Kurzsichtigkeit (Myopie) – Operative Therapie
Die operative Korrektur der Myopie richtet sich nach dem Ausmaß der Fehlsichtigkeit und den anatomischen Gegebenheiten des Auges. Folgende Verfahren stehen zur Verfügung:
- Radiale Keratotomie (RK):
- Technik: Einschneiden der Hornhaut mit radiären Einschnitten zur Verringerung der Brechkraft.
- Indikation: Ursprünglich bei leichter bis mittlerer Myopie angewendet; heute kaum noch durchgeführt aufgrund unzureichender Langzeitergebnisse und Komplikationen (z. B. instabile Hornhaut, Visusverschlechterung).
- Intrastromale korneale Ringsegmente (INTACS):
- Technik: Implantation kleiner Halbkreise in das Hornhautstroma zur Stabilisierung und Reduktion der Brechkraft.
- Indikation: Myopie bis -4,0 Dioptrien, vor allem bei irregulärer Hornhaut.
- Vorteile: Reversibel durch Entfernung der Segmente.
- Einschränkungen: Begrenzte Wirksamkeit bei höhergradiger Myopie.
- Photorefraktive Keratektomie (PRK):
- Technik: Abtragung der oberflächlichen Hornhautschicht (Epithel) und Abflachung der Hornhaut mit Excimer-Laser.
- Indikation: Myopie bis -6,0 Dioptrien.
- Vorteile: Keine Klappenerstellung erforderlich, geeignet bei dünner Hornhaut.
- Einschränkungen: Längere Heilungszeit, mögliche postoperative Schmerzen und Hornhauttrübungen.
- Laserassistierte epitheliale Keratomileusis (LASEK):
- Technik: Präparation und Verschiebung der Hornhautepithelschicht, Korrektur mit Excimer-Laser und Einsetzen einer therapeutischen Kontaktlinse.
- Indikation: Myopie bis -6,0 Dioptrien.
- Vorteile: Geeignet für Patienten mit dünner Hornhaut oder trockenen Augen.
- Einschränkungen: Längere Heilungszeit im Vergleich zu LASIK, höhere postoperative Beschwerden.
- Laserassistierte In-situ-Keratomileusis (LASIK):
- Technik: Bildung eines Hornhautlappens (Flap), Gewebeabtragung mittels Excimer-Laser, anschließend Reposition des Flaps.
- Indikation: Myopie bis -8,0 bis -10,0 Dioptrien, abhängig von der Hornhautdicke.
- Vorteile: Schnelle Heilung, minimaler postoperativer Schmerz.
- Einschränkungen: Risiko für Flap-Komplikationen, nicht geeignet bei sehr dünner Hornhaut.
- Implantierte Kontaktlinse (ICL):
- Technik: Implantation einer zusätzlichen Linse in die Vorder- oder Hinterkammer des Auges ohne Entfernung der natürlichen Linse.
- Indikation: Myopie von -10,0 bis -20,0 Dioptrien, besonders bei Patienten mit dünner Hornhaut oder Kontraindikation für Laserbehandlungen.
- Vorteile: Reversibel, keine Veränderung der Hornhautstruktur.
- Einschränkungen: Risiko für Endothelschäden oder Kataraktbildung.
- Kunstlinsenimplantation + LASIK (Bioptik):
- Technik: Kombination aus Kunstlinsenimplantation und anschließender Feinkorrektur der Hornhaut mittels LASIK.
- Indikation: Myopie von -10,0 bis -28,0 Dioptrien, besonders bei hohen Brechungsfehlern.
- Vorteile: Präzise Ergebnisse bei starker Myopie.
- Einschränkungen: Zweizeitiger Eingriff, erhöhtes Komplikationsrisiko.
- Clear Lens Extraction (CLE):
- Technik: Entfernung der natürlichen Linse (ähnlich einer Kataraktoperation) und Implantation einer Kunstlinse.
- Indikation: Myopie bis -28,0 Dioptrien, insbesondere bei Patienten mit hohem Brechungsfehler oder gleichzeitig bestehender Presbyopie.
- Vorteile: Dauerhafte Korrektur der Myopie, zusätzliche Behandlung der Presbyopie möglich.
- Einschränkungen: Erhöhtes Risiko für Netzhautablösung und Endophthalmitis (Entzündung des Augeninneren infolge einer Infektion mit Mikroorganismen).
Auswahlkriterien für die operative Therapie
Die Wahl des Verfahrens erfolgt individuell nach folgenden Parametern:
- Dioptrienwert: Bestimmung der Eignung des Verfahrens.
- Hornhautdicke und -topographie: Relevante Kriterien für Laserbehandlungen.
- Alter des Patienten: Berücksichtigung von Presbyopie und künftigen Entwicklungen wie Katarakt.
- Patientenerwartungen: Klärung realistischer Ergebnisse und möglicher Risiken.