluthochdruck in der Schwangerschaft)/Präeklampsie (2,2-fach) [2]

Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)

  • Augenverletzungen, nicht näher bezeichnet

Operationen

  • Kataraktoperation  (Staroperation) – sechs Jahre nach der Operation steigt das Ablationsrisiko um Faktor 7 und steigt mit zunehmender postoperativer Dauer weiter an.

Medikamente

  • Chinolone/Fluorchinolone/Gyrasehemmer (Ciprofloxacin, Moxifloxacin, Nalidixinsäure, Norfloxacin, Lomefloxacin, Levofloxacin, Ofloxacin) [1]
  • Phosphodiesterase (PDE)-5-Hemmern Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil oder Avanafil [3]

Literatur

  1. Etminan M et al.: Oral Fluoroquinolones and the risk of retinal detachement. JAMA 2012; 307: 1414-9
  2. Auger N et al.: Preeclampsia and Long-term Risk of Maternal Retinal Disorders. Obstet Gynecol. 2017 Jan;129(1):42-49. doi: 10.1097/AOG.0000000000001758.
  3. Etminan M et al.: Risk of Ocular Adverse Events Associated With Use of Phosphodiesterase 5 Inhibitors in Men in the US JAMA Ophthalmol. Published online April 7, 2022. doi:10.1001/jamaophthalmol.2022.0663