Grüner Star (Glaukom) – Anamnese

Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik des Glaukoms dar.

Familienanamnese

  • Gibt es in Ihrer Familie häufig Augenkrankheiten?

Soziale Anamnese

Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)

  • Ist Ihnen ein Gesichtsfeldausfall aufgefallen?
  • Hat sich Ihre Sehschärfe vermindert?
  • Haben Sie akut Schmerzen an einem Auge?*
  • Kommt es zeitgleich zu einem fortschreitenden Sehverlust?*
  • Ist Ihnen übel?

Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese

  • Sind Sie übergewichtig? Geben Sie uns bitte Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
  • Leiden Sie unter Schlafstörungen?
  • Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen pro Tag?

Eigenanamnese inkl. Medikamentenanamnese

  • Vorerkrankungen (Augenkrankheiten, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörung (Hypercholesterinämie), Übergewicht, Schlafapnoe)
  • Verletzungen des Auges
  • Operationen
  • Allergien

Medikamentenanamnese

  • Alpha-1-Agonisten (Phenylephrin, Ephedrin)*
  • Beta-2-Agonisten (Albuterol, Salbutamol)*
  • Anticholinergika (Atropin, Glykopyyrolat, Oxybutynin, Scopolamin, (Ipratropium), Botulinumtoxin)*
  • Antidiabetika
    • Biguanide (Drucksteigerung von > 1 mmHg = 14 % erhöhtes Risiko, innerhalb von fünf Jahren ein Glaukom zu entwickeln) [1]
    • Sulfonylharnstoffe (Drucksteigerung von > 1 mmHg = 14 % erhöhtes Risiko, innerhalb von fünf Jahren ein Glaukom zu entwickeln) [1]
  • Antihistaminika (Cetirizin, Loratadin)*
  • Bevacizum – Patienten, die mit altersbedingter Makuladegeneration (AMD) pro Jahr sieben oder mehr intravitreale Injektionen dieses Medikaments erhielten (2,48-faches Risiko) [2]
  • Calciumantagonisten (Calciumkanalblocker)  Glaukomprävalenz (Krankheitshäufigkeit) für ein primäres Offenwinkelglaukom bzw. nicht näher spezifiziertes Glaukom: 0,4 % unter den Patienten mit Calciumantagonisten und 0,2 % für die Patienten ohne eine solche Medikation; höheres Risiko für Patienten ohne Hypertonie (verdoppeltes Glaukomrisiko); mit Hypertonie (Bluthochdruck) betrug die Risikosteigerung 47 % [4]
  • Cortison (Salbe oder Augentropfen), Langzeitbehandlung 
  • Serotonerge Wirkstoffe (SSRI; SNRI; Triptan; Aripiprazol)*
  • Sulfonamide (Topiramat, Acetazolamid, Methylsulfonylmethan (MSM))*

* Medikamente, die einen akuten Winkelblock induzieren können.

Umweltanamnese

  • Feinstaubgehalt – Menschen aus Wohn­gegenden im obersten Viertel der Feinstaubwerte (PM 2,5) litten zu 6 % häufiger an einem Glaukom als die Bewohner im untersten Viertel der Feinstaubbelastung [3]

* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)

Literatur

  1. Ho H et al.: Association of Systemic Medication Use With Intraocular Pressure in a Multiethnic Asian Population. JAMA Ophthalmol 2017, online 12. Januar; doi: 10.1001/jamaophthalmol.2016.5318
  2. Eadie BD et al.: Association of Repeated Intravitreous Bevacizumab Injections With Risk for Glaucoma Surgery. JAMA Ophthalmol. Published online March 16, 2017. doi:10.1001/jamaophthalmol.2017.0059
  3. Chua SYL et al.: The Relationship Between Ambient Atmospheric Fine Particulate Matter (PM2.5) and Glaucoma in a Large Community Cohort. nvestigative Ophthalmology & Visual Science November 2019, Vol.60, 4915-4923. doi:https://doi.org/10.1167/iovs.19-28346
  4. Kastner A et al.: Calcium Channel Blocker Use and Associated Glaucoma and Related Traits Among UK Biobank Participants. JAMA Ophthalmol 2023; https://doi.org/10.1001/jamaophthalmol.2023.3877