Hervortreten der Augen (Exophthalmus) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Die Pathogenese des Exophthalmus hängt von der zugrunde liegenden Erkrankung ab. Eine der häufigsten Ursachen ist die endokrine Orbitopathie (EO), die im Zusammenhang mit Immunthyreopathien auftritt, insbesondere der Basedow-Krankheit (Morbus Basedow). In diesem Fall stellt der Exophthalmus eine extrathyreoidale Manifestation dar.

Bei der endokrinen Orbitopathie kommt es durch eine autoimmune Entzündungsreaktion zur Einwanderung von autoreaktiven T-Lymphozyten in das Orbitagewebe (die knöcherne Augenhöhle) sowie das Retroorbitalgewebe. Dabei werden auch die Schilddrüse und gelegentlich die Haut der Unterschenkel (praetibiale Region) betroffen. Diese Immunreaktion führt zu einer Entzündung und Schwellung des Weichgewebes in der Orbita, einschließlich der Muskulatur und des Bindegewebes.

Durch die immunologisch bedingte Entzündung kommt es zu einer Volumenzunahme und einem Druckanstieg im knöchernen, begrenzten Raum der Orbita. Diese Volumenvergrößerung betrifft insbesondere das Fett- und Bindegewebe, was zu einer Protrusio bulbi (Hervortreten des Augapfels) und periorbitalen Ödemen (Schwellungen der Lider) führt. Der Exophthalmus manifestiert sich oft zeitlich in engem Zusammenhang mit einer Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion), wobei der Beginn der endokrinen Orbitopathie häufig 6-12 Monate um die Diagnose der Hyperthyreose herumliegt.

Ätiologie (Ursachen)

Krankheitsbedingte Ursachen

Augen und Augenanhangsgebilde (H00-H59)

  • Orbitahämatom (Blaues Auge) – Prellung mit Blutansammlung in der Augenhöhle und dem umgebenden Hautbereich
  • Orbitaphlegmone – seltene, gefährliche Erkrankung der Augenhöhle (Orbita), die mit einer Infektion der Augenlider und der umgebenden Haut vor dem Septum orbitale einhergeht

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)

  • Endokrine Orbitopathie (hormonell bedingte Erkrankung der Agenhöhle(n)gewebe) bei Morbus Basedow* (Form der Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion), die durch eine Autoimmunerkrankung bedingt ist) oder eine andere Autoimmunthyreoiditis (Schilddrüsenentzündung aufgrund einer Autoimmunerkrankung) 

Herzkreislaufsystem (I00-I99)

  • Gefäßanomalien (pulsierender Exophthalmus)
  • Sinus-cavernosus-Thrombose ‒ Auftreten von Blutgerinnseln (Thrombose) in den großen Sammelvenen des Gehirns (venöser Sinus)

Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)

  •  Orbitatumor (raumfordernde Prozesse in der Augenhöhle (Orbita))
    • benigne (gutartige) Orbitatumoren: 
      • Kinder: papilläres Hämangiom (gutartige Geschwulst des Blutsystems), Lymphangiom (gutartige Geschwulst des Lymphsystems)
      • Erwachsene: kavernöser Hämangiome, Meningeome (Hirnhauttumoren, die meistens gutartig sind), Mukozelen (Ansammlung (-zele) von Schleim (lat. mucus) in einem Hohlraum (meist Nasennebenhöhlen))
    • maligne (bösartige) Orbitatumoren:
      • Kinder: Rhabdomyosarkome, Neuroblastom
      • Erwachsene: Lymphome (in der Regel B-Zell-Lymphome), Plattenepithelkarzinomen und Metastasen (Tochtergeschwülste)

*Risikopatienten mit Morbus Basedow für eine endokrine Orbitopathie sind:

  • Menschen über 50 Jahre
  • Männer
  • Raucher
  • Menschen mit instabiler Schilddrüsenfunktion, Diabetes mellitus und/oder Radiojodtherapie im zurückliegenden halben Jahr,
  • Menschen mit zunehmenden Symptomen einer endokrinen Orbitopathie (EO): d. h. Schmerzen in der Augenhöhle, Diplopie (Doppeltsehen), unvollständigem Lidschluss (Lagophthalmus) und eingeschränkter Bulbusbeweglichkeit

Bis zu 40 % der Basedow-Patienten bekommen eine OE.