Grüner Star (Glaukom) – Operative Therapie

Das Glaukom (grüner Star) ist eine chronische Augenerkrankung, die unbehandelt zu einer irreversiblen Schädigung des Sehnervs (Nervus opticus) und damit zur Erblindung führen kann. Die Standardtherapie umfasst in der Regel Augentropfen zur Senkung des intraokularen Drucks (IOD, Augeninnendruck). Aufgrund von Adhärenzproblemen spielen interventionelle Verfahren eine zunehmend bedeutende Rolle in der Therapie des Glaukoms.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Primäres Offenwinkelglaukom (POWG, weitwinkliger grüner Star) bei unzureichender medikamentöser Kontrolle
  • Akutes Winkelblockglaukom (plötzliche Blockade des Kammerwasserabflusses)
  • Sekundäre Glaukome (grüner Star durch andere Ursachen) mit persistierend erhöhtem intraokularen Druck (IOD, Augeninnendruck)
  • Kongenitales (angeborenes) Glaukom (grüner Star bei Geburt)
  • Unverträglichkeit oder mangelnde Adhärenz gegenüber topischer Medikation (lokale Behandlung mit Augentropfen)

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Fortgeschrittene Glaukomschädigung (irreversible Nervenschädigung) mit geringer Prognose für eine Drucksenkung
  • Starke Vernarbungstendenz (Narbenbildung), die die Effektivität des Eingriffs einschränkt
  • Systemische oder okuläre Kontraindikationen (medizinische Gegenanzeigen) für chirurgische Eingriffe

Operationsverfahren

1. Ordnung 

  • Periphere Laser-Iridoplastik – Erweiterung des Kammerwinkels (Bereich zwischen Hornhaut und Regenbogenhaut) durch Argon-Laser-induzierte Straffung der peripheren Iris (Regenbogenhaut) zur Senkung des Augeninnendrucks
  • YAG-Laser-Iridotomie – Eröffnung der Regenbogenhaut (Iris) zur Verbesserung des Kammerwasserabflusses (Flüssigkeitsfluss im Auge)
  • Trabekulotomie – Einschneiden des Trabekelwerks (Netzwerk aus Gewebestrukturen im Auge) zur Verbesserung des Kammerwasserabflusses
  • Trabekulektomie – Anlage einer künstlichen Fistel (neue Drainage) in der Sklera (Lederhaut) zur Ableitung des Kammerwassers (Flüssigkeit im Auge); nach wie vor der Goldstandard mit hoher Langzeiteffektivität [1]
  • Argonlaser- oder Diodenlaser-Trabekuloplastik – Verbesserung des Kammerwasserabflusses durch Laser-induziertes Gewebsremodeling (Strukturumbau)
  • Selektive Lasertrabekuloplastik (SLT) – Gezielte Laserbestrahlung des Trabekelmaschenwerks (Gewebsnetzwerk im Kammerwinkel) zur Verbesserung des Kammerwasserabflusses; langfristige Drucksenkung ohne medikamentöse Therapie möglich [3]
  • Diodenlaser-Zykloablation – Zerstörung eines Teils des Kammerwasser-produzierenden Gewebes (Ziliarkörper) zur Reduktion der Kammerwasserproduktion
  • Ausräumung des Blutes bei traumatischem Glaukom (Entfernung von Blut aus dem Auge nach Verletzung)
  • Goniotomie – Einschnitt in das Gewebe des Kammerwasserabflusses bei kongenitalem Glaukom (angeborener grüner Star)

Beachte: Bei gleichzeitigem primären Engwinkelglaukom (POWG, enger Kammerwinkel) und Katarakt (grauer Star) kann die Linsenentfernung (Operation des grauen Stars) zu einer signifikanten Senkung des intraokularen Drucks (IOD, Augeninnendruck) führen und die Notwendigkeit einer antiglaukomatösen Therapie oder Trabekulektomie reduzieren [2].

2. Ordnung 

  • Tiefe Sklerektomie – Methode zur Verbesserung des Kammerwasserabflusses (Flüssigkeitsfluss), ohne Eröffnung der vorderen Augenkammer
  • Viskokanalostomie – Weiterentwicklung der tiefen Sklerektomie mit gezielter Erweiterung des Schlemm-Kanals (natürlicher Abflussweg für Kammerwasser)
  • Einsetzen künstlich-filtrierender Shunts – Implantation eines Drainageschlauchs (kleiner Schlauch zur Ableitung von Flüssigkeit) zur Druckregulation durch verbesserten Kammerwasserabfluss

Postoperative Nachsorge

  • Regelmäßige Kontrolle des intraokularen Drucks (IOD, Augeninnendruck)
  • Topische entzündungshemmende Medikation (Augentropfen gegen Entzündung) zur Vermeidung von Vernarbungen
  • Kontrolle der Wundheilung und ggf. Anpassung der medikamentösen Therapie
  • Schutz des operierten Auges durch Tragen eines Augenverbandes in den ersten Tagen

Mögliche Komplikationen

  • Infektionen (z. B. Endophthalmitis, Entzündung im Auge)
  • Hypotonie (zu niedriger intraokularer Druck)
  • Vernarbung mit erneuter Druckerhöhung
  • Sekundäre Kataraktbildung (Trübung der Linse nach Operation)
  • Makulopathie (Netzhautschädigung) bei stark gesenktem Augeninnendruck

Vergleich der Operationsmethoden

Verfahren Mechanismus Langzeiterfolg
Trabekulektomie Schaffung einer neuen Drainage für das Kammerwasser Hohe Erfolgsrate, Standardtherapie
SLT Remodeling des Trabekelwerks mittels Laser Drucksenkung ähnlich Augentropfen, keine Vernarbung
Tiefe Sklerektomie Nicht-perforierende Verbesserung des Abflusses Reduziertes Komplikationsrisiko
Shunt-Implantation Drainagesystem für Kammerwasser Reserveoption bei therapierefraktärem Glaukom

Fazit

Die Wahl der operativen Therapie beim Glaukom hängt von der Art und dem Schweregrad der Erkrankung sowie der individuellen Patientenanamnese (medizinische Vorgeschichte) ab. Während die Trabekulektomie weiterhin als Goldstandard gilt, gewinnen minimalinvasive Verfahren wie die selektive Lasertrabekuloplastik zunehmend an Bedeutung. Die kontinuierliche Evaluierung neuer Operationsmethoden und Langzeitdaten wird die Therapieoptionen in Zukunft weiter verfeinern.

Literatur

  1. Landers J, Martin K, Sarkies N et al.: A twent-year-follow-up study of trabeculectomy. Ophthamology 2012; 119: 694-702
  2. Shams PN, Foster PJ: Clinical outcomes after lens extraction for visually significant cataract in eyes with primary angel closure. J Glaucoma 2012; 21: 545-50
  3. Gazzard G et al.: Laser in Glaucoma and Ocular Hypertension (LiGHT) Trial: Six-Year Results of Primary Selective Laser Trabeculoplasty versus Eye Drops for the Treatment of Glaucoma and Ocular Hypertension. Ophthalmology 2023; 130 (2): 139-51.

Leitlinien

  1. European Glaucoma Society: Terminologie und Leitlinien für das Glaukom. ISBN 978-88-98320-14-1, Juli 2015